Erschienen in:
01.09.2014 | Leitthema
Risiko von Brustkrebs unter „hormone replacement therapy“
Klinische Daten und experimentell-biologische Plausibilität
verfasst von:
Prof. Dr. Dr. A.O. Mueck, H. Seeger
Erschienen in:
Gynäkologische Endokrinologie
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Ausgabe 3/2014
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Zusammenfassung
Die Women’s Health Initiative zeigt mit equinen Östrogenen plus Medroxyprogesteronacetat ein erhöhtes, mit Östrogen allein im Vergleich zu Placebo ein erniedrigtes Brustkrebsrisiko. Dies korreliert mit Beobachtungsstudien. Bei langen Behandlungszeiten (in der „Nurses Health Study“ nach 15 Jahren) wurde auch mit Östrogenen allein ein Risiko gesehen. Die Risikosenkung zeigt sich sowohl bei frühem als auch bei späten Beginn mit Östrogenen, und zwar mit equinen Östrogenen wie auch mit Estradiol. Die klinischen Daten sind biologisch plausibel: Östrogene können protektiv z. B. durch Apoptose wirken, aber auch proliferativ, in seltenen Fällen auch über genotoxische Metaboliten, wie bei genetischen Polymorphismen von normalerweise karzinoprotektiven Schlüsselenzymen und bei ungebremstem oxidativem Zellstress. Nach eigener Forschung finden sich bestimmte Zellstrukturen bei Frauen mit Brustkrebs im malignen, aber nicht in deren gesundem Brustgewebe, die in Verbindung mit stromalen Einflüssen stark proliferierende Effekte synthetischer Gestagene, nicht aber von Progesteron vermitteln. Dies entspricht auch Beobachtungsstudien, die im Gegensatz zu den meisten synthetischen Gestagenen keine Risikoerhöhung mit Progesteron oder mit seinem Retroisomer Dydrogesteron bei Kombination mit Estradiol zeigen. Proliferierende Effekte etwa durch Langzeiteinwirkung bestimmter Metaboliten von Progesteron oder Dydrogesteron sind jedoch nicht auszuschließen; sie sind Gegenstand der derzeitigen Forschung, um Frauen mit erhöhtem Risiko zu identifizieren.