Erschienen in:
01.09.2015 | Originalien
Zunahme des uroonkologischen Versorgungsbedarfs durch demographischen Wandel
Hochrechnung von Krebsneuerkrankungsfallzahlen bis 2030 als Basis gezielter regionaler Planung
verfasst von:
Dr. A. Winter, C. Vohmann, F. Wawroschek, J. Kieschke
Erschienen in:
Die Urologie
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Ausgabe 9/2015
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Zusammenfassung
Hintergrund
Demographiebedingt ist in Deutschland mit einem deutlichen Anstieg urologischer Karzinome zu rechnen. Zur gezielten uroonkologischen Versorgungsplanung sind kleinräumige Analysen wegen erheblich regional schwankender demographischer Entwicklung wichtig. Hier wurden Neuerkrankungsfallzahlen urologischer Karzinome für Niedersachsen auf Landkreisebene hochgerechnet.
Material und Methoden
Basierend auf der regionalen Bevölkerungsvorausberechnung des Landesamtes für Statistik Niedersachsen (2009–2031) und geschlechts- und altersspezifischen 5-Jahres-Inzidenzraten für Niedersachsen (gemittelt für die Jahre 2006–2010) wurden die Zahlen für Penis- (C60), Prostata- (C61), Hoden- (C62), Nieren- (C64), Nierenbecken-/Ureterkarzinome (C65–66) und Neubildungen der Harnblase (C67, D09.0, D41.4) für Landkreise und kreisfreie Städte von 2010 bis 2020 und 2030 hochgerechnet.
Ergebnisse
In Niedersachsen ist bei urologischen Karzinomen von 2010 (n = 12.668) bis 2020 ein Anstieg um 15 % [n = 14.519; Männer (m): 15 %, Frauen (w): 10 %] bzw. 2030 um 28 % (n = 16.201; m: 29 %, w: 20 %) zu erwarten. Die höchste Steigerung verzeichnet bis 2030 das Prostatakarzinom (31 %; n = 9732; C67 + D09.0 + D41.4: 30 %; C60: 28 %; C65–66: 27 %; C64: 19 %). Nur Hodenkarzinome nehmen ab (− 13 %). Regional variieren die Steigerungen erheblich und reichen in den Landkreisen von 7 % (2030; C61: 10 %) in Osterode am Harz bis 63 % in Vechta (C61: 70 %). Bei kreisfreien Städten ist die Steigerung mit 40 % in Oldenburg am höchsten (C61: 45 %) und Wolfsburg mit 3 % am niedrigsten (C61: 3 %).
Schlussfolgerung
Die demographische Verschiebung führt zu einer deutlichen Zunahme urologischer Karzinome. Bei Gesundheitsplanungen (z. B. Facharztversorgung) sind regional sehr heterogene Entwicklungen und insbesondere hohe Zuwächse bzw. wohnortnahe Versorgung immer mehr älterer und wenig mobiler Krebserkrankter in ländlichen Gebieten zu berücksichtigen.