Erschienen in:
01.04.2015 | Übersichten
Tödliche Holzpellets
Kohlenstoffmonoxidintoxikation durch unsachgemäße Lagerung
verfasst von:
Dr. J. Cortis, K. Bender, M.A. Rothschild, T. Kamphausen
Erschienen in:
Rechtsmedizin
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Ausgabe 2/2015
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Zusammenfassung
Hintergrund
Kohlenstoffmonoxid(CO)-Intoxikationen sind sowohl unfallbedingt als auch in suizidaler Absicht häufige Todesursachen im rechtsmedizinischen Alltag. Wenig bekannt ist, dass CO aus dem Harz von Holzfasern gebildet werden kann. Holzpellets gasen in den Wochen nach ihrer Herstellung die höchsten Mengen CO aus. Bei unzureichender Belüftung können daher insbesondere bei der Lagerung frischer Holzpellets in Lagerräumen für Heizungsanlagen gefährliche CO-Konzentrationen auftreten.
Ziel der Arbeit
Der vorliegende Beitrag möchte für die Gefahr von CO-Intoxikationen, die durch eine unsachgemäße Lagerung von Holzpellets ausgeht, sensibilisieren.
Material und Methoden
Beispielhaft wird über einen 43 Jahre alt gewordenen Mann berichtet, der leblos in einem Lagerraum für Holzpellets aufgefunden wurde. Todesursächlich war eine CO-Intoxikation mit Nachweis von 75 %igem Carboxyhämoglobin(COHb)-Gehalt im Blut des Verstorbenen. Die erhobenen Befunde werden mit weiteren 14 in der Fachliteratur publizierten tödlich verlaufenden Erstickungsfällen durch Holzpellets und Holzprodukte für den Zeitraum 2002–2014 verglichen. Erste wissenschaftliche Untersuchungen zu diesem Phänomen wurden insbesondere in den USA, in Kanada, Schweden und China als größte Produzenten von Holzpellets durchgeführt; diese wurden in die Literaturauswertung einbezogen.
Ergebnisse
Die Auswertung der aktuellen Literatur ergibt, dass die Gefahren, die mit der Lagerung von Holzpellets als vermeintlich harmlose Energieträger einhergehen, bei den Endverbrauchern weitgehend unbeachtet sind und bereits zu tödlichen Unfällen geführt haben. Auffällig ist in diesem Zusammenhang, dass mit der Expansion des Markts in private Haushalte erstmals auch private Endverbraucher tödlich verunglückten sowie eine offizielle, behördliche Risikobewertung mit einer eindeutigen und einheitlichen Gefahrenkennzeichnung notwendig erscheint.
Schlussfolgerung
Das Bewusstsein für die aus der Lagerung von Holzpellets resultierenden Gefahren muss erweitert werden. Offizielle, einheitliche Gefahrenkennzeichnungen und Verhaltensempfehlungen (z. B. Betreten jedes Pelletbunkers nur mit CO-Warngerät und/oder Atemmaske) sollten veröffentlicht werden, um vermeidbare tödliche CO-Unfälle zu verhindern.