Erschienen in:
01.10.2009 | Leitthema
Rezidivierende Vaginalinfektionen
Candidose, Bakterielle Vaginose
verfasst von:
Prof. Dr. W. Mendling
Erschienen in:
Die Gynäkologie
|
Ausgabe 10/2009
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Zusammenfassung
Bei chronisch rezidivierender Vulvovaginalcandidose (CRVVC) ist in über 90% Candida albicans der Erreger. Bei Immunsuppression oder Diabetes mellitus sind Non-albicans-Arten häufiger. Abwehrschwächen, Genpolymorphismen, allergische Faktoren, Serumglukosespiegel, Antibiotika, psychosozialer Stress und östrogeninduzierte vaginale Faktoren erhöhen das Risiko für eine CRVVC. Die CRVVC lässt sich noch nicht immunologisch behandeln, sodass eine degressive orale Therapie mit 200 mg Fluconazol für ein Jahr empfohlen wird. Gegen C.-glabrata-Vaginitis werden im Ausland Borsäurezäpfchen oder Fluzytosin empfohlen, in Deutschland neuerdings 2-mal 400 mg Posaconazol oral 15 Tage mit lokalem Ciclopyroxolamin. Zukünftige Studien sollten eine Candida-Autovakzine oder Antikörper gegen Candida-Virulenzfaktoren einschließen. Die Selbsttherapie ist oft fehlerhaft.
Am Vaginalepithel von Frauen mit bakterieller Vaginose (BV) existiert ein adhärenter bakterieller Biofilm, der hauptsächlich aus Gardnerella vaginalis und Atopobium vaginae besteht. Nach Metronidazol oder Clindamycin kommt es in etwa 60% nach 3 Monaten wegen Persistenz des Biofilms zum Rezidiv. Epithelzellen im Urin von Frauen mit BV und deren Partnern sind ebenfalls von G. vaginalis und A. vaginae „beladen“. Somit scheint die bakterielle Vaginose eine sexuell übertragbare Erkrankung zu sein. Der bakterielle Biofilm der BV kann derzeit nicht beseitigt werden. Vaginal oder oral zugeführte Laktobazillen bzw. pH-Wert-Verbesserungen reduzieren die Rezidivgefahr.