Skip to main content
Erschienen in: Der Unfallchirurg 5/2014

01.05.2014 | Leitthema

Unterschiede in der Häufigkeit von Gesundheitsleistungen – ist alles unethisch?

verfasst von: Dr. M. Eikermann, D. Pieper

Erschienen in: Die Unfallchirurgie | Ausgabe 5/2014

Einloggen, um Zugang zu erhalten

Zusammenfassung

Hintergrund

Regionale Unterschiede in der Häufigkeit von Gesundheitsleistungen sind seit vielen Jahrzehnten bekannt. Vielfach wird eine solche Variabilität in Diskussionen pauschal als unerwünscht eingestuft und eine ethisch-moralische Argumentation geführt. Die Beschreibung und Analyse dieser Variabilität sowie der zugrunde liegenden Ursachen ist Gegenstand zahlreicher Untersuchungen in verschiedenen Gesundheitssystemen.

Fragestellung

Welche Ursachen kann Versorgungsrealität haben und welche Ansätze gibt es, unerwünschter Variabilität entgegenzuwirken.

Material und Methoden

Auf Basis einer selektiven Literaturrecherche erfolgte eine Übersicht über die Erfassung von Variationen in der chirurgischen Versorgung sowie eine Darstellung möglicher Ursachen und Lösungsansätze.

Ergebnisse

Es können zahlreiche Faktoren identifiziert werden, die den Entscheidungsprozess bezogen auf eine chirurgische Intervention beeinflussen. Diese können sowohl patientenbezogen, erkrankungs-/interventionsbezogen, arztbezogen oder auch systembezogen sein und stehen z. T. in Bezug zueinander. Die optimalen Strategien zur Minimierung von Versorgungsvariabilität sind noch unklar. Wissenschaftliche Evidenz zur Beurteilung des Nutzens und Schadens einer Intervention, ärztliche Einstellungen und Präferenzen sowie die Beteiligung des Patienten in den Entscheidungsprozess scheinen jedoch wichtige Ansatzpunkte zu sein.

Schlussfolgerungen

Die Beschreibung regionaler Unterschiede ist ein wichtiger Schritt auf dem Weg zu einer evidenzbasierten und bedarfsgerechten Gesundheitsversorgung. Unterschiede in der Gesundheitsversorgung und insbesondere regional unterschiedlich hohe Interventionsraten sind nicht per se als problematisch zu werten. Ob ein Patient eine Intervention erhält oder nicht, darf jedoch nicht stärker davon abhängen, wo er wohnt und welchen Arzt er konsultiert als von seinen individuellen medizinischen Befunden oder seinen Präferenzen. Zielgruppengerechte evidenzbasierte Informationen können helfen unerwünschte Variabilität zu minimieren.
Literatur
1.
Zurück zum Zitat Bertelsmann Stiftung (2013) Faktencheck Gesundheit: Knieoperationen. Bertelsmann Stiftung, Gütersloh Bertelsmann Stiftung (2013) Faktencheck Gesundheit: Knieoperationen. Bertelsmann Stiftung, Gütersloh
2.
Zurück zum Zitat Birkmeyer JD, Reames BN, Mcculloch P et al (2013) Understanding of regional variation in the use of surgery. Lancet 382:1121–1129PubMedCrossRef Birkmeyer JD, Reames BN, Mcculloch P et al (2013) Understanding of regional variation in the use of surgery. Lancet 382:1121–1129PubMedCrossRef
3.
Zurück zum Zitat Dartmouth Institute of Health Policy and Clinical Practice (2013) The Dartmouth Atlas of Healthcare. Dartmouth Medical School, Hanover Dartmouth Institute of Health Policy and Clinical Practice (2013) The Dartmouth Atlas of Healthcare. Dartmouth Medical School, Hanover
4.
Zurück zum Zitat Günther KP, Jeszenszky C, Schäfer T et al (2013) Hüft- und Kniegelenkersatz in Deutschland – Mythen und Fakten zur Operationshäufigkeit. Krankenhaus 105:927–933 Günther KP, Jeszenszky C, Schäfer T et al (2013) Hüft- und Kniegelenkersatz in Deutschland – Mythen und Fakten zur Operationshäufigkeit. Krankenhaus 105:927–933
5.
Zurück zum Zitat Judge A, Welton NJ, Sandhu J et al (2009) Geographical variation in the provision of elective primary hip and knee replacement: the role of socio-demographic, hospital and distance variables. J Public Health (Oxf) 31:413–422 Judge A, Welton NJ, Sandhu J et al (2009) Geographical variation in the provision of elective primary hip and knee replacement: the role of socio-demographic, hospital and distance variables. J Public Health (Oxf) 31:413–422
6.
Zurück zum Zitat Mcculloch P, Nagendran M, Campbell WB et al (2013) Strategies to reduce variation in the use of surgery. Lancet 382:1130–1139PubMedCrossRef Mcculloch P, Nagendran M, Campbell WB et al (2013) Strategies to reduce variation in the use of surgery. Lancet 382:1130–1139PubMedCrossRef
7.
Zurück zum Zitat National Health Service (2010) The NHS Atlas of Variation in Healt Care: reducing unwarranted variation to increase value and improve quality. National Health Service, London National Health Service (2010) The NHS Atlas of Variation in Healt Care: reducing unwarranted variation to increase value and improve quality. National Health Service, London
8.
Zurück zum Zitat Niethard F, Malzahn J, Schäfer T (2013) Endoprothetik und Wirbelsäuleneingriffe: Uneinheitliches Versorgungsgeschehen. Dtsch Arztebl Int 110:1362–1365 Niethard F, Malzahn J, Schäfer T (2013) Endoprothetik und Wirbelsäuleneingriffe: Uneinheitliches Versorgungsgeschehen. Dtsch Arztebl Int 110:1362–1365
9.
Zurück zum Zitat Reames BN, Shubeck SP, Birkmeyer JD (2013) strategies for reducing regional variation in the use of surgery: a systematic review. Ann Surg (Epub ahead of print) Reames BN, Shubeck SP, Birkmeyer JD (2013) strategies for reducing regional variation in the use of surgery: a systematic review. Ann Surg (Epub ahead of print)
10.
Zurück zum Zitat Rogers EM (2003) Diffusion of innovtions. Free Press, New York Rogers EM (2003) Diffusion of innovtions. Free Press, New York
11.
Zurück zum Zitat Schäfer T, Pritzkuleit R, Jeszenszky C et al (2013) Trends and geographical variation of primary hip and knee joint replacement in Germany. Osteoarthritis Cartilage 21:279–288PubMedCrossRef Schäfer T, Pritzkuleit R, Jeszenszky C et al (2013) Trends and geographical variation of primary hip and knee joint replacement in Germany. Osteoarthritis Cartilage 21:279–288PubMedCrossRef
12.
Zurück zum Zitat Sporer SM, Weinstein JN, Koval KJ (2006) The geographic incidence and treatment variation of common fractures of elderly patients. J Am Acad Orthop Surg 14:246–255PubMed Sporer SM, Weinstein JN, Koval KJ (2006) The geographic incidence and treatment variation of common fractures of elderly patients. J Am Acad Orthop Surg 14:246–255PubMed
13.
Zurück zum Zitat Widmer M, Matter P, Staub L et al (2009) Regional variation in orthopedic surgery in Switzerland. Health Place 15:791–798CrossRef Widmer M, Matter P, Staub L et al (2009) Regional variation in orthopedic surgery in Switzerland. Health Place 15:791–798CrossRef
Metadaten
Titel
Unterschiede in der Häufigkeit von Gesundheitsleistungen – ist alles unethisch?
verfasst von
Dr. M. Eikermann
D. Pieper
Publikationsdatum
01.05.2014
Verlag
Springer Berlin Heidelberg
Erschienen in
Die Unfallchirurgie / Ausgabe 5/2014
Print ISSN: 2731-7021
Elektronische ISSN: 2731-703X
DOI
https://doi.org/10.1007/s00113-013-2454-6

