Zusammenfassung
Wenn die Realität in so hohem und erfolgreichem Maße selektiv konstruiert wird, muß man mit gelegentlichen Zusammenbrüchen rechnen. Der stets mitlaufende Manipulationsverdacht bleibt unbestimmt, solange nicht handfeste Beweise vorliegen — und das heißt immer: durch die Medien selbst geliefert werden. Eine gute Gelegenheit zum Studium eines solchen Zusammenbruchs bot kürzlich ein ungeplant gesendetes Interview des brasilianischen Finanzministers Rubens Ricúpero am 2. September 1994.
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Die Bezeichnung könnte dem Irrtum Vorschub leisten, als ob es sich um eine politische Partei handelt, die unabhängig vom Ausgang der Wahlen eine eigene organisatorische Identität besitzt. Das ist jedoch in Brasilien (mit Ausnahme der Arbeiterpartei) nicht der Fall.
Berichte in allen brasilianischen Zeitungen vom 3. September 1994.
Im Gespräch sagte er zum Beispiel: „A única forma que eu posso provar o meu distanciamento do PSDB é criticar o PSDB.“ Zitiert nach dem Abdruck in der Zeitschrift Veja vom 7. September 1994, S. 32. Die Zeitschrift sprach vom „striptease de Ricúpero“ und kommentierte: „Ele desnudou seu cérebro“.
Cardoso 41,6% (vorher 42,8%); Lula 20,3% (vorher 21%). Nur die Unentschiedenen nahmen zu von 11% auf 12,9%.
Daß man daraus keine Schlüsse auf andere Länder mit längeren Demokratieerfahrungen und einer weniger entfremdeten Unterschicht ziehen kann, soll aber doch angemerkt werden.
So kommentiert auch die Zeitschrift Veja a.a.O. S. 33: „Óbvio que todo mundo diz uma cosa em público e outras no âmbito privado, as pessoas de confiança. O chato, para o ministro, é que todo mundo sabe, por experiências próprias, que as conversas particulares são muito mais sinceras do che as declarações públicas.“
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Luhmann, N. (1996). Ricúpero. In: Die Realität der Massenmedien. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-01103-3_6
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-663-01103-3_6
Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden
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