Erschienen in:
19.05.2015 | Originalien
Proximale Humerusfraktur im fortgeschrittenen Lebensalter
Lebensqualität, klinische Ergebnisse und Institutionalisierung nach primärer inverser Frakturprothesenimplantation
verfasst von:
D. Merschin, R. Stangl
Erschienen in:
Die Unfallchirurgie
|
Ausgabe 12/2016
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Zusammenfassung
Hintergrund
Die Behandlung der proximalen Humerusfraktur alter Patienten bleibt eine Herausforderung. Im Rahmen des demographischen Wandels werden sowohl die Inzidenz wie auch die mittelbaren und unmittelbaren Verletzungsfolgen in den kommenden Jahren zunehmen. Die Erfassung der optimalen Therapieoption sollte neben funktionellen Parametern auch globale Gesundheitsparameter wie die Lebensqualität inkludieren.
Ziel der Arbeit
Ziel dieser retrospektiven Studie ist die Erfassung der Schultergelenkfunktion, der Lebensqualität, des Ausmaßes einer anschließenden Institutionalisierung (die Notwendigkeit einer Versorgung in einer Pflegeeinrichtung, ggf. temporär) und des Einflusses eines kognitiven Defizits auf das Outcome und das Komplikationsmuster nach primärer inverser Schultergelenkprothesenimplantation.
Studiendesign und Untersuchungsmethoden
In dieser Studie wurden 34 Patienten (mittleres Alter 79,8 ± 6,7 Jahre; 29 weiblich) nach Implantation einer inversen modularen Frakturendoprothese nachuntersucht. Das Follow-up lag im Mittel bei 23 Monaten (SD ± 10,6 Monate). Erfasst wurden neben dem funktionellen Ergebnis (Constant-Score, CS) auch das Ausmaß bzw. die Änderung der Institutionalisierung und der Lebensqualität (vor und nach Traumaereignis) mithilfe des EQ-5D™-Fragebogens.
Ergebnisse
Die klinische Untersuchung zeigte im CS ein gutes bis befriedigendes Ergebnis (54 Punkte, SD ± 9). Bezug nehmend auf die altersadaptierten Normwerte entspricht dies 78,9 %. Der Vergleich von Patienten mit/ohne fortgeschrittenem kognitivem Defizit zeigte keinen relevanten Unterschied (53 vs. 54 Punkte im CS; p = 0,6525). Die Rate an dauerhaften Institutionalisierungen (z. B. Notwendigkeit einer Pflegeeinrichtung) nach Versorgung einer proximaler Humerusfraktur mit inverser Frakturprothese beträgt 2,94 %. Die Lebensqualitätsmessung entsprechend EQ-5D™ zeigte einen Wert von 0,801 im Fragebogen „health-related quality of life“ (HRQoL). Auch die Komplikationsrate beträgt 2,94 % mit einer in Regression befindlichen inkompletten N.-radialis-Läsion.
Diskussion
Die Ergebnisse dieser Studie zeigen gute funktionelle Ergebnisse, eine sehr geringe Komplikations- und Institutionalisierungsrate und gute Ergebnisse der Lebensqualität. Zusätzlich sind die Ergebnisse – im Vergleich mit anderen Studienhinsichtlich der Lebensqualität im EQ-5D™ besser als jene nach winkelstabiler Plattenosteosynthese oder konservativer Therapie.