Skip to main content

Zusammenfassung

Im Folgenden wird anhand quantitativer und qualitativer Ergebnisse dargestellt, wie sich die Erfahrungen im Heim für die dort untergebrachten Kinder und späteren Erwachsenen ausgewirkt haben. Dabei sind zunächst grobe Unterscheidungen anhand zweier Dimensionen vorzunehmen, nämlich in Bezug auf chronologische Aspekte (unmittelbare Auswirkungen in Kindheit und Jugend vs. Langzeitwirkungen im Lebensverlauf) und hinsichtlich der Qualität der Auswirkungen, die man einerseits im Sinne von Symptomen und andererseits als Formen der Bewältigung beschreiben kann. „Auswirkungen“ werden in diesem Sinne als Reaktionen verstanden, die die Betroffenen in Folge ihrer Heimsozialisation zeigen. Es wird dargestellt, dass sich solche Reaktionen hinsichtlich verschiedener Lebensbereiche (Beruf, Beziehungen, Gesundheit) als funktional oder dysfunktional erweisen.

This is a preview of subscription content, log in via an institution to check access.

Access this chapter

Chapter
USD 29.95
Price excludes VAT (USA)
  • Available as PDF
  • Read on any device
  • Instant download
  • Own it forever
eBook
USD 39.99
Price excludes VAT (USA)
  • Available as EPUB and PDF
  • Read on any device
  • Instant download
  • Own it forever
Softcover Book
USD 49.99
Price excludes VAT (USA)
  • Compact, lightweight edition
  • Dispatched in 3 to 5 business days
  • Free shipping worldwide - see info

Tax calculation will be finalised at checkout

Purchases are for personal use only

Institutional subscriptions

Notes

  1. 1.

    Grundlage sind logische Regressionsanalysen.

  2. 2.

    Eine Möglichkeit bestünde darin, den Vergleich mit der Normalbevölkerung zu wählen. Allerdings weiß man, dass Heimkinder auch ohne Gewalterfahrungen damals wie heute über einen niedrigeren Bildungsstatus verfügen als eine altersgleiche Population. Wir wählen deshalb eine andere Möglichkeit und setzen innerhalb der Befragtenstichprobe jene mit spezifischen Gewalterfahrungen in Relation zu jenen ohne diese Gewalterfahrungen.

  3. 3.

    Auf die Frage „Wie hat sich Ihr beruflicher Lebensweg nach der Heimentlassung gestaltet“ konnten sich die Befragten u. a. zu folgenden Items positionieren „Ich habe lange Zeit in einem Beruf gearbeitet, der nicht meinen Neigungen und Wünschen entsprach“, „Nach der Heimentlassung war ich immer wieder mal arbeitslos“, „Ich habe mich beruflich mühsam durchgeschlagen“, „Ich habe viele berufliche Erfolge erlebt“. Zudem wurden die Befragten um eine übergreifende Bewertung gebeten. Auf die Frage „Inwiefern belasten die Folgen Ihrer Heimgeschichte Ihre berufliche Situation?“ konnten sie auf einer Skala von 1 (=überhaupt nicht) bis 7 (sehr stark) bewerten.

  4. 4.

    Bezieht ALG 1 oder Hilfe zum Lebensunterhalt oder ist ein „Aufstocker“.

  5. 5.

    Es handelt sich um die Items „Nach der Heimentlassung war ich immer wieder mal arbeitslos“, „Ich habe mich beruflich mühsam durchgeschlagen“, „Ich habe viele berufliche Erfolge erlebt“.

  6. 6.

    Keine Zusammenhänge finden wir bei der religiösen Gewalt und bei der Zwangsarbeit.

  7. 7.

    Zur aktuellen Careleaver Debatte vergleiche https://www.igfh.de/cms/projekt/was-kommt-nach-der-station%C3%A4ren-erziehungshilfe-gelungene-unterst%C3%BCtzungsmodelle-f%C3%BCr-care.

  8. 8.

    Neben der sexualisierten Gewalt gibt es signifikante Unterschiede auch zur psychischen Gewalt, zur Erfahrung von Isolationsstrafen und von Vernachlässigung.

  9. 9.

    Signifikant (p  = 0.000) bei einer hohen Korrelation (r  = 0.561).

  10. 10.

    Über die gesamte Stichprobe gesehen gibt es aber immerhin auch ein Drittel der Befragten, für die eine hohe Belastung in einem Bereich mit einer niedrigen Belastung in einem anderen Bereich verknüpft ist.

  11. 11.

    Ergänzend zum Interview hat F. seine Materialsammlung, in der das Leben im Heim dokumentiert wird, zur Verfügung gestellt. Darauf wird im Folgenden auch Bezug genommen.

  12. 12.

    Im Gegensatz zu anderen ehemaligen Heimen scheint es in diesem Heim Fotos von Kindern zu geben.

  13. 13.

    Der Besuch eines Gymnasiums stellte für Heimkinder eine absolute Ausnahme dar.

  14. 14.

    Obwohl der Arbeitsmarkt während der Zeit des „Wirtschaftswunders“ bessere Chancen bot als später, war es für ehemalige Heimkinder im Allgemeinen dennoch schwieriger, Fuß zu fassen.

