Skip to main content

03.04.2023 | Prävention und Rehabilitation in der Kardiologie | Nachrichten

Zu viel Salz schadet auch bei normalem Blutdruck

verfasst von: Joana Wachter

print
DRUCKEN
insite
SUCHEN

Patienten und Patientinnen mit Hypertonie sollten auf ihren Salzkonsum achten. Aber auch bei Blutdruckwerten im Normbereich kann eine zu hohe Salzzufuhr das Risiko für Atherosklerose erhöhen, zeigt eine schwedische Studie.

Übermäßige Salzaufnahme über die Nahrung zählt zu den kardiovaskulären Risikofaktoren. Während die WHO eine Höchstmenge von 5g täglich für Erwachsene und 2g täglich für Kinder empfiehlt, liegt der tatsächliche Konsum in Europa aktuellen Daten zufolge bei 4—19g pro Tag. In einer Studie ging ein hoher Salzkonsum mit Atherosklerose in den Koronargefäßen und der Halsschlagader einher, was mit einem erhöhtem Herzinfarkt- und Schlaganfallrisiko assoziiert ist.

Dr. Jonas Wuopio vom Karolinska Institut in Huddinge und sein Team berücksichtigten für die Analyse knapp 11.000 Personen mit einem Durchschnittsalter von 58 Jahren, die an der SCAPIS-Studie (Swedish CArdioPulmonary bioImage Study) teilgenommen hatten. Um ihren Salzkonsum zu beurteilen, wurde die Natriumausscheidung im Urin gemessen. Anhand koronarer CT-Angiografien (CCTA) wurden die Menge des Koronarkalks (CAC-Score) und mögliche Koronarstenosen untersucht. Die Forschenden unterschieden zwischen keiner, nicht signifikanter (weniger als 50% Verengung) und signifikanter (mehr als 50% Verengung) Stenose. Zudem unterzogen sich die Teilnehmenden einem Karotis-Ultraschall, der entweder keine Plaque, Plaque in einem oder in beiden Gefäßen ergab.

Lineare Assoziation zwischen Salzkonsum und Atherosklerose

Nach Adjustierung auf Alter, Geschlecht und Studienstandort war ein zunehmender Salzkonsum schrittweise mit mehr Atherosklerose sowohl in den Koronararterien als auch in der Karotis assoziiert. Jeder Anstieg der Natriumausscheidung von 1.000 mg (entsprich ca. 2,5g Kochsalz) ging mit einem signifikant um 3%, 4% bzw. 4% höheren Risiko für Karotisplaque, einen höheren CAC-Score bzw. Koronarstenosen einher. In einem anderen Modell wurde zusätzlich auf kardiovaskuläre Risikofaktoren außer Blutdruck adjustiert, dabei blieben nur die Assoziationen für Karotis-Plaque bestehen, aber nicht die Korrelationen mit koronarer Artherosklerose.

„Der Anstieg des Blutdrucks aufgrund einer hohen Salzaufnahme scheint ein wichtiger zugrunde liegender Mechanismus für diese Befunde zu sein“, erklären sich die Forschenden die Ergebnisse. Diese blieben auch konsistent, wenn die Analysen auf Teilnehmende mit normalem Blutdruck (<140/90 mmHg) oder Personen ohne bekannte kardiovaskuläre Erkrankungen beschränkt wurden. „Das bedeutet, dass nicht nur Patienten und Patientinnen mit Bluthochdruck oder Herzerkrankungen auf ihren Salzkonsum achten müssen“, so Wuopio in einer Pressemitteilung.

„Salzaufnahme beschränken oder Ersatz verwenden“

Die Ergebnisse unterstreichen ihm zufolge den Rat der WHO, den täglichen Salzkonsum auf maximal einen Teelöffel zu beschränken. Da die tatsächliche Salzaufnahme schwer abzuschätzen sei, empfehle er erstens, den Einsatz von Salz beim Kochen und bei Tisch einzuschränken. Zweitens könne statt zu 100% aus Natriumchlorid bestehendem Salz ein Ersatz aus 70—80% Natriumchlorid und 20–30 % Kaliumchlorid verwendet werden, was für die Herzgesundheit von Vorteil sei.

„Die Ergebnisse dieser Studie werfen ein neues Licht auf die direkte Beziehung zwischen übermäßiger Salzaufnahme durch Nahrung und dem Risiko von atherosklerotischen Herz-Kreislauf-Erkrankungen“, schreiben Prof. Maciej Banach von der Medizinischen Universität Lodz et al. in einem Begleitkommentar. Das deute darauf hin, dass die Salzaufnahme sogar vor der Entwicklung von Bluthochdruck ein Risikofaktor für Atherosklerose sein könnte.

print
DRUCKEN
Literatur

Wuopio J et al. The association between sodium intake and coronary and carotid atherosclerosis in the general Swedish population. EHJ 2023. https://doi.org/10.1093/ehjopen/oead024

Banach M et al. Dietary salt intake and atherosclerosis: an area not fully explored. EHJ 2023. https://doi.org/10.1093/ehjopen/oead025

ESC-Pressemitteilung: High salt diet associated with hardened arteries even in people with normal blood pressure. 31.03.2023.

Weiterführende Themen

Passend zum Thema

ANZEIGE

SGLT-2-Inhibitoren für alle Patient:innen mit chronischer Herzinsuffizienz empfohlen

Das ESC-Leitlinien-Update 2023 bedeutet einen Paradigmenwechsel in der Behandlung der Herzinsuffizienz (HF), denn nun werden SGLT-2i sowohl für HFrEF, als auch für HFmrEF und HFpEF empfohlen. Somit können jetzt alle Patient:innen mit HF von SGLT-2i als zentralem Bestandteil der Therapie profitieren.

ANZEIGE

Dapagliflozin als neue Therapieoption zur Behandlung einer Herzinsuffizienz unabhängig von der Ejektionsfraktion

Dapagliflozin ist nun zur Behandlung aller Patient:innen mit chronischer symptomatischer Herzinsuffizienz zugelassen und bietet somit auch neue Hoffnung für die Therapie von jenen mit HFpEF. In der DELIVER-Studie zeigte der SGLT-2-Inhibitor eine signifikante Reduktion von Herzinsuffizienz-Hospitalisierungen und CV-Todesfällen.

ANZEIGE

ACS-Erstlinientherapie: Konsensbeschluss rät zur DAPT mit Ticagrelor

Ein Konsortium führender Fachgesellschaften erarbeitete jüngst auf Basis umfangreicher Metaanalysen einen Konsens für die Therapie koronarer Herzkrankheiten. Was dabei auffiel: Die duale Plättchenhemmung (DAPT) mit Ticagrelor ist die bevorzugte Therapieoption für das akute Koronarsyndrom (ACS).