Erschienen in:
01.07.2011 | Operative Techniken
Schraubenarthrodese der Schulter
verfasst von:
Dr. S. Lerch, T. Berndt, W. Lipka, O. Rühmann
Erschienen in:
Operative Orthopädie und Traumatologie
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Ausgabe 3/2011
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Zusammenfassung
Operationsziel
Versteifung des Schultergelenks durch Osteosynthese im glenohumeralen und akromiohumeralen Gelenkanteil mit jeweils drei Schrauben unter Erhalt der Beweglichkeit des Schulterblattes mit daraus resultierender Kraftübertragung auf den Arm und der Beseitigung von Schmerzen.
Indikationen
Traumatische Armplexusschäden, Lähmungen im Kindesalter, Poliomyelitis bei erhaltener oder wiederherstellbarer Funktion von Ellbogen und Hand. Paralysen oder Verlust des M. deltoideus und der Muskeln der Rotatorenmanschette. Nicht rekonstruierbare ausgedehnte Rotatorenmanschettendefekte mit Pseudoparalyse. Chronische therapieresistente Infektionen. Fehlgeschlagene Stabilisierungsversuche mit nicht beherrschbarer Schulterinstabilität. Als Alternative zur Schulterendoprothetik beim jüngeren Patienten mit Omarthrose und schwerer körperlicher Arbeit.
Kontraindikationen
Unzureichender Kraftgrad der Schulterblattmuskulatur (< Kraftgrad 4, <75% der normalen Kraft). Unzureichende passive skapulothorakale Verschieblichkeit. Unzureichende Weichteildeckung nach Verbrennungen, ausgedehnten Voroperationen oder Strahlentherapie. Nicht beendete Rehabilitationsphase (<3 Jahre) nach neurochirurgischen Eingriffen (Neurolyse, Nerventransplantation). Resektionszustände im Bereich des proximalen Humerus.
Operationstechnik
Das Schultergelenk wird in 20°-Abduktion, 30°-Anterversion und 40°-Innenrotation zum Rumpf mit drei glenohumeralen und drei akromiohumeralen Spongiosaschrauben im Sinne einer Schraubenkompressionsarthrodese versteift.
Weiterbehandlung
Thorax-Arm-Abduktionsschiene (20°-Abduktion, 30°-Anteversion, 40°-Innenrotation) bis zur 6. postoperativen Woche mit Abnahme zur krankengymnastischen Übungsbehandlung und Körperhygiene. Assistiert-aktive und passive Bewegungsübungen im Ellbogen- und Handgelenk sowie Finger und Daumen ab dem 1. postoperativen Tag. Abtrainieren der Orthese nach Abschluss der 6. postoperativen Woche mit Freigabe aller Bewegungen.
Ergebnisse
In einer prospektiven Fallbeobachtung wurde zwischen Januar 2007 und September 2008 bei 4 Patienten mit einem durchschnittlichen Alter von 35,7 Jahren eine Schraubenarthrodese der Schulter durchgeführt. Der Beobachtungszeitraum betrug durchschnittlich ein Jahr (0,6–1,5). Bei allen 4 Patienten wurde eine primäre Fusion der Arthrodesepartner erreicht. Revisionsoperationen waren nicht erforderlich. Funktionell wurde bei allen Patienten ein verbessertes aktives Bewegungsausmaß mit einer durchschnittlichen Abduktion von 60° und einer Anteversion von 40° erreicht.