Skip to main content
  • 905 Accesses

Zusammenfassung

Indern wir uns jetzt der „Unterhaltung“ durch Massenmedien nähern, betreten wir erneut einen ganz andersartigen Programmbereich. Auch hier interessieren uns nur die theoretisch präparierten Fragen. Wir fragen nicht nach dem Wesen oder der Unterhaltsamkeit der Unterhaltung, nicht nach ihrer Qualität und auch nicht nach Unterschieden im Anspruchsniveau oder nach den Eigenarten derer, die einer Unterhaltung bedürfen oder sich einfach gern unterhalten lassen und etwas vermissen würden, wenn dies entfiele. Sicherlich ist Unterhaltung auch eine Komponente der modernen Freizeitkultur, die mit der Funktion betraut ist, überflüssige Zeit zu vernichten. Im Kontext einer Theorie der Massenmedien bleiben wir aber bei Problemen der Realitätskonstruktion und bei der Frage, wie in diesem Falle die Codierung Information/Nichtinformation sich auswirkt.

This is a preview of subscription content, log in via an institution to check access.

Access this chapter

Chapter
USD 29.95
Price excludes VAT (USA)
  • Available as PDF
  • Read on any device
  • Instant download
  • Own it forever
eBook
USD 54.99
Price excludes VAT (USA)
  • Available as PDF
  • Read on any device
  • Instant download
  • Own it forever

Tax calculation will be finalised at checkout

Purchases are for personal use only

Institutional subscriptions

Preview

Unable to display preview. Download preview PDF.

Unable to display preview. Download preview PDF.

Referenzen

  1. Etwas anderes gilt natürlich für die trockene Auflistung von Gewinnern und Verlierern mit den entsprechenden Punktwerten.

    Google Scholar 

  2. Gemeint ist natürlich die eigens dafür dressierte Kopulier-Katze bei Jean Paul, Die unsichtbare Loge, Werke (Hrsg. Norbert Müller) Bd. 1, München 1960, S. 7–469 (28 ff.).

    Google Scholar 

  3. Man könnte einwenden, daß der Spielbegriff hier nur noch metaphorisch verwendet wird, so wie man zum Beispiel von Sprachspielen spricht. Nun gut, aber Metaphorik ist sehr oft ein Zwischenschritt zur Entwicklung einer allgemeinen Theorie. Man könnte also ebensogut sagen: Es gibt eine allgemeine Theorie des Spiels, für die Sozialspiele nur einen Sonderfall darstellen.

    Google Scholar 

  4. Den ambivalenten Status dieser Markierung (sie gehört zum Spiel und sie gehört nicht zum Spiel, sie kann nicht gespielt werden) diskutiert Jacques Derrida, La vérité en peinture, Paris 1978, S. 44 ff. an Hand von Kants Kritik der Urteilskraft und des dort nicht gelösten Problems der parerga, der Rahmen, der Ornamente.

    Google Scholar 

  5. Über die Schwierigkeiten der Evolution dieser (zunächst ganz unplausiblen) Unterscheidung im Zusammenhang mit der Entstehung des modernen Journalismus und des modernen Romans unterrichtet Lennard J. Davis, Factual Fictions: The Origins of the English Novel, New York 1983. Zur gleichen Zeit entsteht im übrigen die moderne Statistik, die ebenfalls darauf beruht, daß man die reale Realität der Einzelfälle und die fiktionale Realität der statistischen Aggregate unterscheiden kann.

    Google Scholar 

  6. „Sachez que c’est à cette multitude de petites choses que tient l’illusion“, heißt es zum Beispiel im Eloge de Richardson, zit. nach Diderot, Œuvres (éd. de la Pléiade), Paris 1951, S. 1089–1104 (1094).

