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Erschienen in: Die Psychotherapie 1/2024

Open Access 20.11.2023 | Psychotherapie | Schwerpunkt: Kernwissen in der Psychotherapie – Originalien

Mentale Flexibilität durch implizites soziales Lernen

Metamodell für Veränderungsprozesse in der Psychotherapie

verfasst von: Prof. Dr. phil. Svenja Taubner, Carla Sharp

Erschienen in: Die Psychotherapie | Ausgabe 1/2024

Zusammenfassung

In diesem Beitrag wird die Idee eines transtheoretischen Metamodells entwickelt, das besonders auf Veränderungsprozesse bei schweren psychischen Erkrankungen wie Persönlichkeitsstörungen ausgerichtet ist. Als ein Kernprozess der Veränderung wird mentale Flexibilität definiert; diese kann durch implizites soziales Lernen gefördert werden. Empfohlen werden bestimmte Haltungen und Techniken, die abgeleitet werden, aus der Mentalisierungsbasierten Therapie (MBT) und den Lernkomponenten, die in dem Bezugspersonen-Kind-Programm „Mediational Intervention for Sensitizing Caregivers (MISC)“ entwickelt wurden. Ziel der Therapie ist, den epistemischen Lern-Highway zu öffnen und das Mentalisieren während der Sitzungen zu trainieren, um letztlich die kognitive Flexibilität außerhalb des Therapieraums zu verbessern. Der Veränderungsprozess in Richtung mentaler Flexibilität ersetzt die Idee einer korrigierenden emotionalen Erfahrung, weil sich diese – zumindest für die Behandlung von Persönlichkeitsstörungen – als weniger wirksam oder sogar schädlich erwiesen hat. Durch die Integration von MBT und MISC entsteht zudem die Möglichkeit, auf einer granularen Ebene verhaltensverankerte und daher beobachtbare Handlungen von Therapeut:innen zu trainieren und zu beobachten. Dies eröffnet die Möglichkeit, Mikroprozesse zu beobachten und zu steuern. Daher wird vorgeschlagen, die Aufmerksamkeit und das Verständnis auf implizites Lernen innerhalb therapeutischer Beziehungen zu lenken, d. h. auf die Verinnerlichung einer neuen Denkweise in Bezug auf spezifische Lebensereignisse, die eine Anpassung erfordern. Durch mentale Flexibilität entstehen flexible Anpassungsfähigkeiten, die Patient:innen autonom machen und in Zukunft in der Prozessforschung weiteruntersucht werden sollten.
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Hinweis des Verlags

Der Verlag bleibt in Hinblick auf geografische Zuordnungen und Gebietsbezeichnungen in veröffentlichten Karten und Institutsadressen neutral.
Die Idee, innerhalb der psychotherapeutischen Beziehung mit einer korrigierenden emotionalen Erfahrung zu arbeiten, hat sich – zumindest für die Behandlung von Persönlichkeitsstörungen – als wenig wirksam oder sogar schädlich erwiesen. Bislang standen die explizite Benennung von und die Einsicht in Unterschiede zwischen der aktuellen therapeutischen Situation und der ursprünglichen Konfliktsituation im Mittelpunkt der Ausarbeitung des therapeutischen Veränderungsmechanismus. Tatsächlich aber ist der Kernprozess der Veränderung die mentale Flexibilität, die durch implizites soziales Lernen erworben wird.

