Erschienen in:
01.06.2015 | Geschichte der Gynäkologie und Geburtshilfe
Richard Bayer (1907–1989), ein Pionier der Früherfassung des Zervixkarzinoms
verfasst von:
Prof. Dr. H. Pickel
Erschienen in:
Die Gynäkologie
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Ausgabe 6/2015
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Auszug
Hellmuth Pickel, Graz, erinnert im Folgenden an den Frauenarzt Richard Bayer (1907–1989), der in Oesterreich führend dazu beigetragen hat, die Krebsvorsorge im Hinblick auf das Portio-Cervix-Karzinom einzuführen und kritisch zu begleiten. Bayer war eine typische Figur seiner Zeit: National gesinnt, vom „neuen Geist“ der Nationalsozialisten angesprochen, hat er eine akademische Laufbahn angestrebt, deren Vollendung ihm aber versagt blieb. Kriegsdienst, schwere Verwundung, schwieriger Neustart nach Kriegsende – Bayer hat das alles überwinden können und ihn zu einem bekannten Frauenarzt der Grazer Schule werden lassen, wenn auch im Schatten von Navratil, Bajardi oder Burghardt. Es ist die Karriere eines Typus aus der zweiten Reihe, stark gezeichnet auch von der politischen Situation seiner Zeit: Erst begeistert, dann nachdenklich bis zum Widerstand, Opfer der Nachkriegszustände und schliesslich doch noch einer der Frauenärzte, die sich fachlich herausragend engagiert und Spuren hinterlassen haben, vielleicht beeinflusst von dem Geist der Grazer Universitäts-Frauenklinik, der das Fach so viel verdankt. Das ist auch der Grund, weshalb sich die Herausgeber von Der Gynäkologe dazu entschlossen haben, eine in gewissem Grade schillernde Figur wie Richard Bayer abbilden zu lassen von einem Autor, der selbst aus der Grazer Schule stammt, sie hervorragend vertritt und mit dem Portrait auch an eine Zeit erinnert, die allzu oft nur schwarz-weiß gesehen wird. Mit Bayer klingen Zwischentöne an, die nicht ganz vergessen werden dürfen. …