    Google Scholar 

  7. Die Erfindung dieser Form von „inferential entities“ — sowohl des Romans als auch des realen eigenen Lebens — ist dem 18. Jahrhundert zu verdanken, und zwar einer eigentümlichen Doppelentwicklung sowohl in der Erkenntnistheorie von Locke über Berkeley zu Hume und Bentham als auch im Roman. Sie hat heute in der Kunstform des Romans ihr Ende erreicht und scheint nur noch als Form von Unterhaltung reproduziert zu werden. Zum 18. Jahrhundert und zu dadurch inspirierten, auf „narrativen“ Biographien beruhenden, durch Literatur stimulierten Reformen des Gefängniswesens in England siehe John Bender, Imagining the Penitentiary: Fiction and the Architecture of Mind in Eighteenth-Century England, Chicago 1987.

    Google Scholar 

  8. Vgl. aus vielen theatergeschichtlichen Abhandlungen insbesondere Jean-Christophe Agnew, Worlds Apart: The Market and the Theater in Anglo-American Thought, 1550–1750, Cambridge Engl. 1986. Die Zusammenhänge zwischen Marktentwicklung und Theaterentwicklung im England des 16. Jahrhunderts, die Agnew nachzuweisen sucht, könnten auch für Zusammenhänge zwischen Werbung und Unterhaltung im modernen System der Massenmedien aufschlußreich sein. Denn in beiden Fällen geht es um den Tatbestand der täuschenden, aber durchschauten Manipulation und der dahinterstehenden, sich selbst kontrollierenden Individualität, die über eigene Motive und Interessen verfügt und nicht einfach die Natur oder die Schöpfung durchlebt und durchleidet. Systemtheoretisch reformuliert beruht diese Parallele von Markt und Theater letztlich darauf, daß Ausdifferenzierung Individualität freisetzt und zur Selbstregulierung zwingt.

    Google Scholar 

  9. Siehe für viele: Baltasar Gracián, Criticón (1651–1657), zit. nach der deutschen Übersetzung Hamburg 1957.

    Google Scholar 

  10. Vgl. Lennard J. Davis a.a.O. (1983).

    Google Scholar 

  11. Siehe „Regeln und Winke für Romanschreiber“, § 74 der Vorschule der sthetik, zit. nach Werke Bd. 5, München 1963, S. 262.

    Google Scholar 

  12. Dagegen stammt das Gefühl, mit Unterhaltung Zeit vergeudet zu haben, aus einer anderen Welt: der Welt der Seelenheilssorge und des Geschäftssinns der Puritaner. Siehe die materialreiche Abhandlung von Russell Fraser, The War Against Poetry, Princeton 1970, insb. S. 52 ff.

    Google Scholar 

  13. Siehe Ludwig Tieck, Peter Lebrecht: Eine Geschichte ohne Abenteuerlichkeiten, zit. nach Ludwig Tieck, Frühe Erzählungen und Romane, München o.J., S. 136. Der Roman selbst verfolgt das Ziel, auf Spannung („Abenteuerlichkeiten“) zu verzichten, um als „guter“ Text mehrmals lesbar zu sein. Was mich betrifft: vergeblich!

    Google Scholar 

  14. Siehe dazu Schwanitz a.a.O. (1992 und 1993).

    Google Scholar 

  15. Dasselbe gilt, wie Davis a.a.O. S. 212 ff. zeigt, für die gleichzeitig aufkommenden modernen „Ideologien“. Offenbar gilt also ganz allgemein, daß die Latenz des Erzeugungsmechanismus eine Funktion hat, in den massenmedial verbreiteten Texten eine klare Trennung selbstreferentieller und fremdreferentieller Verweisungen zu ermöglichen.

    Google Scholar 

  16. etwa im Sinne von Cleanth Brooks, The Well Wrought Urn: Studies in the Structure of Poetry, New York 1947, oder von Michael Riffaterre, Semiotics of Poetry, Bloomington Ind. 1978. Auch dies im übrigen ein Hinweis auf die Differenzierung von System der Massenmedien und Kunstsystem.