Hintergrund

Die Behandlung von Persönlichkeitsstörungen wurde in den letzten zwei Jahrzehnten durch drei parallele Entwicklungen stark beeinflusst. Erstens wurden neue spezialisierte Behandlungsmodelle geschaffen, wie die Mentalisierungsbasierte Therapie (MBT, Bateman et al. 2023), die Dialektisch-Behaviorale Therapie (DBT, Linehan 1993), die Übertragungsfokussierte Psychotherapie (TFP; Kernberg et al. 2008) und die Schematherapie (ST; Kellogg und Young 2006), die mittlerweile als evidenzbasiert gelten (Storebø et al. 2020) und als die „großen 4“ zusammengefasst werden. Jede dieser Behandlungen kombiniert Techniken aus verschiedenen therapeutischen Richtungen (psychodynamisch, kognitiv-behavioral, humanistisch und systemisch) und basiert auf elaborierten Theorien der Entstehung von Persönlichkeitsproblemen und Veränderungstheorien, wie diesen begegnet werden könnte.
Da spezialisierte Expert:innen-Behandlungen oft zeit- und ressourcenintensiv sind, wurde zweitens die Notwendigkeit erkannt, auch wirksame Behandlungen für Persönlichkeitsstörungen zu etablieren, die sich in einheitlichen Protokollen widerspiegeln (Hutsebaut et al. 2020). Zu diesem Zweck haben Behandlungsansätze wie „Good Psychiatric Management“ (GPM, Gunderson und Links 2014; Choi-Kain und Sharp 2021) die gemeinsamen Merkmale identifiziert, die eine erfolgreiche Behandlung von Persönlichkeitsstörungen ausmachen, und haben diese Merkmale in einem einheitlichen Ansatz zusammengefasst, der von Nichtexpert:innen in der Grundversorgung angewendet werden kann.
Drittens wurde parallel zu diesen Entwicklungen in den neuen Klassifikationssystemen DSM‑5 und ICD-11 das Persönlichkeitsfunktionsniveau als gemeinsamer Kern der Persönlichkeitsstörungen identifiziert; dieses ist durch Probleme im Selbst (Identität und Selbststeuerung) und mit anderen (Empathie und Intimität) gekennzeichnet. Interessanterweise konzentriert sich jede der „Big 4“ der evidenzbasierten Therapien von Persönlichkeitsstörungen auf eine andere Facette der gestörten Persönlichkeitsfunktion: Während TFP (Identität), ST (Selbstrepräsentation) und DBT (Selbststeuerung) das Funktionieren des Selbst fokussieren, konzentriert sich MBT auf das Selbst mit anderen (Empathie und Introspektion). Alle Ansätze befassen sich zusätzlich mit Intimitätsproblemen, indem sie eine sichere Bindung zum:r Therapeut:in anbieten, aber mit unterschiedlichen Graden von Direktivität und unter Nutzung von Erfahrungen innerhalb der therapeutischen Beziehung arbeiten; von einer eher coachenden Haltung in der DBT bis hin zur Interpretation der Übertragung (Inszenierung dysfunktionaler Beziehungserwartungen) in der TFP. Trotz dieser Unterschiede scheint keine der „Big 4“ einer anderen in Bezug auf die Wirksamkeit der Behandlung überlegen zu sein (Storebø et al. 2020). Allerdings wurden sie nur selten direkt miteinander verglichen, und der empirische Nachweis der genauen Veränderungsmechanismen, die mit jedem Ansatz verbunden sind, bleibt weitgehend unbekannt. Dies gilt jedoch für alle spezifischen und allgemein Wirkfaktoren in der Psychotherapie (Cuijpers et al. 2019). Darüber hinaus weisen neuere systematische Übersichten über Veränderungsmechanismen darauf hin, dass bisherige Forschungsbemühungen eher auf spezifische Veränderungstheorien reduziert waren, die weniger wichtig zu sein scheinen als erwartet, da Veränderungsmechanismen nicht therapieschulenspezifisch und nicht einmal störungsspezifisch zu sein scheinen (Lemmens et al. 2016; Taubner et al. 2023). Auffallend ist auch, dass es in der Forschung kaum Einigkeit darüber gibt, welche Veränderungsvariablen untersucht werden sollten, und welche Instrumente dafür verwendet werden sollten. Taubner et al. (2023), die sich in ihrer systematischen Übersicht auf Psychotherapie mit Jugendlichen konzentrieren, identifizierten 106 randomisierte kontrollierte Studien, die 252 verschiedene Veränderungsvariablen (z. B. kognitive, emotionale, verhaltensbezogene, familiäre, therapie- oder peerbezogene) analysierten. Diese wurden mithilfe von 181 verschiedenen Instrumenten untersucht. Für die Veränderungsmechanismen bei Persönlichkeitsstörungen wurden 22 RCT, von denen sich die meisten (k = 15) auf die therapeutische Allianz als wichtigsten Veränderungsmechanismus konzentrierten, identifiziert. Uneinheitliche Ergebnisse wurden besonders für die therapiespezifischen Mechanismen berichtet, z. B. erklärten Veränderungen der Schemata keine Veränderungen der Symptome, während Veränderungen des Mentalisierens, des defensiven Funktionierens und des Einsatzes von Fähigkeiten Veränderungen im Outcome zumindest teilweise erklärten (Volkert et al. 2021). Um Veränderungsprozesse in den Behandlungen von Persönlichkeitsstörungen transtheoretisch erfassen zu können, plädieren die Autorinnen des vorliegenden Beitrags an dieser Stelle für ein neues Metamodell, das sich auf alle Persönlichkeitsstörungen bezieht und für verschiedene therapeutische Ausrichtungen nutzbar ist. Es wurde ein Kernprozess der Veränderung im Zusammenhang mit mentaler Flexibilität durch implizites Lernen identifiziert. Im Folgenden werden Empfehlungen für Haltung und Technik vorschlagen, die durch die MBT und die Lernkomponenten, die aus dem Eltern-Kind-Programm „Mediational Intervention for Sensitizing Caregivers (MISC)“ entwickelt wurden (Klein 1996; Sharp und Marais 2022; Sharp et al. 2020), abgeleitet werden.