Weitere Artikel der Ausgabe 5/2014

Der Unfallchirurg 5/2014 Zur Ausgabe

springermedizin.de - die Redaktion empfiehlt

springermedizin.de

Arthropedia

Grundlagenwissen der Arthroskopie und Gelenkchirurgie. Erweitert durch Fallbeispiele, Videos und Abbildungen. 
» Jetzt entdecken

Mehr Frauen im OP – weniger postoperative Komplikationen

21.05.2024 Allgemeine Chirurgie Nachrichten

Ein Frauenanteil von mindestens einem Drittel im ärztlichen Op.-Team war in einer großen retrospektiven Studie aus Kanada mit einer signifikanten Reduktion der postoperativen Morbidität assoziiert.

TEP mit Roboterhilfe führt nicht zu größerer Zufriedenheit

15.05.2024 Knie-TEP Nachrichten

Der Einsatz von Operationsrobotern für den Einbau von Totalendoprothesen des Kniegelenks hat die Präzision der Eingriffe erhöht. Für die postoperative Zufriedenheit der Patienten scheint das aber unerheblich zu sein, wie eine Studie zeigt.

Lever-Sign-Test hilft beim Verdacht auf Kreuzbandriss

15.05.2024 Vordere Kreuzbandruptur Nachrichten

Mit dem Hebelzeichen-Test lässt sich offenbar recht zuverlässig feststellen, ob ein vorderes Kreuzband gerissen ist. In einer Metaanalyse war die Vorhersagekraft vor allem bei positivem Testergebnis hoch.

Ein Drittel der jungen Ärztinnen und Ärzte erwägt abzuwandern

07.05.2024 Klinik aktuell Nachrichten

Extreme Arbeitsverdichtung und kaum Supervision: Dr. Andrea Martini, Sprecherin des Bündnisses Junge Ärztinnen und Ärzte (BJÄ) über den Frust des ärztlichen Nachwuchses und die Vorteile des Rucksack-Modells.

Update Orthopädie und Unfallchirurgie

Bestellen Sie unseren Fach-Newsletter und bleiben Sie gut informiert.