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Erschienen in: Der Gynäkologe 10/2015

01.10.2015 | Medizinrecht – Rechtsprechung auf dem Prüfstand

Stiefkindadoption eines durch „private (Becher-)Samenspende“ gezeugten Kindes

verfasst von: Ass. jur. A. Germerott

Erschienen in: Die Gynäkologie | Ausgabe 10/2015

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Auszug

Im vorliegenden Fall ging es um die Frage, ob das Familiengericht die Stiefkindadoption eines Kindes durch die eingetragene Lebenspartnerin der Mutter verweigern darf, wenn der „private (Becher-)Samenspender“ nicht am Adoptionsverfahren seines leiblichen Kindes mitwirken konnte, weil die Mutter dessen Identität nicht offen legte. Mit Beschluss vom 18. Februar 2015 hat der Bundesgerichtshof (BGH)1 klargestellt, dass dem Adoptionsantrag bei dieser Sachlage grundsätzlich nicht stattzugeben sei, weil bei einem privaten Spender – anders als bei einer medizinisch assistierten Zeugung – ein Verzicht auf die Geltendmachung der Rechte als „(möglicher) leiblicher Vater“ nicht vermutet werden dürfe. …
Fußnoten
1
BGH NJW 2015, 1820.
 
2
AG Tempelhof-Kreuzberg, Beschl. v. 25.1.2013 – 140 F 4500/11 (n.v.).
 
3
KG, Beschl. v. 30.7.2013 – 19 UF 17/13, BeckRS 2015, 05748.
 
4
Für (entsprechende) Anwendbarkeit MüKo-BGB/Wellenhofer, 6. Aufl. 2012, § 1600d BGB, Rn. 98; BeckOK BGB/Hahn, 35. Ed, 1.5.2015, § 1600d BGB, Rn. 9; Hammermann, in: Erman BGB-Kommentar, 14. Aufl. 2014, § 1600d BGB, Rn. 22; dagegen Staudinger/Rauscher, 2011, § 1600d BGB, Rn. 48, 50; Schmidt-Recla, in: Soergel BGB, Bd. 19/1, 13. Aufl. 2012, § 1600d BGB, Rn. 23.
 
5
BGH FamRZ 2005, 612, 613.
 
6
So auch schon BGH FamRZ 2013, 1209 bei der Frage der Anfechtung der Vaterschaft: die Regelung zum Ausschluss des Anfechtungsrechts nach § 1600 Abs. 5 BGB gelte nur für die medizinisch assistierte Zeugung (= konsentierte Samenspende), nicht hingegen für die private Becherspende, bei der der Spender wie bei einer natürlichen Zeugung zu behandeln und daher auch gem. § 1600 Abs. 1 Nr. 2 BGB (unter Versicherung der „Beiwohnung“) anfechtungsberechtigt sei.
 
7
OLG Dresden, Beschl. v. 28.10.2010 – 21 UF 0443/10, BeckRS 2015, 05891.
 
8
BGH FamRZ 2013, 1209.
 
9
OLG Dresden, Beschl. v. 28.10.2010 – 21 UF 0443/10, BeckRS 2015, 05891.
 
10
Wegen des verfassungs-, europa- und völkerrechtlich (insbes. Art. 8 EMRK) geschützten Rechts des Kindes auf Kenntnis der eigenen Abstammung (s. nur Schumann, MedR 2014, 736, 747 f. m. w. N.) ist eine volle Anonymität des Spenders ohnehin unzulässig. Daher gibt es etwa in Österreich eine Dokumentations- und Aufbewahrungspflicht für Spenderdaten und ein Einsichtsrecht d. Kindes (§§ 15, 18, 20 Abs. 2 FMedG).
 
11
Eine im Abstammungsrecht verankerte Mitmutterschaft haben etwa Dänemark, Schweden und Norwegen geschaffen; dazu Schumann, MedR 2014, 736, 745 f. m. w. N. Zuletzt hat Österreich (FMedG-Novelle 2015) das Abstammungsrecht entsprechend geändert.
 
12
Bundesärztekammer, (Muster-)Richtlinie zur Durchführung der assistierten Reproduktion, Novelle 2006, DÄBl. 103 (2006), Heft 20, A 1392–A 1403.
 
13
Ausweislich einer im Jahr 2012 durchgeführten Befragung deutscher Samenbanken durch den Verein „DI-Netz“ gibt es aber auch hierzulande Stellen, die Samen an lesbische Paare abgeben bzw. diese behandeln (2012 waren es immerhin sieben Samenbanken); Brügge/Simon, DI-Familien fragen nach: was bieten uns deutsche Samenbanken? – Samenbankumfrage 2012, S. 9, 11 (http://www.di-netz.de/wp-content/uploads/2014/03/Samenbank-Umfrage-Webseite.pdf).
 
