Erschienen in:
01.09.2014 | Leitthema
Pille und Krebsrisiko
Kontraindikation vs. Chemoprävention
verfasst von:
Dr. M. Schmidmayr, V. Seifert-Klauss, M. Kiechle
Erschienen in:
Gynäkologische Endokrinologie
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Ausgabe 3/2014
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Zusammenfassung
Hintergrund
Zirka 70–75 % aller Frauen im Alter zwischen 16 und 50 Jahren in Deutschland wenden eine der verschiedensten Methoden zur Empfängnisverhütung an; mehr als die Hälfte davon nehmen ein hormonelles orales Kontrazeptivum (OC) ein. Die beiden Hauptanforderungen, die Anwenderinnen an ihre Verhütung stellen, sind hohe kontrazeptive Sicherheit und geringe Nebenwirkungen. Das Thrombose- und das Embolierisiko unter Pilleneinnahme werden in der Öffentlichkeit immer wieder diskutiert, aber auch die Frage, ob das Risiko für Krebserkrankungen beeinflusst wird, ist für Anwenderinnen ebenso wie für verschreibende Ärzte ein wichtiges Thema. Ganz besonders trifft dies für Frauen mit einer genetischen Disposition für maligne Erkrankungen zu.
Ziel der Arbeit
Wie wird das Risiko für verschiedene Krebserkrankungen unter und nach Einnahme oraler Kontrazeptiva modifiziert? Die Abhängigkeit des Risikos vom Einnahmezeitraum, dem zeitlichen Abstand von der Einnahme und von der Anwendung in besonders hormonempfindlichen Lebensphasen (wie der Pubertät) wird dargestellt.
Material und Methoden
Es wird der Stand der Wissenschaft anhand aktueller Studiendaten sowie derzeit gültiger nationaler und internationaler Empfehlungen und Leitlinien wiedergegeben.
Ergebnisse
Aktuelle Metaanalysen zeigen, dass die Einnahme von kombinierten OC das Risiko, an einem Ovarial- oder Endometriumkarzinom zu erkranken, signifikant reduziert; mit längerer Einnahmedauer sinkt das Risiko stärker. Das Mortalitätsrisiko für Brustkrebs steigt nicht signifikant, während für das Cervix- und Kolonkarzinomrisiko keine einheitlichen Daten vorliegen. Ähnliches trifft nicht nur für die Allgemeinbevölkerung, sondern auch für Trägerinnen der Breast-cancer(BRCA)-Mutation zu.
Schlussfolgerung
Es besteht für Frauen ohne hormonabhängige Malignome in der Anamnese keine Kontraindikation für OC als Verhütungsmethode aufgrund eines erhöhten Krebsrisikos. Die Datenlage ist jedoch nicht ausreichend, um hormonelle Kontrazeptiva ausschließlich zur Chemoprävention, z. B. vor dem Ovarialkarzinom bei Hochrisikopatientinnen, einzusetzen.