  15. 15.

    Hinweise finden wir auch in der Statistik zum Familienstand aus der schriftlichen Befragung. Während in der Bevölkerung bei den 45–65jährigen der Anteil der Geschiedenen bei 13,7 % liegt, finden wir bei den Heimkindern einen Anteil von 23 %. Bei den über 65jährigen wird der Unterschied noch deutlicher. Während 7,4 % in der Bevölkerungsstatistik den Status geschieden angeben, tun dies in unserer Befragung der Heimkinder dreimal so viele (22 %). Entsprechend höher ist bei den Heimkindern auch der Anteil der Ledigen. Bei den 45–65jährigen liegt er bei 25,4 % (Bevölkerung 14,8 %), bei den über 65jährigen liegt er bei 10,9 % (Bevölkerung 4,7 %) (siehe Statistisches Bundesamt 2017, S. 57).

  16. 16.

    Der Anteil der kinderlosen Frauen unter den Heimkindern liegt bei den 45–65 jährigen bei 30 % (Bevölkerung 18 %), bei den über 65jährigen bei 19 % (Bevölkerung 13 %) (siehe Statistisches Bundesamt 2017, S. 59).

  17. 17.

    Rund 54 % der Befragten leben alleine, 46 % sind verheiratet oder leben mit einem Partner/einer Partnerin zusammen.

  18. 18.

    Der Freiwilligensurvey 2014 weist für die Altersgruppe 50–65 eine Engagementquote von 45,5 % und für die über 65jährigen eine Engagementquote von 34 % aus (BMSFJ 2016, S. 17).

  19. 19.

    Von 1 (sehr unzufrieden) bis 7 (sehr zufrieden).

  20. 20.

    p  = 0.000, r = -0.263.

  21. 21.

    Beide bilden das tragende Konstrukt für den in jeder Handlungssituation wirksamen Entschluss, sich den mit der Handlung verbundenen Herausforderungen auch zu stellen.

  22. 22.

    Vergleiche Antonovsky (1997). Das im Englischen gebräuchliche Wort „sense“ umschreibt die hier gemeinte komplexe Handlungsleistung besser, weil es im Unterschied zum deutschen Wort auch Kognitionsaspekte umfasst und nicht nur im Sinne eines „Bauchgefühls“ zu verstehen ist.

  23. 23.

    Die Handlungsbefähigung wird derzeit mit 46 Items erhoben. Es gibt aber auch Kurzformen, die sehr gute Skalenwerte erreichen. Auch die hier genutzte 16-teilige Skala hat ein Cronbach´s alpha von 0.825 und korreliert mit dem Instrument mit allen Items mit 0.91.

  24. 24.

    Die Werte können zwischen 0 und 100 liegen.

  25. 25.

    Wir führen seit 2011 eine Längsschnittstudie in allen stationären Einrichtungen des SOS Kinderdorf durch. Mittlerweile gibt es Daten von über 1.000 Jugendlichen und jungen Erwachsenen.(vgl. Höfer et al. 2017; Straus & Höfer 2017).

  26. 26.

    Offensichtlich steigt die Handlungsbefähigung in Kombination von Dauer und Grad der Zugehörigkeit. Jugendliche, die schon länger bei SOS sind und eine doppelte Zugehörigkeit entwickelt haben, haben Werte die nahe jenen sind, die für eine vergleichbare Normalpopulation gelten. Hier liegt der Mittelwert bei 69.

  27. 27.

    Psychische, sexualisierte, soziale, religiöse, Isolationserfahrungen, Vernachlässigung.

  28. 28.

    p  = 0.002, r  = 0.152.

  29. 29.

    Stark belastet und Eintritt ins Heim unter 3 Jahren: HaBeF  = 52,8; 4–10 Jahre: HaBeF  = 55,4 und 11 und älter: HaBeF  = 55,9.

  30. 30.

    Zur Einschätzung der Stärke: Menschen, die eine massive Belastung aus ihrer Heimzeit mitbringen, haben eine vierfach geringere Wahrscheinlichkeit eine „normale“ Handlungsbefähigung zu erreichen.

Author information

Authors and Affiliations

Authors

Corresponding author

Correspondence to Peter Caspari .

Rights and permissions

Reprints and permissions

Copyright information

© 2021 Der/die Autor(en), exklusiv lizenziert durch Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH , ein Teil von Springer Nature

About this chapter

Check for updates. Verify currency and authenticity via CrossMark

Cite this chapter

Caspari, P., Dill, H., Hackenschmied, G., Straus, F. (2021). Die Auswirkungen und Bewältigungen (früh)kindlicher Belastungen in der Familie und im Heim. In: Ausgeliefert und verdrängt – Heimkindheiten zwischen 1949 und 1975 und die Auswirkungen auf die Lebensführung Betroffener. Sexuelle Gewalt in Kindheit und Jugend: Forschung als Beitrag zur Aufarbeitung. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-31476-7_8

Download citation

  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-658-31476-7_8

  • Published:

  • Publisher Name: Springer VS, Wiesbaden

  • Print ISBN: 978-3-658-31475-0

  • Online ISBN: 978-3-658-31476-7

  • eBook Packages: Social Science and Law (German Language)

Publish with us

Policies and ethics