Erkenntnisse aus der Entwicklungspsychopathologie

Schlussfolgerungen aus der Längsschnittforschung zur Entwicklungspsychopathologie (Caspi et al. 2014) und großen klinischen Stichproben (Fonagy et al. 2017; Sharp et al. 2015) begründeten die Idee eines allgemeinen p‑Faktors in der Psychopathologie, was bedeutet, dass psychische Erkrankungen nicht in getrennten Kategorien, sondern psychische Probleme auf einem gemeinsamen Kontinuum des Schweregrads modelliert werden können. Caspi et al. (2014) schlugen bei diesem Modell vor, dass mit zunehmendem Schweregrad die Unterschiede zwischen den Geschlechtern sowie zwischen internalisierenden vs. externalisierenden Symptomen verschwinden. Darüber hinaus schlugen Fonagy et al. (2017) vor, dass Psychopathologie als das Fehlen von Resilienz verstanden werden kann, was die therapeutische Aufmerksamkeit von den Symptomen weg auf schützende Ressourcen und mentale Fähigkeiten oder Fertigkeiten, die sich während der Kindheit und Jugend entwickeln, lenkt. Erkenntnisse der Entwicklungspsychopathologie können genutzt werden als solide Grundlage für Metamodelle der Veränderung in der Psychotherapie, die die Aufmerksamkeit von der aktuellen Symptompräsentation psychischer Probleme auf die Ätiologie psychischer Störungen verlagert. Die Förderung von Resilienz als neues Ziel in der Psychotherapie bedeutet auch eine Verlagerung der therapeutischen Ziele von der Anpassung an eine bestimmte kulturelle Norm oder Definition von psychischer Gesundheit hin zu einer offeneren Art und Weise der Schaffung mentaler Flexibilität bei Individuen in ihren spezifischen sozialen und kulturellen Lebenswelten. Eine solche mentale Flexibilität ist nicht nur Voraussetzung für die Anpassung an die Rollenfunktion als Erwachsener, wenn Jugendliche ins Erwachsenenalter hineinwachsen, sondern auch für das Streben nach Wohlergehen und Sinn angesichts sich ständig verändernder soziopolitischer Umstände und Kontexte. Somit wird mentale Flexibilität zu derjenigen Variable, die Psychopathologie reduziert und gleichzeitig die Resilienz erhöht. Dies ist von besonderer Bedeutung für die Behandlung von Persönlichkeitspathologien, die durch starre und maladaptive Muster der Beziehung zu sich selbst und zu anderen sowie durch die Unfähigkeit gekennzeichnet sind, flexibel auf die stochastische nichtplanbare Art von Interaktionen und Beziehungen zu reagieren (Sharp und Bevington 2022; Sharp et al. 2012).
Zentral für die Fähigkeit, flexibel zu reagieren und sich an eine sich ständig verändernde Umgebung anzupassen, ist die Fähigkeit zu lernen. Lernen findet in allen möglichen Kontexten statt (auch in der Psychotherapie), wobei der erste (und wohl wirksamste) Lernkontext in der Beziehung zu den primären Bezugspersonen besteht, was in den Entwicklungswissenschaften als ein Prozess des „serve and return“ bezeichnet wird. In diesem Kontext des Wechselspiels zwischen Bezugsperson und Kind findet die Weitergabe von kulturellem Wissen zuerst statt. Und in diesem Kontext entsteht das epistemische Vertrauen, d. h. die Vorstellung, dass es sich lohnt, von anderen zu lernen, und dass dies im besten Interesse einer Person ist. Epistemisches Vertrauen ist definiert als „die Bereitschaft eines Individuums, die Kommunikation, die das Wissen von jemandem vermittelt, als vertrauenswürdig, verallgemeinerbar und relevant für das eigene Selbst zu betrachten“ (Fonagy und Luyten 2016, S. 766). Angemessenes epistemisches Vertrauen entwickelt sich im Kontext von sicheren Bindungsbeziehungen (Harris und Corriveau 2011). Durch den wiederholten Austausch mit der Betreuungsperson lernt das Kind, dass seine Betreuungsperson eine vertrauenswürdige Wissensquelle ist, die das Lernen über sich selbst, andere und die Welt ermöglicht. Wie dieses Lernen abläuft, wird weniger durch die Bindungstheorie, sondern eher durch die kognitive Entwicklungstheorie erklärt (Vygotsky 1978). Nach Feuersteins Theorie der kognitiven Modifizierbarkeit (Feuerstein 1979) und der Erweiterung durch Klein (1996) beruht Lernen auf einer Reihe von Voraussetzungen, die es der Betreuungsperson ermöglichen, eine vermittelte oder mediierte Lernerfahrung (MLE) für ein Kind zu schaffen. Anders ausgedrückt: Das Lernen wird gefördert, wenn die Umgebung oder die subjektive Erfahrung des Kindes absichtlich, aktiv und nichtintrusiv für das Kind vermittelt wird. Während die Intentionalität der lehrenden und lernenden Person für die Schaffung einer MLE von zentraler Bedeutung ist, ist das stattfindende Lernen implizit in dem Sinne, dass die Betreuungsperson nicht explizit doziert. Vielmehr entwickelt sich gemeinsames Wissen, das für die einzigartigen Merkmale und Erfahrungen des Kindes relevant ist. Dies findet im Rahmen des „serve and return“ (Aufschlag und Rückgabe wie beim Tennis) zwischen Betreuungsperson und Kind statt. An anderer Stelle wurde argumentiert, dass diese implizite Form des Lernens für optimales Lernen wesentlich ist – unabhängig davon, ob dieses Lernen im Rahmen der Interaktion zwischen Betreuer und Kind oder der Interaktion zwischen Psychotherapeut:in und Patient:in stattfindet (Sharp et al. 2020) – eine These, die im Folgenden weiter ausgeführt wird.

