Erschienen in:
01.03.2013 | Regionalanästhesie
Sectio caesarea in Regionalanästhesie
Pro und Kontra der supplementären Sauerstoffgabe
verfasst von:
Dr. H. Aust, M. Zemlin, F. Woernle, H. Wulf, D. Rüsch
Erschienen in:
Die Anaesthesiologie
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Ausgabe 3/2013
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Zusammenfassung
Die routinemäßige maternale Insufflation von Sauerstoff (O2) zur möglichst optimalen O2-Versorgung des Fetus während einer elektiven Sectio caesarea in rückenmarknaher Regionalanästhesie (RA) ist anästhesiologische Praxis in vielen deutschen Krankenhäusern. In der nichtdeutschsprachigen Literatur wird diese Praxis seit vielen Jahren kontrovers diskutiert. Gegenstand dieser Übersichtsarbeit sind die Darstellung und Diskussion der Vor- und Nachteile der routinemäßigen O2-Insufflation bei Sectio caesarea in RA anhand der Literatur der letzten 30 Jahre. Befürworter der routinemäßigen O2-Gabe verweisen auf potenzielle und z. T. unvorhersehbare Risiken bei der Schnittentbindung und sehen in der auf physiologischen Überlegungen basierenden prophylaktischen O2-Gabe einen Sicherheitsvorteil. Interessanterweise ist die Datenlage zu der durch Steigerung der maternalen inspiratorischen Sauerstofffraktion (FIO2) erzielten Verbesserung der fetalen Oxygenierung uneinheitlich, sodass keine eindeutige Empfehlung, welche FIO2 zu wählen ist, ausgesprochen werden kann. Demgegenüber wird seitens der Kritiker vor einer durch die erhöhte maternale FIO2 hervorgerufenen Bildung von toxischen O2-Radikalen bei Mutter und Fetus gewarnt. Allerdings ist die Datenlage auch diesbezüglich nicht einheitlich. Vor dem Hintergrund, dass die O2-Gabe bei elektiver Sectio caesarea ohne Risikofaktoren in RA einerseits mit potenziellen Risiken behaftet ist und andererseits bislang kein Vorteil aufgezeigt werden konnte, ist die routinemäßige Gabe in dieser Situation sehr kritisch zu hinterfragen und wird mittlerweile von vielen als nichtindiziert angesehen. Demgegenüber darf in einer Notlage aufgrund der Gefahr einer Hypoxie bei Mutter und/oder Fetus angesichts der aktuellen Datenlage nicht auf die O2-Gabe verzichtet werden.