Erschienen in:
01.05.2015 | Leitthema
Prämature Ovarialinsuffizienz
Prognosefaktoren und Therapie bei unerfülltem Kinderwunsch
verfasst von:
A.B. Brössner, R.E. Felberbaum
Erschienen in:
Gynäkologische Endokrinologie
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Ausgabe 2/2015
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Zusammenfassung
Ursachen
Das Syndrom der prämaturen Ovarialinsuffizienz (POI) betrifft etwa 1 % aller Frauen < 40 Jahren. Die Ursache kann genetischer, infektiöser, autoimmuner und iatrogener Natur sein. Mehrheitlich liegt jedoch eine idiopathische Form mit unklarer Ätiologie vor.
Therapie
Bei unerfülltem Kinderwunsch wurde in der Vergangenheit meist die Normalisierung der hypergonadotropen Situation angestrebt. Möglicherweise erfolgversprechend ist eine Vorbehandlung mit ultrahohen Östradiol(E2)-Dosen bzw. der Einsatz von Dehydroepiandrosteron. Statistisch signifikante Unterschiede zwischen den Studiengruppen fehlen allerdings ebenso wie die Evidenz für eine Verbesserung der Schwangerschaftsrate durch therapeutische Interventionen. Bei drohender iatrogener Ovarialinsuffizienz sollten die Patientinnen rechtzeitig über die Möglichkeit fertilitätsprotektiver Maßnahmen aufgeklärt werden.
Prognosefaktoren
Folgende unabhängige Prognosefaktoren für das Wiedereinsetzen der Ovarialfunktion wurden identifiziert: positive Familienanamnese für POI, sekundäre Amenorrhö, sonographisch darstellbare Follikel sowie Inhibin- und E2-Spiegel. Ebenso wurde die Höhe des E2-Spiegels nach einer induzierten Entzugsblutung als prädiktiv für Follikelwachstum und Ovulation im Einzelzyklus benannt.
Diagnose und Monitoring
Übereinstimmend wird für eine zügige Diagnosestellung und ein engmaschiges Monitoring über einen ausreichend langen Zeitraum plädiert, um das fertile Fenster der POI-Patientinnen optimal nutzen zu können.
Perspektiven
Eine neue therapeutische Option könnte die In-vitro-Aktivierung von Primordialfollikeln bieten. Eine Fragmentation des Ovars unterbricht den sog. Hippo-Signalweg am Ovar, fördert das Follikelwachstum und generiert reife Oozyten. Die Kombination aus Unterbrechung des Hippo-Signalwegs und zusätzlicher Aktivierung der Follikel mit Akt-Stimulatoren war bei POI-Patientinnen erfolgreich.