Explizites Lernen, korrigierende emotionale Erfahrungen und Mikroprozesse

Therapien wie DBT und ST setzen auf Psychoedukation und die explizite Verknüpfung von Verhalten mit Gedanken und Gefühlen, um neues Wissen und neue Perspektiven zur Veränderung von Symptomen zu schaffen. Psychodynamische Ansätze wie TFP zielen auf die Einsicht in die eigenen Wünsche, Ängste und Abwehrmechanismen ab, um bessere Lösungen für innere und zwischenmenschliche Konflikte zu finden, und nutzen die therapeutische Beziehung als Bühne zur Beobachtung und zur Interpretation dieser Phänomene. Daher verwenden beide Ansätze explizites Lernen, indem sie entweder lehren (z. B. Psychoedukation, Übungen, Arbeitsblätter) oder explizit Verhaltensweisen in Beziehungen interpretieren (z. B. Übertragungsdeutungen).
Im Gegensatz zu spezifischen Techniken hat das kontextuelle Modell in der Psychotherapie die Rolle gemeinsamer Faktoren zur Erklärung der Varianz in den Ergebnissen hervorgehoben, wie z. B. die therapeutische Allianz, Empathie, Responsivität, Reparatur von Brüchen usw. (Norcross und Lambert 2011; Wampold 2015) und einen Fokus auf das implizite Beziehungslernen gelegt. Allerdings sind die allgemeinen Metamodelle der Veränderung, wie sie von z. B. von Grawe (1997) oder Orlinsky und Howard (1987) vorgelegt worden sind, eher deskriptiv oder global, unter Vernachlässigung der Mikroprozesse zwischen Patient:in und Therapeut:in. Aufgrund der überzeugenden Belege für die Wirkung allgemeiner Faktoren schlagen die Autoreninnen des vorliegenden Beitrags vor, anstelle des expliziten Lernens durch Psychoedukation und Einsicht das implizite soziale Lernen mit den Therapeut:innen als Ausgangspunkt für das Verständnis der psychotherapeutischen Wirkung zu betrachten. Im Gegensatz zum eher instruktiven, interpretativen oder auf Fertigkeiten basierenden Lernen beinhaltet implizites Lernen die Verinnerlichung eines prozeduralen Schemas für die Reflexion jeglicher Lebenssituationen. Damit wird in der Konzeption von Veränderungsprozessen ein Übergang vom Inhalt (was) zum Prozess (wie) vollzogen. Eine prozedural verankerte mentale Kapazität ermöglicht eine flexible Auseinandersetzung mit zukünftigen Lebensherausforderungen und führt zu Autonomie und Unabhängigkeit von Lehrerenden, Expert:innen und Therapeut:innen, über die Fähigkeit, eigene Lösungen entdecken zu können.
Beziehungsorientiertes Arbeiten wurde besonders von den psychodynamischen Therapien betont. Alexander und French (1946) beschrieben die Entwicklung der psychodynamischen Technik von der kathartischen Hypnose, der Suggestion, der freien Assoziation zur Freilegung des Unbewussten, der Arbeit an der Übertragungsneurose bis hin zur korrigierenden emotionalen Erfahrung. Die Autoren betonen, dass die klassische psychoanalytische Technik darin besteht, die Wiederholung des alten Konflikts in der therapeutischen Beziehung zu betonen und die Ähnlichkeit der alten Konfliktsituation mit der aktuellen Übertragungssituation hervorzuheben. Die therapeutische Bedeutung der Unterschiede zwischen der ursprünglichen Konfliktsituation und der aktuellen therapeutischen Situation wird dabei oft übersehen. Doch gerade in diesem Unterschied liege das Geheimnis des therapeutischen Vorgehens. Denn die Haltung und Rolle der Therapeut:innen ist eine andere als die der betreuenden Person in der Vergangenheit. Sie/er gibt Patient:innen die Möglichkeit, sich unter günstigeren Umständen immer wieder den früher unerträglichen emotionalen Situationen zu stellen und mit ihnen auf eine andere Weise umzugehen als früher (Alexander und French 1946). Diese Idee, zwischen der alten und der neuen Beziehung zu unterscheiden, um das implizite Beziehungswissen zu aktualisieren, mehr mentale Flexibilität zu schaffen und starre, maladaptive Beziehungsmuster zu verlassen, wurde in der Control-Mastery-Theorie weiterentwickelt (Silberschatz 2005) und an kognitiv-behaviorale Therapieansätze z. B. als Diskriminationsübungen angepasst (McCullough 2000), als limitiertes Reparenting (Kellogg und Young 2006) oder als komplementäre Beziehungsgestaltung (Caspar und Goldfried 2018). Bei Patient:innen mit Persönlichkeitsstörungen kann die Fähigkeit, korrigierende emotionale Erfahrungen zu verstehen und zu verarbeiten, jedoch begrenzt sein und sogar schädigend wirken (Bateman et al. 2023). Denn hier sehen sich Kliniker:innen mit Patient:innen konfrontiert, die nicht willens (z. B. aus Angst vor Illoyalität) oder nicht in der Lage sind, aus neuen Beziehungen und auch aus der therapeutischen Beziehung zu lernen, da negative Erwartungen und eine geringe mentale Flexibilität die Wahrnehmung und Verinnerlichung neuer Erfahrungen behindern. Darüber hinaus ist das Misstrauen in zwischenmenschlich vermitteltes Wissen hoch. Einige Patient:innen mit Persönlichkeitsstörungen können sich auch übermäßig mit dem:r Therapeut:in und der Methode identifizieren, wodurch die Gefahr besteht, dass sie sich anpassen, sich einsichtig geben und Inhalte naiv übernehmen, was sie dann nicht auf andere Beziehungen außerhalb des Sprechzimmers übertragen können, da sie sich einfach anpassen oder die Therapie idealisieren. In diesem Fall können Therapeut:innen als die besseren oder idealen Eltern wahrgenommen werden, was zu weiterer Entfremdung innerhalb der Familien, Loyalitätskonflikten, Abwertung der Eltern, Schuldzuweisungen an die Eltern sowie zu einer Abhängigkeit von Therapeut:innen führen kann. Therapeutische Modelle und Betreuungsinterventionen, die sich auf implizites Lernen stützen, wie MBT und MISC, haben Lösungen für dieses Problem des Misstrauens und der geringen Mentalisierung im Rahmen korrigierender emotionaler Erfahrungen entwickelt.

