Erschienen in:
13.12.2023 | Todeswunsch | Leitthema
Sterben als einziger Ausweg – wie Todeswünschen begegnen?
verfasst von:
PD Dr. rer. medic. Kerstin Kremeike, Kathleen Boström, M.Sc., Prof. Dr. med. Raymond Voltz
Erschienen in:
Die Onkologie
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Sonderheft 1/2024
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Zusammenfassung
Hintergrund
Onkologisch erkrankte Patientinnen und Patienten können im Verlauf ihrer Erkrankung sowohl temporäre als auch dauerhafte Todeswünsche entwickeln. Bei entsprechendem Handlungsdruck können solche Todeswünsche auf Suizidalität oder Wünsche nach assistiertem Suizid hinauslaufen. Auch wenn die meisten Todeswünsche nicht mit Suizidalität einhergehen, können sie Ausdruck starker Belastung sein. Um onkologisch erkrankten Menschen mit Todeswünschen angemessen zu begegnen und so Leid lindern zu können, gilt es, Todeswünsche als komplexes Phänomen zu verstehen.
Ziel der Arbeit
Es wird über Ergebnisse internationaler Forschung zum Phänomen Todeswunsch berichtet und praxisnah der leitlinienkonforme Umgang damit in der Onkologie skizziert.
Material und Methoden
Übersichtsdarstellung nationaler und internationaler Literatur sowie von (Leitlinien‑)Empfehlungen zum Umgang mit Todeswünschen.
Ergebnisse
Todeswünsche haben vielfältige mögliche Hintergründe, Bedeutungen und Funktionen auf körperlicher, psychischer, sozialer oder spiritueller Ebene. Sie können belastend, aber auch stützend für schwerkranke Menschen sein. Ein proaktives Ansprechen von Todeswünschen mit einer offenen, interessierten und respektvollen Grundhaltung für das Denken, Erleben und Handeln der Patientinnen und Patienten wird empfohlen. Durch das Eröffnen eines Reflexionsraums können der individuelle Todeswunsch, ein möglicherweise bestehender Lebenswille sowie Leid lindernde Maßnahmen betrachtet werden.
Schlussfolgerung
Eigene Unsicherheiten bezüglich befürchteter Risiken erschweren Versorgenden oft das Gespräch über Todeswünsche mit ihren Patientinnen und Patienten. Um Entlastung zu schaffen, ist die proaktive Ansprache von Todeswünschen jedoch als erste wirksame Intervention vor allen anderen möglichen Maßnahmen zu sehen.