Zusammenfassung
In diesem Kapitel werden Stationen und praktische Arbeitsschritte im Ablauf eines partizipativen Forschungsprozesses vorgestellt. Zu Beginn gilt es, Partner/innen zu finden, gemeinsam das Thema einzugrenzen und den Handlungsbedarf zu bestimmen. Darauf aufbauend werden gemeinsam Ziele gesetzt. Ein Studiendesign wird entwickelt, Co-Forscher/innen werden geschult und es wird geklärt, wie sich in dem spezifischen Projektrahmen Beteiligung ermöglichen lässt. Daten werden in einem iterativen Prozess erhoben (Aktion) und ausgewertet (Reflexion). Diese Schritte werden von den Co-Forscher/innen umgesetzt, die dabei Unterstützung erhalten. Aktion und Reflexion können in zyklischer Abfolge mehrfach durchlaufen werden. Zum Abschluss des Projekts werden Dokumentationen erstellt und Präsentationen entwickelt. Die Ergebnisse werden genutzt und in praktische und politische Handlungsempfehlungen umgesetzt.
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Notes
- 1.
Ein Beispiel für eine gelungene Kombination qualitativer und quantitativer Methoden im Rahmen eines partizipativen Forschungsprojekts stellt ein US-amerikanisches Projekt zu den Auswirkungen von College-Programmen in Frauengefängnissen dar: Mithilfe von Archivforschung, Dokumenten-Analysen, qualitativen Interviews, Fokusgruppen und einer umfangreichen quantitativen Längsschnitt-Analyse (von „Rückfallraten“ bei Frauen mit und ohne College-Erfahrung) wurden die positiven Auswirkungen von College-Programmen in Gefängnissen überzeugend nachgewiesen (Fine und Torre 2008).
- 2.
Die Frage der Bezeichnung der Co-Forscher/innen ist keine nebensächliche Frage. Wenn Bezeichnungen die Personen als „Betroffene“ outen, können damit stigmatisierende Auswirkungen verbunden sein. Insbesondere bei internet-basierten Darstellungen der Projekte (die noch für viele Jahre im Internet zugänglich sein können) empfiehlt sich mit namentlichen Nennungen sehr bewusst umzugehen.
- 3.
Beispielsweise entwarf eine Gruppe im Kontext der Analyse von Faktoren, die die Gesundheit der Frauen beeinflussen, das Bild eines Gartens. Bei diesem Bild stellten die Erde, das Wasser und die Wurzeln die sozialen Einflüsse auf die Gesundheit sowie die Einrichtungen das Sozial- und Gesundheitswesen dar, und die Blumen waren Symbole für jene Frauen, deren Inklusion und Wohlbefinden die Projekte fördern wollten. Diese Visualisierung wurde diskutiert – und anschließend wieder verworfen, weil das Bild der Blumen als zu passiv wahrgenommen wurde und die Möglichkeiten der Kontrolle und aktiven Einflussnahme der Frauen auf ihre Gesundheit nicht angemessen darstellte (Jackson 2008, S. 166). So hat die Visualisierung als ein Zwischenschritt zum analytischen Prozess beigetragen.
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von Unger, H. (2014). Der Forschungsprozess. In: Partizipative Forschung. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-01290-8_4
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