Zusammenfassung
Am Beginn des 21. Jahrhunderts wartet man in Deutschland auf den Elitewechsel. Man redet zwar wieder von der Führungsleistung und Vorbildsverantwortung der gesellschaftlichen Eliten, aber davon ist trotz nationaler Ruck-Appelle wenig zu spüren. Jedenfalls dominiert in der Öffentlichkeit der Ausdruck eines entsprechenden Vermissungserlebnis.1 Natürlich kann in einer modernen, sprich differenziert institutionalisierten und vielstimmig artikulierten Gesellschaft Führung nicht aus einem einheitlichen Block kommen, sie muss aber einen Raum legitimer Handlungsoptionen und Regelungsalternativen deutlich machen. Daran mangelt es offenbar. