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2018 | OriginalPaper | Buchkapitel

2. Prämedikation und Nüchternheit

verfasst von : Wolfram Wilhelm

Erschienen in: Praxis der Anästhesiologie

Verlag: Springer Berlin Heidelberg

Zusammenfassung

Hauptziel der medikamentösen Prämedikation ist die Anxiolyse, wobei diese durch eine gute und empathische Gesprächsführung seitens des Anästhesisten und des Pflegepersonals positiv beeinflusst werden kann. Sollte eine medikamentöse Prämedikation verordnet werden, muss vorher eine Visite stattgefunden haben. Die zur Prämedikation häufig eingesetzten Medikamente werden nachfolgend vorgestellt. Die präoperative Nüchternzeit vor elektiven Eingriffen hat sich in den letzten Jahre gewandelt: Starre Nüchternheitsgrenzen von 6 h für flüssige und feste Nahrung werden zugunsten eines differenzierteren Vorgehens aufgegeben, sodass klare Flüssigkeiten bis 2 h präoperativ akzeptabel sind.
Fußnoten
1
Zu Details der Gesprächsführung beim Prämedikationsgespräch sei der Übersichtsartikel von Seemann et al. empfohlen (Literatur).
 
2
Die Tatsache, dass die Elimination von Oxazepam nicht durch hohes Alter oder Leberinsuffizienz wesentlich verzögert wird, ist damit zu erklären, dass die Glukuronidierung im Alter oder bei Leberinsuffizienz weitgehend unbeeinträchtigt bleibt. Dies ist ein pharmakokinetischer Effekt. Trotzdem muss natürlich – aus pharmakodynamischer Sicht – damit gerechnet werden, dass alte oder leberinsuffiziente Patienten empfindlicher auf eine definierte Dosis Oxazepam reagieren als gesunde Personen.
 
3
Tabletten gelangen nach oraler Einnahme in Magen und Darm und müssen dort aufgelöst werden. Anschließend wird der Wirkstoff über die Darmschleimhaut resorbiert und gelangt über die Pfortader in die Leber. Hier kann es sein, dass bereits ein relevanter Prozentsatz des Medikaments verstoffwechselt wird, bevor es überhaupt seinen Zielort erreicht, dies wird als »First-Pass-Effekt« bezeichnet. Werden z. B. 70% eines Medikaments in der Darmschleimhaut und v. a. in der Leber abgebaut, beträgt der First-Pass-Effekt 70%, die Bioverfügbarkeit liegt dann nur bei 30%. Dies erklärt, warum bei Midazolam-i.v.-Gabe deutlich geringere Dosierungen erforderlich sind: Durch i.v.-Gabe werden Darmschleimhaut und Leber »umgangen«, Midazolam gelangt direkt an die GABA-Rezeptoren im Gehirn.
 
4
Bei der Achalasie öffnet der untere Ösophagussphinkter nicht richtig, entweder, weil die Relaxation beim Schluckakt fehlt (primäre Achalasie), oder bei Tumoren im gastroösophagealen Übergang (sekundäre Achalasie) Gockel et al. (2012) Dtsch Ärztebl 109: 209–214.
 
5
Die Ranitidin-Dosierung zur Aspirationsprophylaxe sauren Magensafts beträgt im Kindesalter 2 mg/kg p.o. Hierzu wird am einfachsten die Ampullenlösung verwendet und als »Saft« verabreicht. Beispiel: 5-kg-Säugling mit Pylorusstenose: Verabreicht werden jeweils 10 mg Ranitidin, also 1 ml der Ampullenlösung p.o.
 
