Erschienen in:
22.11.2022 | Ultraschall | Intensivmedizin
Sichere Lagekontrolle von Magensonden: ein oft unterschätztes Thema zur Vermeidung potenziell schwerwiegender Komplikationen
verfasst von:
Dr. med. Fridolin Streibert, Claudia Bernhardt, Philipp Simon, Peter Hilbert-Carius, Hermann Wrigge
Erschienen in:
Die Anaesthesiologie
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Ausgabe 1/2023
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Zusammenfassung
Die Anlage einer Magensonde im OP oder auf einer Intensivstation (ITS) stellt eine alltäglich durchgeführte Prozedur dar. Obwohl die Sonde häufig durch Pflegekräfte eingebracht wird, verbleiben die Indikationsstellung und Auswahl des Verfahrens zur Lagekontrolle im ärztlichen Verantwortungsbereich. Zur unmittelbaren Lagekontrolle wird klinisch wohl am gebräuchlichsten die Injektion von Luft durch die gelegte Sonde bei gleichzeitiger Auskultation des Epigastriums durchgeführt. Ein typisches „Blubbern“ wird oft als hinreichend sicheres Zeichen für eine korrekte Lage der Sonde im Magen angesehen. Dieses Verfahren darf sowohl im OP als auch auf der ITS als praktizierter Standard bezeichnet werden. Zahlreiche Beispiele aus der klinischen und gutachterlichen Praxis zeigen allerdings immer wieder, dass es in Einzelfällen ösophageale, bronchiale, pulmonale oder sogar pleurale Fehllagen geben kann, bei denen der Auskultationsbefund durch tracheales, bronchiales oder pleurales Sekret irreführend fehlgedeutet wird. Gleichzeitig wird regelhaft nicht dokumentiert, wie und durch wen die Sondenlage kontrolliert wurde. Kommt es im schlimmsten Falle zu einer Applikation von hyperosmolarer Sondenkost über die fehlliegende Sonde, wird die nachfolgende schwere Pneumonie oder Pleuritis, abhängig von den Begleiterkrankungen des Patienten, oft nicht überlebt. Im Gegensatz zu vielen anderen vergleichbaren Verfahren der Intensivmedizin, wie beispielsweise der Anlage zentraler Venenkatheter oder der endotrachealen Intubation, besteht unseres Wissens kein einheitlicher Standard für die forensische Sicherung eines Nachweises der korrekten Lage nach Anlage von Magensonden. Die vorliegende Arbeit gibt eine Übersicht über bestehende Praktiken und den wissenschaftlichen Hintergrund zur nichtinvasiven Lagekontrolle von Magensonden ohne ionisierende Strahlung.