14
Zur österreichischen Rechtslage seit Inkrafttreten des „FMedRÄG 2015“ s. Bernat, Das österreichische Abstammungsrecht im Kontext der medizinisch unterstützten Fortpflanzung. Eine Bestandsaufnahme nach Inkrafttreten des Fortpflanzungsmedizinrechts-Änderungsgesetzes 2015, in: Coester-Waltjen/Lipp/Schumann/Veit (Hrsg.), „Kinderwunschmedizin“ – Reformbedarf im Abstammungsrecht?, 13. Göttinger Workshop zum Familienrecht 2014, Göttingen 2015, S. 65 ff.; Wendehorst, iFamZ 2015, 4 ff.
 
15
Pressemitteilung des BMJV v. 9.2.2015, Arbeitskreis „Abstammungsrecht“ nimmt Arbeit auf, FF 2015, 91.
 
Literatur
2.
Zurück zum Zitat Dethloff, Assistierte Reproduktion und rechtliche Elternschaft in gleichgeschlechtlichen Partnerschaften. Ein rechtsvergleichender Überblick, in: Funcke/Thorn (Hrsg), Die gleichgeschlechtliche Familie mit Kindern, Bielefeld 2010, S 161 Dethloff, Assistierte Reproduktion und rechtliche Elternschaft in gleichgeschlechtlichen Partnerschaften. Ein rechtsvergleichender Überblick, in: Funcke/Thorn (Hrsg), Die gleichgeschlechtliche Familie mit Kindern, Bielefeld 2010, S 161
3.
Zurück zum Zitat Duttge/Engel/Lipp/Zoll (Hrsg), Heterologe Insemination, Aktuelle Lage und Reformbedarf aus interdisziplinärer Perspektive, Göttinger Schriften zum Medizinrecht, Bd. 8, Göttingen 2010 Duttge/Engel/Lipp/Zoll (Hrsg), Heterologe Insemination, Aktuelle Lage und Reformbedarf aus interdisziplinärer Perspektive, Göttinger Schriften zum Medizinrecht, Bd. 8, Göttingen 2010
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Zurück zum Zitat Herrmann-Green, Lesben mit Kinderwunsch: Eine ethische Herausforderung für die Reproduktionsmedizin?, in: Bockenheimer-Lucius/Thorn/Wendehorst (Hrsg), Umwege zum eigenen Kind. Ethische und rechtliche Herausforderungen an die Reproduktionsmedizin 30 Jahre nach Louise Brown, Göttinger Schriften zum Medizinrecht, Bd. 3, Göttingen 2008, S 217 Herrmann-Green, Lesben mit Kinderwunsch: Eine ethische Herausforderung für die Reproduktionsmedizin?, in: Bockenheimer-Lucius/Thorn/Wendehorst (Hrsg), Umwege zum eigenen Kind. Ethische und rechtliche Herausforderungen an die Reproduktionsmedizin 30 Jahre nach Louise Brown, Göttinger Schriften zum Medizinrecht, Bd. 3, Göttingen 2008, S 217
5.
Zurück zum Zitat Keuter, Der (bekannte) Samenspender im Adoptionsverfahren, FuR 2014, 261 Keuter, Der (bekannte) Samenspender im Adoptionsverfahren, FuR 2014, 261
6.
Zurück zum Zitat Rosenau (Hrsg), Ein zeitgemäßes Fortpflanzungsmedizingesetz für Deutschland, Baden-Baden 2012 Rosenau (Hrsg), Ein zeitgemäßes Fortpflanzungsmedizingesetz für Deutschland, Baden-Baden 2012
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Zurück zum Zitat Löhnig, Zivilrechtliche Aspekte der Samenspende de lege ferenda, ZRP 2015, 76 Löhnig, Zivilrechtliche Aspekte der Samenspende de lege ferenda, ZRP 2015, 76
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Zurück zum Zitat Schumann, Elternschaft nach Keimzellspende und Embryoadoption, MedR 2014, 736 Schumann, Elternschaft nach Keimzellspende und Embryoadoption, MedR 2014, 736
9.
Zurück zum Zitat Wehrstedt, Die heterologe Samenspenden-Behandlung bei einer nicht verheirateten Frau, FPR 2011, 400 Wehrstedt, Die heterologe Samenspenden-Behandlung bei einer nicht verheirateten Frau, FPR 2011, 400
Metadaten
Titel
Stiefkindadoption eines durch „private (Becher-)Samenspende“ gezeugten Kindes
verfasst von
Ass. jur. A. Germerott
Publikationsdatum
01.10.2015
Verlag
Springer Berlin Heidelberg
Erschienen in
Die Gynäkologie / Ausgabe 10/2015
Print ISSN: 2731-7102
Elektronische ISSN: 2731-7110
DOI
https://doi.org/10.1007/s00129-015-3771-3

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