Erschienen in:
19.07.2022 | Pneumonie | Kardiotechnik/EKZ
Venovenöse extrakorporale Membranoxygenierung bei COVID-19
Erkenntnisse eines Zentrums aus 96 konsekutiven Fällen
verfasst von:
Vincent Hettlich, Moritz B. Immohr, Timo Brandenburger, Detlef Kindgen-Milles, Torsten Feldt, Payam Akhyari, Igor Tudorache, Hug Aubin, Hannan Dalyanoglu, Artur Lichtenberg, Udo Boeken
Erschienen in:
Zeitschrift für Herz-,Thorax- und Gefäßchirurgie
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Ausgabe 5/2022
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Zusammenfassung
Hintergrund
Seit Beginn der COVID-19-Pandemie werden die globalen Gesundheitssysteme vor eine Vielzahl neuartiger Probleme gestellt. Die venovenöse extrakorporale Membranoxygenierung (vv-ECMO) stellt bei Krankheitsverläufen mit therapierefraktärem ARDS häufig eine Ultima Ratio der Therapie dar. Für eine verbesserte medizinische Versorgung ist es notwendig, potenzielle Einflussfaktoren auf den Therapieerfolg zu identifizieren.
Fragestellung
In dieser Arbeit sollen die Erkenntnisse eines ECMO Zentrums vorgestellt werden. Insbesondere interessierte die Frage, durch welche Faktoren das Therapieergebnis einer vv-ECMO-Therapie von COVID-19-Patienten beeinflusst wird.
Material und Methoden
In der Zeit zwischen März 2020 und Dezember 2021 wurden insgesamt n = 96 Patienten in unserem Zentrum mit einer vv-ECMO aufgrund eines ARDS bei COVID-19 behandelt. Es erfolgte eine retrospektive Auswertung der demografischen und gesundheitsspezifischen Faktoren. Hierbei wurden Patienten mit letalem Therapieausgang (L-Gruppe, n = 62) sowie die Überlebenden (Ü-Gruppe, n = 34) miteinander verglichen.
Ergebnisse
Insgesamt überlebten n = 34 (35 %) der Patienten den Krankenhausaufenthalt. Die verstorbenen Patienten hatten ein mittleres Alter von 56,7 ± 9,5 Jahren, verglichen mit 47,9 ± 12,9 Jahren bei den Überlebenden. Unter den behandelten Patienten befanden sich n = 72 (75 %) männliche und n = 24 (25 %) weibliche Patienten. In der Gruppe der verstorbenen Patienten waren n = 51 (82,3 %) Männer sowie n = 11 (17,7 %) Frauen (p = 0,047). Die Prävalenz von Vorerkrankungen wie COPD, Diabetes mellitus, Herz-Kreislauf-Erkrankungen sowie chronischer Niereninsuffizienz zeigte keinerlei Unterschiede zwischen den beiden Gruppen. Auch in Bezug auf das Vorliegen von arterieller Hypertonie und Adipositas konnte kein signifikanter Trend für einen negativen Therapieeinfluss nachgewiesen werden. Es zeigte sich für Patienten mit einem Nikotinabusus in der Anamnese jedoch eine negative Tendenz. Die häufigsten Gründe für ein Versterben waren respiratorische Insuffizienz, neurologische Insulte, Multiorganversagen und Sepsis.
Diskussion
Der Einsatz einer vv-ECMO bei therapierefraktärem ARDS im Rahmen einer COVID-19-Erkrankung geht weiterhin mit einer hohen Sterblichkeit einher und ist somit nur als Ultima Ratio in Betracht zu ziehen. In unserem Patientenkollektiv konnten wir erwartungsgemäß bessere Ergebnisse bei jüngeren Patienten beobachten, jedoch auch bei Frauen. Für die meisten Begleiterkrankungen konnten wir bis dato keinen negativen Einfluss auf das Therapieergebnis nachweisen. Diese Erkenntnisse könnten helfen, zukünftige Risikopatienten zu identifizieren.