Zusammenfassung
Bei mehr als 10 % aller Patienten mit Epilepsie treten 90 % der Anfälle im Schlaf auf. Insbesondere bei Anfällen aus dem parietalen und frontalen Kortex besteht eine klare Bindung an den NREM-Schlaf. Bei genetischen generalisierten Epilepsien treten Anfälle häufig bei Vigilanzschwankungen und bei fokalen Epilepsien im NREM-Schlaf auf. Im REM-Schlaf manifestieren sich epileptische Anfälle am seltensten. Zwischen Epilepsie und Schlaf besteht eine enge Interaktion. Schlafgebundene Anfälle können im Wachen infolge der Schlaffragmentierung kognitive Fähigkeiten und die Lebensqualität negativ beeinflussen. Umgekehrt provoziert eine chronische Schlafstörung Anfälle, zum einen nachts durch eine pathologische Arousal-Dichte und zum anderen tagsüber durch Vigilanzminderungen. Therapiemodalitäten, wie Antiepileptika, Vagusnerv- und Tiefe Hirnstimulation, können durch schlafstörende Effekte diesen somnologisch-epileptogischen Teufelskreis ebenfalls verstärken. Schlafstörungen bzw. schlafbezogene Erkrankungen können den klinischen Verlauf und die Therapie einer Epilepsie negativ beeinflussen.