    Google Scholar 

  17. Dies Kriterium bei Christoph Menke-Eggers, Die Souveränität der Kunst: Ästhetische Erfahrung nach Adorno und Derrida, Frankfurt 1988, S. 71, im Anschluß an M.C. Beardsley, Aesthetics: Problems in the Theory of Criticism, New York 1958, S. 414.

    Google Scholar 

  18. Siehe hierzu unter allgemeineren Gesichtspunkten Alois Hahn/Rüdiger Jacob, Der Körper als soziales Bedeutungssystem, in: Peter Fuchs/Andreas Göbel (Hrsg.), Der Mensch — das Medium der Gesellschaft, Frankfurt 1994, S. 146–188.

    Google Scholar 

  19. So The Education of Henry Adams: An Autobiography (1907), zitiert nach der Ausgabe Boston 1918, S. 4. Der ganze Text ist eine einzige Illustration für das hier gemeinte Problem eines den Oszillationen einer eigenen Karriere ausgesetzten Individuums.

    Google Scholar 

  20. Michel Serres, Le Parasite, Paris 1980. Das heißt in der Folge, daß die Massenmedien selbst Parasiten zweiter Ordnung sind, Parasiten, die am Parasitentum ihrer Zuschauer parasitieren.

    Google Scholar 

  21. Daß gewisse Nachahmungseffekte, vor allem in den modischen Bereichen der Kleidung, des Haarschnitts, der „lässigen“ Gestik, des offenen Darstellens sexueller Interessen eine Rolle spielen, soll damit nicht bestritten sein.

    Google Scholar 

  22. Genau das besagt der oft mißdeutete Begriff der „Sympathie“ bei Adam Smith: „Sympathie entspringt also nicht so sehr aus dem Anblick des Affektes, als vielmehr aus dem Anblick der Situation, die den Affekt auslöst.“ (Adam Smith, The Theory of Moral Sentiments, 1759, zit. nach der deutschen Übersetzung, Leipzig 1926, Bd. 1, S. 9. Dem sekundiert auch die moderne Attributionsforschung, die ihrerseits beobachtet, daß Handelnde ihr Handeln aus der Situation heraus verstehen und erklären, während Beobachter eher dazu tendieren, es auf Merkmale des Handelnden selbst zuzurechnen.

    Google Scholar 

  23. Siehe als Ausgangspunkt der späteren Diskussion Edward Young, Conjectures on Original Composition (1759), zit. nach The Complete Works, London 1854, Nachdruck Hildesheim 1968, Bd. 2, S. 547–586. Vgl. auch Stendhal, De l’amour (1822), zit. nach der Ausgabe Paris 1959. Hier findet man das Problem als Typengegensatz des homme-copie (S. 276) und der authentischen candeur („cette qualité d’une âme qui ne fait aucun retour sur elle-même“, S. 99). Siehe auch die Gegenüberstellung der Charaktere des Titan und des durch Vorwegnahme des Erlebens, also durch Lektüre verdorbenen Roquairol in Jean Pauls Titan, zit. nach Werke Bd. II, München 1969, S. 53–661. Das Gesamtkonzept muß beim Leser die kontraindizierte Frage wecken, wie er es anstellen könne, unreflektiert authentisch zu sein und, trotz Lektüre, zu bleiben.

    Google Scholar 

Download references

Authors

Rights and permissions

Reprints and permissions

Copyright information

© 1996 Springer Fachmedien Wiesbaden

About this chapter

Cite this chapter

Luhmann, N. (1996). Unterhaltung. In: Die Realität der Massenmedien. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-01103-3_8

Download citation

  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-663-01103-3_8

  • Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden

  • Print ISBN: 978-3-531-12841-2

  • Online ISBN: 978-3-663-01103-3

  • eBook Packages: Springer Book Archive

Publish with us

Policies and ethics