Zusammenfassung
Kaum eine Gruppe der Infektionskrankheiten ist in ihrer Ausdehnung und Verbreitungsweise so an die jeweiligen sozialen und ökonomischen Verhältnisse der Bevölkerung geknüpft wie gerade die Geschlechtsleiden. Es genügt daher zu ihrer Bekämpfung keineswegs die genaue Kenntnis ihrer Parasitologie, ihrer Therapie und ihres klinischen Ablaufs, sondern jeder, der sich mit der Behandlung dieser Krankheiten befaßt, muß sich bewußt werden, daß er nicht einen Einzelfall vor sich hat, mit dessen Heilung seine Tätigkeit abgeschlossen ist. Epidemische oder endemische Krankheiten können nie eingedämmt werden, wenn man sie nicht in Beziehung zur Umwelt bringt und im Zusammenhang mit den sozialen Verhältnissen betrachtet. Das beweist z. B. schon die Unmöglichkeit, eine an sich so leicht und schnell heilbare Erkrankung wie die Scabies auszurotten; vielmehr aber gilt es noch für die Geschlechtskrankheiten. Um hier wirksam durchzugreifen, müssen die ganzen sozialen und gesellschaftlichen Beziehungen aufgedeckt werden, die ihre enorme Verbreitung erst möglich gemacht haben und begünstigen. Das Interesse an diesen Fragen ist in der Ärztewelt verhältnismäßig spät erwacht, in Deutschland sind damit die Namen Blaschko und Neisser innig verknüpft; ihren Anregungen und Arbeiten verdanken wir es in erster Linie, daß jetzt wenigstens in allgemeinen Linien die verschlungenen Wege ihrer Verbreitung und ihrer Übertragung bekannt sind.
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Fischer, W. (1926). Statistik, Prostitution und Prophylaxe. In: Buschke, A., et al. Lehrbuch der Gonorrhöe. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-50726-7_14
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