Erschienen in:
01.02.2016 | Originalien
Suizide im Schienenverkehr
Kriminalistische und rechtsmedizinische Aspekte
verfasst von:
Dr. S. Kraus, Prof. Dr. M. Graw, Dr. S. Gleich
Erschienen in:
Rechtsmedizin
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Ausgabe 1/2016
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Zusammenfassung
Hintergrund
Todesfälle im Schienenverkehr stellen rechtsmedizinische und kriminalistische Herausforderungen dar.
Ziel der Arbeit
Es sollen die Charakteristika und die Hintergründe von Suiziden im Schienenverkehr im Vergleich mit anderen Suizidmethoden dargestellt werden.
Material und Methode
In einer Untersuchung am Institut für Rechtsmedizin der Universität München wurden retrospektiv 1069 suizidale Todesfälle aus den Jahren 2009–2011 untersucht und statistisch ausgewertet. Herausgefiltert wurden die Suizide, die im Zusammenhang mit Schienenverkehr standen (SZ). Die Gruppe SZ wurden allen weiteren suizidalen Todesfällen (AM) gegenübergestellt, und beide Gruppen wurden miteinander verglichen.
Ergebnisse
Zirka 10 % der Suizidenten hatten sich von Schienenfahrzeugen überfahren lassen („Schienensuizid“). Somit stellte diese Suizidmethode die vierthäufigste in der vorliegenden Studie dar. Regelmäßig werden andere Personen durch einen derartigen Suizid mitbeeinträchtigt (u. a. gesundheitlich, psychisch und finanziell). Es ergeben sich Hinweise darauf, dass es sich bei dieser Methode häufig um Kurzschlussreaktionen handelt. Chemisch-toxikologische Untersuchungen werden selten von der Staatsanwaltschaft in Auftrag gegeben, spielen jedoch eine wichtige Rolle im Hinblick auf die Abgrenzung zu Tötungsdelikten.
Schlussfolgerung
Rechtsmedizinische Untersuchungen sind essenzielle Bestandteile der kriminalistischen Untersuchungen von Todesfällen im Bereich des Schienenverkehrs. Sie können wichtige Hinweise zur Differenzierung zwischen Unfällen, Suiziden und Tötungen sowie zur Identitätsklärung des Opfers liefern.