Erschienen in:
01.04.2014 | Leitthema
Pharmakokinetische und pharmakodynamische Aspekte bei der Antibiotikatherapie
verfasst von:
Prof. Dr. R. Bellmann
Erschienen in:
Medizinische Klinik - Intensivmedizin und Notfallmedizin
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Ausgabe 3/2014
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Zusammenfassung
Die schwere Sepsis und der septische Schock haben eine hohe Mortalität und erfordern daher eine rasch wirksame verträgliche antibiotische Therapie. Aufgrund pathophysiologischer Vorgänge im Rahmen einer Sepsis kann sich die Pharmakokinetik verändern. Vor allem wasserlösliche Substanzen haben am Beginn einer schweren Sepsis ein erhöhtes Verteilungsvolumen, weshalb eine hohe Anfangsdosis erforderlich ist. Auch die renale Ausscheidung kann zunächst erhöht sein. Im weiteren Krankheitsverlauf kommt es häufig zu Organschäden mit verminderter Elimination, was eine neuerliche Dosisanpassung erfordert. Die Antibiotikaklassen unterscheiden sich in ihren relevanten pharmakokinetisch-pharmakodynamischen Zielparametern. Spitzenkonzentration, Expositionszeit oder Gesamtexposition, ausgedrückt durch die Fläche unter der Konzentrations-Zeit-Kurve, können für ihre Wirksamkeit ausschlaggebend sein. Bei der Behandlung mit zeitabhängigen Antibiotika (z. B. mit β-Lactamen) sollte der Wirkspiegel möglichst konstant über der minimalen Hemmkonzentration (MHK) gehalten werden, was eine häufigere, eventuell auch eine kontinuierliche Verabreichung nahelegt. Bei konzentrationsabhängigen Substanzen (z. B. bei Aminoglykosiden) ist die Höhe der Einzeldosis maßgeblich, während das Dosisintervall angepasst werden kann. Wechselwirkungen mit Antibiotika werden v. a. durch Hemmung des Abbaus, insbesondere von Cytochrom-P-450-Isoenzymen sowie durch Summation toxischer Effekte hervorgerufen. Sie können zu schweren Komplikationen, wie Nierenversagen oder ventrikulären Rhythmusstörungen, führen. Eine Enzyminduktion kann subtherapeutische Spiegel bewirken. Ist eine kontinuierliche Ersatztherapie notwendig, sind die Antibiotikadosierungen entsprechend den Ergebnissen einschlägiger Studien anzupassen.