Erschienen in:
01.02.2015 | Kasuistiken
Todesfälle während extrakorporaler Membranoxygenierung
verfasst von:
K. Wöllner, R. Amberg, G. Kernbach-Wighton, B. Madea
Erschienen in:
Rechtsmedizin
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Ausgabe 1/2015
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Zusammenfassung
Im rechtsmedizinischen Sektionskollektiv sieht man immer häufiger Verstorbene, die zuvor an eine Maschine zur extrakorporalen Membranoxygenierung („extracorporeal membrane oxygenation“, ECMO) angeschlossen gewesen sind. Die ECMO ist ein extrakorporales Organersatzverfahren bei Ausfall der Lungenfunktion infolge von Unreife oder Krankheit und kann über längere Zeit (bis zu mehreren Wochen) eine ausreichende Sauerstoffsättigung des Bluts aufrechterhalten. Bei Erwachsenen ist die ECMO-Therapie v. a. im Rahmen von schweren Formen des Atemnotsyndroms („acute respiratory distress syndrome“, ARDS) mit und ohne Herzinsuffizienz indiziert. Bei Neugeborenen wird sie ebenfalls in der Behandlung von hypoplastischen Lungen und angeborenen Zwerchfellhernien genutzt.
Berichtet wird über den Einsatz einer venoarteriellen ECMO bei einem 65 Jahre alt gewordenen Patienten nach Viruspneumonie und Herzinfarkt mit zunehmender Herzinsuffizienz. Beim Einsatz der ECMO-Kanülen wurde die Sinusknotenregion perforiert. Der Patient verstarb mit den Zeichen einer elektromechanischen Entkoppelung. Bei der Obduktion zeigten sich eine blutige Herzbeuteltamponade und ein akuter Myokardinfarkt.
Berichtet wird des Weiteren über den Einsatz einer venoarteriellen ECMO bei einem 5 h alten Neugeborenen mit unterentwickelten Lungen bei angeborener rechtsseitiger Zwerchfellhernie. Während des Einbringens der Kanülen kam es zu einer Ruptur des rechten Vorhofs und einem konsekutiven Perikarderguss. Die Therapie ist 3 Wochen lang komplikationslos durchgeführt worden, bis man sich nach mehreren frustranen Weaning-Versuchen zur Beendigung der Therapie entschied.
Der 3. Fall beschreibt einen 30 Jahre alt gewordenen Mann mit Betäubungsmittel(BtM)-Vorgeschichte. Er war unterkühlt und mit Herz-Kreislauf-Stillstand unter Reanimation in ein Universitätsklinikum eingeliefert und dort an eine ECMO-Maschine angeschlossen worden. Nach dem Auftreten eines schweren hypoxischen Hirnschadens ist die ECMO schließlich abgestellt worden.
Dem mit dem Einsatz der ECMO verbundenen hohen technischen und personellen Einsatz steht die ebenfalls hohe Komplikationsrate gegenüber.