Implizites Lernen

Mentalisierungsbasierte Therapie

Die MBT hat die Rolle von Einsicht und Übertragung in der therapeutischen Arbeit mit Patienten mit Persönlichkeitsstörungen neu überdacht, da sich diese durch Übertragungsinterpretationen schnell entfremdet fühlen können und durch die Vulnerabilität im Mentalisieren in der therapeutischen Beziehung verstärkt Bindungsängste auftreten. Daher sind die beiden Hauptwirkfaktoren von Psychotherapie, Unterstützung und neue Perspektiven durch eine hilfreiche Fachkraft zu erhalten, bei Persönlichkeitsstörungen stark eingeschränkt. Darüber hinaus ist das epistemische Vertrauen aus demselben Grund beeinträchtigt, aus dem Mentalisierung und Bindung keine Ressourcen darstellen, da die meisten dieser Patient:innen eine Geschichte von Missbrauch und Vernachlässigung erlebt haben. Um das Mentalisieren und das epistemische Vertrauen zu fördern, werden MBT-Therapeut:innen darin geschult, eine strikte Haltung des Nichtwissens einzunehmen und alle Interventionen an das aktuelle Anspannungs- und Mentalisierungsniveau anzupassen. Reflexive Fähigkeiten werden innerhalb der therapeutischen Beziehung trainiert, durch mentale Exploration, Klärung und Infragestellung von Überzeugungen. Wenn die Angst/Erregung zunimmt, werden die Strategien, die Mentalisieren herausfordern, unterbrochen, zugunsten von unterstützender Co-Regulierung. Durch Stopp-und-Pausen-Techniken sowie empathische Validierung wird Reflexion am jeweils konkreten Erleben wieder aktiviert.
Das Mentalisieren der therapeutischen Beziehung wird als eine Schlüsselkomponente angesehen, insbesondere wenn der „Elefant im Zimmer“ angesprochen wird – d. h. Affekte in Bezug auf die aktuelle Sitzung und den/die Therapeut:in. Im Gegensatz zu klassischen psychodynamischen Therapien lassen sich Therapeut:innen stärker auf die „echte“ gefühlte Beziehung zu den Patient:innen ein, anstatt sie als Wiederholung früherer Beziehungen (Übertragung) zu interpretieren, und versuchen, nahe an der aktuellen Selbstwahrnehmung der Patient:innen zu bleiben (die Welt mit deren Augen zu sehen). Dabei legen Therapeut:innen die eigenen Gedanken und Gefühle offen, wenn dies hilfreich ist, um neue oder andere Perspektiven auf Beziehungen und die Wahrnehmung von sich selbst und anderen zu erlernen. Auf diese Weise führen MBT-Therapeut:innen effektives Mentalisieren vor und engagieren sich mit Neugier und Interesse in der aktuellen realen therapeutischen Interaktion, d. h. übernehmen Verantwortung für Missverständnisse, initiieren Klärung, reparieren auf Konflikte und stehen zu Lücken in der Empathie (auch zu Enactments), die typisch für reale (authentische) Beziehungen sind. Alles in allem wird angenommen, dass diese Art der Beziehungsgestaltung und Interventionen eher den „mentalisierenden Muskel“ trainiert, als zu einer bestimmten Einsicht über die genauen Gründe der Probleme zu gelangen. Daher verfolgt die MBT das Ziel einer eher impliziten korrigierenden Lernerfahrung über die Förderung von Mentalisieren. Das therapeutische Ziel besteht in der Tat darin, Patient:innen zu unterstützen, effektiver zu mentalisieren, anstatt für sie zu mentalisieren, z. B. indem man ihnen das Verhalten erklärt (was explizites Lernen wäre). Da die MBT-Ausbildung jedoch hauptsächlich von Expert:innen während der Supervision vermittelt wird, wurde sie kürzlich kritisiert, weil sie zu abstrakt, zu komplex und nicht genau genug für die Planung (oder Bewertung) von minutengenauen Interventionen oder Mikroprozessen sei (Sharp et al. 2020). Eine Sensibilisierung der Therapeut:innen für das gesamte implizite Lernpotenzial der MBT-Interaktionen könnte daher zu einer besseren Lernbarkeit führen und Therapeut:innen helfen, die beteiligten Mikroprozesse besser zu steuern. Und nicht zuletzt werden einfachere Programme benötigt, die Veränderungen in der mentalen Flexibilität von Patient:innen ermöglichen, und für nichtspezialisierte Therapeut:innen in GPM-Modellen und für nichtpsychotherapeutisches Personal wie Krankenschwestern, Sozialarbeiter:innen sowie pädagogische und frühpädagogische Fachkräfte geeignet sind (Georg et al. 2022).

