Klin Monbl Augenheilkd 2013; 230(6): 565-567
DOI: 10.1055/s-0032-1328635
150 Jahre KliMo – gestern und heute
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Highlights gestern Klinische Monatsblätter für Augenheilkunde

J. M. Rohrbach
,
R. Grewe
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
21. Juni 2013 (online)

Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen,

was ist das eigentlich Besondere an den „Klinischen Monatsblättern“? 150 Jahre? Ja, aber „Graefes Archiv“ ist noch 9 Jahre älter. Lückenloses Erscheinen seit 1863 trotz Kriegs- und Nachkriegszeiten und Zeiten wirtschaftlicher Not und damit die älteste ohne Unterbrechung erscheinende ophthalmologische Fachzeitschrift weltweit? Ja, das ist etwas ganz Außergewöhnliches, aber die 3 Jahre 1945–1947, in denen „Graefes Archiv“ wegen der Kriegs- und Nachkriegswirren nicht erscheinen konnte, sind „entschuldbar“ und sollten dem „Archiv“ nicht „angelastet“ werden. Hervorragende wissenschaftliche Arbeiten mit zahlreichen Erstbeschreibungen wie z. B. dem Kayser-Fleischer-Ring [1]? Ja, aber das haben andere Zeitschriften auch vorzuweisen. Eine führende Position unter allen Fachzeitschriften der Welt? Ja, aber das können andere Zeitschriften auch für sich in Anspruch nehmen, und für die „Monatsblätter“ liegt diese Zeit schon etwas zurück, denn sie fällt in den Zeitraum vom Beginn des ersten Weltkriegs bis zum Ende der Weimarer Republik [2]. Personen in der Schriftleitung, die zu den absoluten Größen in der Augenheilkunde zählen wie Carl Wilhelm von Zehender (1819–1916), Wilhelm Uhthoff (1853–1927), Theodor Axenfeld (1867–1930), Aurel von Szily (1880–1945), Rudolf Thiel (1894–1967) oder jüngst Gottfried Naumann? Ja, aber auch andere Zeitschriften hatten berühmte Fachkollegen im Editorial Board. Und so ist – auch wenn das subjektiv sein mag – die „Offene Korrespondenz“ das, was die „Monatsblätter“ ganz wesentlich von anderen Zeitschriften unterscheidet und ihnen einen exzeptionellen Charakter verleiht. „Nekrologe“ erschienen unter anderem auch im „Archiv“, aber die Publikation von sonstigen „unwissenschaftlichen Dingen“ wagten, zumindest bis vor 60 Jahren, so gut wie nur die „Monatsblätter“.

„Offene Correspondenzen über Gegenstände verschiedenen Inhalts, Berichte über Augenheilanstalten usw.“, wie Zehender das annoncierte [3], stellen seit 1863 eine der Haupt-Rubriken in dieser Zeitschrift dar. Axenfeld schrieb dazu 1926 „Unsere ‚Offene Korrespondenz‘, schon von Zehender besonders gepflegt, hat immer sehr mannigfaltige Dinge vereinigt: Hochschulnachrichten, Pläne und Beschreibung neuer Kliniken, persönliche und andere fachliche Ankündigungen, Nachrufe, Bilder und Ehrungen verdienter Fachgenossen, historische wie aktuelle Notizen, kürzere Mitteilungen aus Praxis und Technik. Dieser ganze Stoff soll in Zukunft auch äußerlich, der Übersicht zu Liebe, mehr gegliedert werden: Die ‚Offene Korrespondenz‘ bleibt bestehen, und wer sie benutzen will oder etwa weiter ausgebaut wünscht, möge sich nur melden“ [2]. In der Tat wüssten wir heute sehr viel weniger z. B. über die ersten deutschen Augenkliniken, wenn ihre Baupläne nicht großenteils in den „Monatsblättern“ veröffentlicht worden wären (siehe exemplarisch [4], [5], [6], [7], [8], [9]). Die „Monatsblätter“ sind vor allem Dank der „Korrespondenz“ – und auch weil sie der originären (deutschen) Sprache treu geblieben sind – ein Quell für die ophthalmo-historische Forschung. Sie sind dadurch selbst ein wesentliches Stück deutscher, aber auch internationaler Ophthalmologie-Geschichte geworden.

In den Bereich „Offene Korrespondenz“ fällt auch die Arbeit Adolf von Szilys aus dem Jahre 1906. Dass auch sie „nicht wissenschaftlich“ ist, schmälert ihre Relevanz nicht. Noch heute ist die Thematik aktuell. Der Unterzeichnende dankt Herrn Kollegen Rolf Grewe, der sich um die Beziehungen zur Augenheilkunde in Südost-Europa nach der Wende große Verdienste erworben hat, dass er die nicht einfache Aufgabe der Kommentierung bereitwillig angenommen hat. Die „Offene Korrespondenz“ ist der unterschätzte Schatz der „Monatsblätter“. Möge sie noch lange erhalten bleiben.

Ihr

J. M. Rohrbach

 
    • Literatur J.M. Rohrbach

    • 1 Lang GK. 1902/1903, Bernhard Kayser und Bruno Fleischer. Klin Monatsbl Augenheilkd 2013; 230: 310-312
    • 2 Axenfeld T. 25 Jahre Schriftleitung der „Klinischen Monatsblätter für Augenheilkunde“. Klin Monatsbl Augenheilkd 1926; 76: 3-14
    • 3 Zehender W. Adresse an die Collegen/Eröffnung der „Klinischen Monatsblätter für Augenheilkunde“. Klin Monatsbl Augenheilkd 1863; 1: 1
    • 4 Bunge W. Halle a.d.S. Die neue Universitäts-Augenklinik. Klin Monatsbl Augenheilkd 1885; 23: 118-121
    • 5 Grosz E von. Die neue Universitäts-Augenklinik Budapest. Klin Monatsbl Augenheilkd 1909; 47: 180-185
    • 6 Schleich G. Die neue Universitäts-Augenklinik in Tübingen. Klin Monatsbl Augenheilkd 1909; 47: 610-617
    • 7 Uhthoff W. Beschreibung der neuen Kgl. Universitäts-Klinik für Augenkranke in Breslau. Klin Monatsbl Augenheilkd 1901; 39: 647-656
    • 8 Zirm E. Der neue Augenpavillon an der Olmützer Landeskrankenanstalt. Klin Monatsbl Augenheilkd 1907; 45: 386-393
    • 9 Rohrbach JM, Szurman P, Bartz-Schmidt KU. 100 Jahre Universitäts-Augenklinik Tübingen. Klin Monatsbl Augenheilkd 2008; 225: 975-982
    • Literatur Dr. Rolf Grewe

    • 1 Pape R, Blankenagel A. Berufswahl und Auge. Die Berufseingliederung Sehgeschädigter. Stuttgart: Enke-Verlag; 1994: 118-132
    • 2 Axenfeld T. Nachruf Adolf von Szily. Klin Monatsbl Augenheilkd 1921; 66: 131-134