Erschienen in:
01.06.2009 | Übersichten
Problematik der asynchronen Schrittmacherstimulation
verfasst von:
Prof. em. Dr.-Ing W. Irnich, G. Weiler
Erschienen in:
Rechtsmedizin
|
Ausgabe 3/2009
Einloggen, um Zugang zu erhalten
Zusammenfassung
Wenn sich technische Systeme gegenseitig stören, stellt dies einen Fall für die Normung dar. Wenn ein Schrittmacherpatient in starke magnetische Felder gelangt, wird bei seinem Betreten der Schrittmacher auf asynchrone Störbetriebsart umschalten. Die Frage, ob asynchrone Stimulation von allen Patienten gefahrlos toleriert wird, ist Gegenstand der folgenden Erörterungen. In den sechziger Jahren gab es nur asynchrone Stimulation bei implantierbaren und externen Schrittmachern. Aus dieser Zeit gibt es zahlreiche Berichte über Kammerflimmern bei asynchroner Stimulation. Schon wenige Sekunden genügen, um Kammerflimmern zu erzeugen. Einer der jüngsten Berichte über Kammerflimmern durch einen Schrittmacherimpuls erschien 2004; hier war atriales „undersensing“ bei einem Zweikammerschrittmacher die Ursache. Dass heute die früher beschriebenen Tachyarrhythmien nicht mehr vorkommen sollen, wird mit dem Einsatz moderner Elektroden bei niedrigeren Reizschwellen erklärt. Flimmern kann jedoch auch durch asynchrone Stimulation während tachykarder Phasen auftreten, wobei sich dann die Flimmerschwelle reduziert. Dies kann durch Todesfälle von Patienten mit Bradykardie-Tachykardie-Syndrom im Magnetresonanztomographen belegt werden. Auch wenn kaum noch Berichte über Kammerflimmern in den letzten 10 Jahren existieren, darf keinesfalls gefolgert werden, dass es derartige Fälle nicht mehr gibt. Als Schlussfolgerungen ergeben sich: 1) Das Risiko, bei Magnetauflage Kammerflimmern zu erzeugen, ist zwar sehr selten, es besteht aber nach wie vor. Daraus folgt zwingend eine Aufklärungspflicht des Arztes. 2) Asynchrone Stimulation während einer Tachykardie des Patienten muss wegen der reduzierten Flimmerschwelle absolut vermieden werden. 3) Bei einem Schrittmacherpatienten mit plötzlichem Herztod sollte der Frage nachgegangen werden, ob Kammerflimmern durch asynchrone Stimulation verursacht worden sein könnte.