Programm „Mediational Intervention for Sensitizing Caregivers“

Sharp et al. (2020) empfehlen, Mikroprozesse (Veränderungen von Minute zu Minute) in Psychotherapien, die auf eine Verbesserung mentaler Flexibilität zielen, über Elemente des MISC-Programms zu planen. Der Ausgangspunkt für die Entwicklung des MISC-Programms war Kleins Beobachtung, dass, trotz erheblicher Unterschiede zwischen Kulturen, die Fähigkeit, aus Erfahrungen zu lernen, in allen Kulturen zu finden ist. Klein identifizierte die Betreuungsperson als Dreh- und Angelpunkt bei der Schaffung einer Prädisposition für das lebenslange Lernen, indem sie die Rolle des:r „Vermittler:in“ übernimmt, die für die Weitergabe des kulturellen Wissens verantwortlich ist (Klein 1996, 2001; Klein und Rye 2004). Um eine mediierte (vermittelte) Lernerfahrung (MLE) zu schaffen, muss eine Interaktion zwischen Personen absichtsvoll und reziprok sein, über die Befriedigung eines unmittelbaren Bedürfnisses hinausgehen und sich auf die Vermittlung von Bedeutungen konzentrieren. Besonders bedeutsam ist, dass die Antworten der vermittelnden Person kontingent auf die Antworten des Kindes abgestimmt werden, weshalb nichtinteraktive und nichtmentalisierende Vermittlungen (Bücher, Filme, Apps etc.) diese Funktion nicht ersetzen können.
Die Überschneidungen mit dem Konzept des Mentalisierens sind offensichtlich; das MISC-Programm erweitert jedoch das Konzept des Mentalisierens durch die Beschreibung konkreter, verhaltensnah operationalisierter emotionaler und kognitiver (Lern‑/Vermittlungs‑)Komponenten, die der Betreuungsperson helfen, eine fragende und neugierige, nichtwissende Haltung einzunehmen und die die Interaktion verlangsamen, um gegenseitiges Verstehen und Lernen sicherzustellen. Wie im MISC-Baum (Abb. 1) dargestellt, sind die emotionalen Komponenten von MISC die Wurzeln des durch andere vermittelten Lernens. Diese Komponenten sind bereits Teil der relationalen Basisvariablen aller Psychotherapien und umfassen Blickkontakt, Lächeln, Vokalisierung, Berührung, körperliche Nähe, Abwechslung, Teilen von Freude, Ausdruck von positivem Affekt, Synchronität, Länge der Kommunikationsketten und Begeisterung für Dinge, Menschen und Erfahrungen. Die emotionalen Komponenten sind notwendig, jedoch nicht ausreichend, damit Lernen stattfinden kann. Damit Lernen stattfinden kann, sind kognitive Komponenten (auch als Lern- oder Vermittlungskomponenten bezeichnet) erforderlich. Diese bilden den Stamm des MISC-Baums (Abb. 1). Im Folgenden werden die 5 vermittelnden (lernenden/kognitiven) Komponenten beschrieben und Beispiele dafür gegeben, wie sie in der Psychotherapie angewendet werden.
1.
Fokussierung: Eine Handlung oder eine Abfolge von Handlungen, die darauf abzielt, die volle Aufmerksamkeit des Klienten zu erlangen („Warten Sie … lassen Sie uns einen Moment innehalten – das scheint wirklich wichtig zu sein“). Durch die Fokussierung kommunizieren Therapeut:innen die Absicht zu lehren.
 
2.
Bedeutung geben/erfragen: Therapeut:innen benennen, beschreiben und geben der Erfahrung der Patient:innen eine Bedeutung (ohne Interpretation) („Ich sehe, dass Sie verärgert sind“). Hier ist der Affekt wichtig, um zusätzliche Bedeutung zu vermitteln („Wow … das ist hart … hat er gesagt, dass er Sie verlassen will?“).
 
3.
Ausdehnung (Expandierung): Dieses Verhalten zielt auf die Erweiterung des kognitiven Bewusstseins der Patient:innen ab und erweitert das Verständnis für das, was vor ihm/ihr liegt, indem er/sie erklärt, klärt, vergleicht oder neue Erfahrungen hinzufügt, die über den unmittelbaren Inhalt hinausgehen („Können wir einen Moment innehalten, um das ein wenig einzuordnen … das klingt für mich sehr nach einem Gespräch, das wir vor zwei Wochen hatten … können Sie sich erinnern?“).
 