Literatur
Zurück zum Zitat American Society of Anesthesiologists (2011) Practice guidelines for preoperative fasting and the use of pharmacologic agents to reduce the risk of pulmonary aspiration: application to healthy patients undergoing elective procedures. Anesthesiology 114: 495–511 American Society of Anesthesiologists (2011) Practice guidelines for preoperative fasting and the use of pharmacologic agents to reduce the risk of pulmonary aspiration: application to healthy patients undergoing elective procedures. Anesthesiology 114: 495–511
Zurück zum Zitat Broscheit J, Kranke P (2008) Prämedikation – Charakteristika und Auswahl der Substanzen. Anästhesiol Intensivmed Notfallmed Schmerzther 43: 134–142 Broscheit J, Kranke P (2008) Prämedikation – Charakteristika und Auswahl der Substanzen. Anästhesiol Intensivmed Notfallmed Schmerzther 43: 134–142
Zurück zum Zitat DGAI et al (2016) Perioperative Antibiotikaprophylaxe, präoperatives Nüchternheitsgebot und präoperative Nikotinkarenz. Gemeinsame Stellungnahme der Deutschen Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin, der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie, des Berufsverbandes Deutscher Anästhesisten und des Berufsverbandes der Deutschen Chirurgen. Anästh Intensivmed 57: 231-233 DGAI et al (2016) Perioperative Antibiotikaprophylaxe, präoperatives Nüchternheitsgebot und präoperative Nikotinkarenz. Gemeinsame Stellungnahme der Deutschen Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin, der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie, des Berufsverbandes Deutscher Anästhesisten und des Berufsverbandes der Deutschen Chirurgen. Anästh Intensivmed 57: 231-233
Zurück zum Zitat Maurice-Szamburski A, Auquier P, Viarre-Oreal V et al (2015) Effect of sedative premedication on patient experience after general anesthesia - a randomized clinical trial. JAMA 313: 916–925 Maurice-Szamburski A, Auquier P, Viarre-Oreal V et al (2015) Effect of sedative premedication on patient experience after general anesthesia - a randomized clinical trial. JAMA 313: 916–925
Zurück zum Zitat Seemann M, Zech N, Graf BM, Hansen E (2015) Das Prämedikationsgespräch – Anregungen zu einer patientenfreundlichen Gestaltung. Anästhesiol Intensivmed Notfallmed Schmerzther 50: 142–146 Seemann M, Zech N, Graf BM, Hansen E (2015) Das Prämedikationsgespräch – Anregungen zu einer patientenfreundlichen Gestaltung. Anästhesiol Intensivmed Notfallmed Schmerzther 50: 142–146
Zurück zum Zitat Smith I, Kranke P, Murat I et al (2011) Perioperative fasting in adults and children: Guidelines from the European Society of Anaesthesiology. Eur J Anaesthesiol 28: 556–569 Smith I, Kranke P, Murat I et al (2011) Perioperative fasting in adults and children: Guidelines from the European Society of Anaesthesiology. Eur J Anaesthesiol 28: 556–569
Zurück zum Zitat Weiß G, Jacob M (2008) Präoperative Nüchternheit 2008. Ärztliches Handeln zwischen Empirie und Wissenschaft. Anaesthesist 57: 857–872 Weiß G, Jacob M (2008) Präoperative Nüchternheit 2008. Ärztliches Handeln zwischen Empirie und Wissenschaft. Anaesthesist 57: 857–872
Zurück zum Zitat www.esahq.org: Homepage der European Society of Anaesthesiology. Ganz unten auf der Seite sind auch die »Guidelines« aufgelistet. Hier findet man u. a. die ESA-Leitlinie zur präoperativen Nüchternheit aus dem Jahr 2011 www.​esahq.​org:​ Homepage der European Society of Anaesthesiology. Ganz unten auf der Seite sind auch die »Guidelines« aufgelistet. Hier findet man u. a. die ESA-Leitlinie zur präoperativen Nüchternheit aus dem Jahr 2011
Metadaten
Titel
Prämedikation und Nüchternheit
verfasst von
Wolfram Wilhelm
Copyright-Jahr
2018
Verlag
Springer Berlin Heidelberg
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-662-54568-3_2

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