Erschienen in:
30.07.2021 | Suizid | Psychoonkologie
Prävention von Suizidalität bei Menschen mit Krebs
verfasst von:
Dr. Mareike Ernst, Prof. Dr. Elmar Brähler, Prof. Dr. Manfred E. Beutel, PD Dr. Jörg Wiltink
Erschienen in:
Die Onkologie
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Ausgabe 1/2022
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Zusammenfassung
Hintergrund
Krebserkrankungen können weitreichende und nachhaltige Folgen für die psychische Gesundheit haben. Krebspatient*innen und -überlebende sind deutlich häufiger als die Allgemeinbevölkerung von Suizidgedanken und -handlungen betroffen. Suizidprävention ist deshalb eine wichtige Aufgabe in der klinischen (psycho)onkologischen Praxis.
Fragestellung
Untersucht werden empirisch bestätigte und theoretisch abgeleitete Risiko- und Schutzfaktoren bei suizidalen Krisen im Kontext von Krebs.
Material und Methode
Die Zusammenfassung der Empirie basiert auf sechs aktuellen, internationalen Übersichtsarbeiten. Ergänzend werden ausgewählte, praktisch relevante psychosoziale Faktoren dargestellt. Eine Fallvignette illustriert eine spezifische Gefährdungslage und den Umgang damit im klinischen Alltag.
Ergebnisse
Das Risiko für Suizidgedanken und Tod durch Suizid variiert in Abhängigkeit von der Krebserkrankung (Entität und Prognose) und Eigenschaften der Person (Alter und Geschlecht). Suizidversuche mit Todesfolge kamen eher bei Männern als bei Frauen vor und fanden v. a. im ersten Jahr nach Diagnose statt. Soziale Unterstützung schützte vor Suizidalität. Interventionen durch geschultes Fachpersonal – wie empathische Anteilnahme und strukturierte Hilfen wie Notfallpläne – können stabilisierend wirken und damit Leben retten.
Schlussfolgerung
Krebspatient*innen und -überlebende können in seelische Krisensituationen geraten, in denen sie psychoonkologische Betreuung benötigen. Praktiker*innen sollten deshalb bereit sein, Suizidalität im klinischen Alltag aktiv zu explorieren. Wissen über Risiko- und Schutzfaktoren hilft dabei, gefährdete Patient*innengruppen zu erkennen und sie gezielt zu unterstützen.