4.
Belohnung (vermittelte Kompetenzgefühle mit Begründung): Jedes verbale oder nonverbale Verhalten, das spezifische Komponenten des Verhaltens von Patient:innen identifiziert, die Therapeut:innen als erfolgreich ansehen („Sie haben es sehr gut gemacht, sich zu stoppen, sodass wir ausführlicher darüber sprechen konnten … es hat mir sehr geholfen, Sie besser zu verstehen“).
 
5.
Verhaltensregulierung (dem anderen helfen, zu planen, bevor er/sie handelt): Der Therapeut macht Möglichkeiten bewusst, vor dem Handeln zu „denken“, Verhaltensschritte zur Erreichung eines Ziels zu planen, indem Ereignisse in Zeit und Raum modelliert, demonstriert oder geplant werden, wodurch das Tempo reguliert und die Impulsivität der Wahrnehmung, dem Verständnis und im Verhalten reduziert wird (z. B. „Das ist ein sehr schwieriges Thema, das Sie mit Ihrer Mutter besprechen sollten … lassen Sie uns zuerst gemeinsam überlegen, wie das funktionieren könnte? Was wäre eine gute Situation, um das zu regeln?“).
 
Wie in den Beispielen deutlich wird, lehren Therapeut:innen die MISC-Komponenten nicht explizit, sondern nutzen sie, um die Interaktion im Dienste des gegenseitigen Verständnisses zu verlangsamen. Mit der Zeit werden diese Prozesse verinnerlicht und auch außerhalb des Therapieraums angewendet.
In Abb. 1 sind auch die Blätter des MISC-Baums zu sehen. Dies sind die Folgen für eine Person, die das Glück hatte, emotionale und kognitive Komponenten zu erfahren, die von jemandem angewendet wurden, der an ihrem Wohlbefinden interessiert war. Wenn sie angewendet werden, stimulieren die Wurzeln und der Stamm von MISC das Bedürfnissystem eines Individuums – das Bedürfnis, Klarheit in der Wahrnehmung zu suchen, nach Sinn und Aufregung zu suchen, erfolgreiche Erfahrungen zu machen und Aufgaben zu erledigen, Informationen zu suchen und zu denken, bevor man etwas tut – kurz gesagt, Handlungsfähigkeit – vergleichbar mit den Zielen einer Psychotherapie. Während die Rolle der Therapeut:innen darin besteht, Patient:innen zu Beginn der Therapie ihr subjektives Erleben zu spiegeln und zu vermitteln (z. B. als Fallformulierung), besteht das Endziel darin, dass Patient:innen diese Reflexionsfähigkeit selbst entwickeln, um ihre Handlungsfähigkeit, Unabhängigkeit und Selbstbestimmung zu fördern.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die MISC-Komponenten die granularen, verhaltensnah verankerten und daher beobachtbaren Handlungen darstellen, die Therapeut:innen durchführen, um den epistemischen Highway zu öffnen, indem die „Mentalisierungsmuskeln“ während der Sitzungen benutzt werden, um letztlich die mentale Flexibilität außerhalb des Therapieraums zu verbessern. Diese Komponenten können Moment-für-Moment mit dem Observing Mediational Interaction Tool beschrieben werden (OMI; Klein 1996; Kerr et al. im Druck). Dadurch können allgemeine Mechanismen der Veränderung in jeder Psychotherapie reliabel und valide untersucht werden. Da die Evidenzbasis von MISC auf der Arbeit mit Laien als MISC-Trainer:innen beruht (z. B.. Bass et al. 2017; Boivin et al. 2013a, b, 2017; Sharp et al. 2022), besteht die Zuversicht, dass die Komponenten von MISC auch von Paraprofessionellen im Gesundheitswesen erlernt werden, was eine viel besser skalierbare Option darstellt, um dieses zentrale und weit verbreitete Merkmal der Psychotherapie in die Breite zu lehren und anzuwenden.

