Skip to main content
Erschienen in: InFo Hämatologie + Onkologie 5/2012

02.10.2012 | journal club

Prophylaktische kontralaterale Mastektomie immer häufiger

Mammakarzinom

verfasst von: PD Dr. Markus W. Groß, Prof. Dr. Frank B. Zimmermann

Erschienen in: InFo Hämatologie + Onkologie | Ausgabe 5/2012

Einloggen, um Zugang zu erhalten

Auszug

Die Arbeit bestätigt die Beobachtungen anderer Gruppen aus den letzten Jahren. Insbesondere jüngeres Alter, kleiner Tumor bzw. frühes Tumorstadium und weiße Rasse sind bereits ausschlaggebend für eine kpM, ohne dass hierfür eine Rationale hätte gefunden werden können [5]. Ein möglicher Grund könnte die zunehmende Verfügbarkeit und Verbreitung einer präoperativen Magnetresonanztomografie (MRT) sein. Deren Einsatzhäufigkeit stieg im untersuchten Zeitraum von 1,3 auf 36,3 % und damit noch stärker als die kpM-Rate an. In der vorliegenden Analyse von Tari A. King und Kollegen wurde jedenfalls eine präoperative MRT als signifikante Variable auch für die Mastektomie der Gegenseite ausgemacht. Nachvollziehbar ist, dass sich Patientinnen mit kontralateralen biopsiebedürftigen Befunden häufig gleich beidseitig abladieren ließen. Interessanterweise waren jedoch ipsilaterale multizentrische Läsionen mit 33 % in der kpM-Gruppe niedriger als mit 57 % bei den nicht kontralateral mastektomierten Patientinnen. Eine Untersuchung von Miller und Kollegen [4] zeigte Ähnliches für die betroffene Seite. Allein der Einsatz der Brust-MRT ließ die Mastektomierate um 10 %, nämlich von 29 auf 39 %, ansteigen, obwohl der Nachweis weiterer Herde gleich häufig bzw. selten war. Ein weiterer verdächtiger Befund führte bei etwa der Hälfte der Patientinnen (51 %) zur kpM.
T1

Operateurbereinigte multivariate Regressionsanalyse der Prädiktoren für eine kontralaterale prophylaktische Mastektomie

Variable

Odds Ratio

95%-KI

p-Wert

Ethnizität, weiß vs. andere

3,31

2,40–4,57

< 0,0001

Brustkrebs in der Familie

2,91

2,33–3,63

< 0,0001

MRT bei Diagnose

2,79

2,17–3,60

< 0,0001

BET angestrebt

1,69

1,21–2,36

0,0002

Alter < 50 vs. ≥ 50 Jahre

2,21

1,71–2,85

< 0,0001

Nur DCIS versus IFDC

1,78

1,26–2,53

0,0011

Umgehende Rekonstruktion, ja vs nein

3,27

2,31–4,63

< 0,0001

Der individual-spezifische BRCA-Mutationsstatus war nicht verfügbar und wurde im Modell nicht berücksichtigt. Nur die Patienten mit kompletten Datensätzen (n = 2.924) gingen in die Analyse ein.

95%-KI = 95%-Konfidenzintervall; BET = brusterhaltende Therapie; MRT = Magnetresonanztomografie; DCIS = duktales Carcinoma in situ; IFDC = infiltrierendes duktales Karzinom

© modifiziert nach King et al. J Clin Oncol. 2011;29(16):2158–64.

Literatur
  1. Gahm J et al. Breast. 2010;19(6):462–9.PubMedView Article
  2. Lostumbo L et al. Cochrane Database Syst Rev. 2010;(11):CD002748.
  3. Malone KE et al. J Clin Oncol. 2010;28(14):2404–10.PubMedView Article
  4. Miller BT et al. Ann Surg Oncol. 2012;19(2):536–40.PubMedView Article
  5. Tuttle TM et al. J Clin Oncol. 2007;25(33):5203–9.PubMedView Article
  6. Zendejas B et al. J Clin Oncol. 2011;29(22):2993–3000.PubMedView Article
  7. Erstpubliziert in Strahlenther Onkol. 2012;188(1):94–5.
    1. King TA et al. Clinical management factors contribute to the decision for contralateral prophylactic mastectomy. J Clin Oncol. 2011;29(16):2158–64.PubMedView Article
Metadaten
Titel
Prophylaktische kontralaterale Mastektomie immer häufiger
Mammakarzinom
verfasst von
PD Dr. Markus W. Groß
Prof. Dr. Frank B. Zimmermann
Publikationsdatum
02.10.2012
Verlag
Urban and Vogel
Erschienen in
InFo Hämatologie + Onkologie / Ausgabe 5/2012
Print ISSN: 2662-1754
Elektronische ISSN: 2662-1762
DOI
https://doi.org/10.1007/s15004-012-0258-4

Weitere Artikel der Ausgabe 5/2012

InFo Hämatologie + Onkologie 5/2012 Zur Ausgabe

Umsetzung der POMGAT-Leitlinie läuft

03.05.2024 DCK 2024 Kongressbericht

Seit November 2023 gibt es evidenzbasierte Empfehlungen zum perioperativen Management bei gastrointestinalen Tumoren (POMGAT) auf S3-Niveau. Vieles wird schon entsprechend der Empfehlungen durchgeführt. Wo es im Alltag noch hapert, zeigt eine Umfrage in einem Klinikverbund.

CUP-Syndrom: Künstliche Intelligenz kann Primärtumor finden

30.04.2024 Künstliche Intelligenz Nachrichten

Krebserkrankungen unbekannten Ursprungs (CUP) sind eine diagnostische Herausforderung. KI-Systeme können Pathologen dabei unterstützen, zytologische Bilder zu interpretieren, um den Primärtumor zu lokalisieren.

Sind Frauen die fähigeren Ärzte?

30.04.2024 Gendermedizin Nachrichten

Patienten, die von Ärztinnen behandelt werden, dürfen offenbar auf bessere Therapieergebnisse hoffen als Patienten von Ärzten. Besonders gilt das offenbar für weibliche Kranke, wie eine Studie zeigt.

Adjuvante Immuntherapie verlängert Leben bei RCC

25.04.2024 Nierenkarzinom Nachrichten

Nun gibt es auch Resultate zum Gesamtüberleben: Eine adjuvante Pembrolizumab-Therapie konnte in einer Phase-3-Studie das Leben von Menschen mit Nierenzellkarzinom deutlich verlängern. Die Sterberate war im Vergleich zu Placebo um 38% geringer.

Update Onkologie

Bestellen Sie unseren Fach-Newsletter und bleiben Sie gut informiert.