Erschienen in:
01.02.2015 | Leitthema
Traumatische Nervenschäden
Ursachen, Vorgehen, Prognose
verfasst von:
Prof. Dr. H. Müller-Vahl
Erschienen in:
Der Nervenarzt
|
Ausgabe 2/2015
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Zusammenfassung
Während leichte Verletzungen peripherer Nerven lediglich zu einer umschriebenen Schädigung der Markscheiden führen, die spätestens in 3 Monaten völlig ausheilt, kommt es nach eingreifenden Verletzungen zu einem Untergang der distalen Axonfragmente (Waller-Degeneration) und gleichzeitig auch zu zeitabhängigen Veränderungen in den Erfolgsorganen, in den Perikarya in Rückenmark und Spinalganglien und auch im Gehirn. Tierexperimentelle Studien und ebenso Befunde beim Menschen belegen, dass die Bedingungen für eine Regeneration der Nervenfasern in den ersten Tagen und Wochen nach der Verletzung am günstigsten sind. Deshalb ist zur optimalen Therapie geboten, möglichst früh zu klären, ob eine Chance zur Reinnervation unter ausschließlich konservativer Therapie besteht oder ob wegen der Schwere der Strukturschädigung eine operative Rekonstruktion erforderlich ist. Bildgebende Untersuchungsverfahren (Neurosonographie und Magnetresonanzneurographie) können die hierfür entscheidenden Informationen liefern. In der Regel sollte die Entscheidung über die Indikation zu einer Nervenoperation innerhalb von 3 Monaten getroffen werden. Auch bei optimaler Therapie ist der Heilverlauf schwerer Nervenverletzungen oft unbefriedigend. Seit einigen Jahren werden im Tierexperiment neuartige Verfahren zur Verbesserung der Nervenregeneration geprüft, die an ganz unterschiedlichen Punkten des Heilungsprozesses ansetzen. Es ist zu hoffen, dass sich hieraus in absehbarer Zeit auch Verfahren zur Verbesserung der Versorgung von Nervenverletzungen beim Menschen entwickeln lassen.