Ausblick

Um MISC in therapeutische Prozesse einzubeziehen, müssten Fachkräfte zunächst für die emotionalen und kognitiven Komponenten sensibilisiert werden und lernen, ihre Mikrointeraktionen mit ihren Patient:innen über Video-Feedback zu beobachten und zu verstehen. Die emotionalen Komponenten der MISC (Wärme, Lächeln, Blickkontakt, Synchronität, Abwechslung, Empathie, Freude teilen usw.) entsprechen den üblichen wirksamen Zutaten in der Psychotherapie, die jedoch oft nicht systematisch trainiert werden. Bei der Behandlung von Persönlichkeitsstörungen reichen emotionale Komponenten zudem nicht allein aus, um epistemisches Misstrauen zu überwinden. Um das Tor zum sozialen Lernen zu öffnen, müssen Patient:innen das Gefühl haben, verstanden zu werden. Dies kann besonders durch die Verlangsamung der Interaktion durch die Anwendung der vermittelnden (kognitiven/lernenden) Komponenten erreicht werden, mit denen Therapeut:innen verdeutlichen, die Patienten verstehen zu wollen. Wie an anderer Stelle erläutert (Sharp et al. 2020), signalisieren die vermittelnden Komponenten z. B. Kindern ein starkes Interesse an ihren mentalen Zuständen und stellen einen „Königsweg“ zur Bildung von epistemischem Vertrauen dar, weil sie notwendigerweise die Anerkennung der Subjektivität und Handlungsfähigkeit des Gegenübers sowie ein Interesse an Zusammenarbeit und Kooperation beinhalten. Auch können die kognitiven Komponenten besonders in hochemotionalen Interaktionen nützlich sein, wenn das Mentalisieren von Therapeut:innen potenziell zum Erliegen kommt, da sie helfen, die Interaktion zu strukturieren und Therapeut:innen Zeit geben, das eigene Mentalisieren wiederherzustellen. Die MBT stimmt in ihren Grundzügen bereits mit vielen Ideen von MISC überein und hat, wie oben beschrieben, deutlicher differenziert, dass das Mentalisieren des Gegenübers in einer impliziten Lerninteraktion die grundlegende Zutat für einen sensiblen Lehrmoment ist. Daher muss die MISC-Intervention um die Haltung ergänzt werden, die genauen mentalen Zustände des anderen nicht kennen zu können (Nichtwissen), auf die eigene Mentalisierung des:r „Lehrerenden“ zu achten und neugierig zu bleiben, ohne zu interpretieren. Die Verbindung beider Ansätze eröffnet die Möglichkeit, Mikroveränderungen in den nun als implizit zu bezeichnenden kognitiven und emotionalen Korrekturerfahrungen zu implementieren und zu beobachten. In aller Bescheidenheit versuchen die Autorinnen des vorliegenden Beitrags zu argumentieren, dass das hier skizzierte implizite vermittelte Lernen im sozialen Kontext einer professionellen Beziehung zwischen Therapeut:in und Patient:in tatsächlich der zentrale Veränderungsmechanismus korrigierender emotionaler Erfahrungen ist. In früheren Beschreibungen von korrigierenden emotionalen Erfahrungen in der Psychotherapie standen jedoch die explizite Benennung von und die Einsicht in Unterschiede zwischen jetzt und damals im Mittelpunkt der Ausarbeitung dieses Veränderungsmechanismus. Es wird vorgeschlagen, die Aufmerksamkeit und das Verständnis auf das implizite Lernen innerhalb professioneller Beziehungen zu verlagern, d. h. auf die Verinnerlichung einer neuen Art zu denken, in Bezug auf jedes mögliche Lebensereignis, das eine Anpassung erfordert. Die Mikroprozesse impliziten Lernens und Vermitteln sollten in Zukunft als Prozessvariable in Psychotherapien weiteruntersucht werden.

Fazit für die Praxis

  • Mentale Flexibilität stellt einen transtheoretischen Veränderungsmechanismus für die Behandlung von Persönlichkeitsstörungen dar.
  • Korrigierende emotionale Erfahrungen sind vermittelte implizite Lernerfahrungen.
  • Auch in anderen helfenden Berufen können Kompetenzen für die Vermittlung mentaler Flexibilität genutzt werden.
  • Beobachtung sowie Operationalisierung von verhaltensnahen emotionalen und kognitiven Komponenten bieten Möglichkeiten der Untersuchung von Mikroprozessen in der Psychotherapie und anderen helfenden Berufen.

Einhaltung ethischer Richtlinien

Interessenkonflikt

S. Taubner und C. Sharp geben an, dass kein Interessenkonflikt besteht.
Für diesen Beitrag wurden von den Autor/-innen keine Studien an Menschen oder Tieren durchgeführt. Für die aufgeführten Studien gelten die jeweils dort angegebenen ethischen Richtlinien.
Open Access Dieser Artikel wird unter der Creative Commons Namensnennung 4.0 International Lizenz veröffentlicht, welche die Nutzung, Vervielfältigung, Bearbeitung, Verbreitung und Wiedergabe in jeglichem Medium und Format erlaubt, sofern Sie den/die ursprünglichen Autor(en) und die Quelle ordnungsgemäß nennen, einen Link zur Creative Commons Lizenz beifügen und angeben, ob Änderungen vorgenommen wurden.
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Literatur
Zurück zum Zitat Alexander F, French TM (Hrsg) (1946) Psychoanalytic therapy: principles and application. Ronald Press Alexander F, French TM (Hrsg) (1946) Psychoanalytic therapy: principles and application. Ronald Press
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Metadaten
Titel
Mentale Flexibilität durch implizites soziales Lernen
Metamodell für Veränderungsprozesse in der Psychotherapie
verfasst von
Prof. Dr. phil. Svenja Taubner
Carla Sharp
Publikationsdatum
20.11.2023
Verlag
Springer Medizin
Schlagwort
Psychotherapie
Erschienen in
Die Psychotherapie / Ausgabe 1/2024
Print ISSN: 2731-7161
Elektronische ISSN: 2731-717X
DOI
https://doi.org/10.1007/s00278-023-00696-0

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