Psychotherapie

Zusammenfassung

In den wenigen Fällen einer somatischen Beteiligung an sexuellen Funktionsstörungen (vgl. S. 25) ist die Behandlung der Grundkrankheit erforderlich. In der Regel aber sind Psychotherapie oder Beratung die indizierten Behandlungsformen. Sinn- und wirkungslose Behandlungsversuche bei eindeutig psychogenen Störungen sind im medizinischen Alltag noch weitverbreitet: die Verabreichung von Sexualhormonen, von sogenannten Aphrodisiaka und von Psychopharmaka. Tief eingreifende, verstümmelnde chirurgische Maßnahmen nehmen mit der Entwicklung der Medizintechnik gegenwärtig sogar zu: operative Implantationen von Penisprothe-sen (vgl. Darstellung und Kritik bei Rieber 1979); die operative Verlegung der Klitoris zum Scheideneingang hin, um beim Geschlechtsverkehr eine direkte Reizung der Klitoris möglich zu machen (Burt 1977); Vaginalschnitte oder Vaginaldehnungen in Narkose bei Vaginismus (die allerdings im Gegensatz zu den vorgenannten chirurgischen Eingriffen seltener geworden sind). Es handelt sich hierbei nicht um vereinzelte ärztliche Mißgriffe: Nach Rieber sind allein 1976 373 Fälle von Penisprothesen-Implantationen mitgeteilt worden; Burt berichtet über 100 Fälle von Klitorisverlegungen. Mit Ausnahme extrem weniger Fälle von Implantationen bei somatisch bedingten, sonst irreparablen Erektionsstörungen, bei denen eine vorbereitende und nachsorgende psychotherapeutische Beratung des Paares gewährleistet ist, sind alle diese Eingriffe als leichtfertig und fahrlässig zu klassifizieren.

Gerd Arentewicz und Gunter Schmidt