Erschienen in:
14.07.2016 | Schädigung einzelner Nerven | Leitthema
Der voroperierte Nerv
Die schwierige Indikation
verfasst von:
PD Dr. Leila Harhaus, Christoph Hirche, Florian Neubrech, Philipp Schönle, Konstantin Bergmeister, Berthold Bickert, Ulrich Kneser
Erschienen in:
Trauma und Berufskrankheit
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Ausgabe 3/2016
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Zusammenfassung
Der bereits voroperierte Nerv stellt bei komplikationsbehafteten Heilungsverläufen eine besondere Herausforderung hinsichtlich der Entscheidungsfindung für die weitere Therapie dar. Essenziell ist die frühzeitige Anbindung an ein spezialisiertes Behandlungszentrum, um solch problematische Heilungsverläufe frühzeitig erkennen zu können. Eine engmaschige klinische Untersuchung sollte durch apparative Diagnostiken wie Elektrophysiologie, Neurosonographie und ggf. MR-Neurographie ergänzt werden. Bei einer stagnierenden Reinnervation sollte insbesondere bei motorischen Läsionen frühzeitig chirurgisch interveniert werden. Das ansonsten ungünstige Verhältnis zwischen Strecke der nötigen Reinnervation und dem limitierten Zeitfenster für eine Muskelreinnervation ist der Grund dafür. Eine Kompression, Kontinuitätsneurombildung oder Pseudoneurombildung sollten neurolysiert und ggf. mittels Split-Repair (Ersatz nur einzelner Faszikel) versorgt werden. Diskontinuitätsneurome müssen bis in gesundes Gewebe zurückgekürzt und mittels Interponaten rekonstruiert werden. Soll eine Reinnervation der Zielmuskulatur erreicht werden, kann auch auf eine Neurotisation (Umlagerung eines benachbarten Nervenastes) zurückgegriffen werden. Besteht keine Möglichkeit zu einer Reinnervation, können motorische Ersatzplastiken rasch eine brauchbare Funktion der ausgefallenen Muskeln rekonstruieren. Bei Amputationsneuromen sollte zunächst die multimodale konservative Therapie ausgeschöpft werden, bevor eine chirurgische weite Rückkürzung und langstreckige Koagulation durchgeführt wird. Bei iatrogenen Nervenverletzungen empfehlen wir nach entsprechender Diagnostik eine frühe Exploration.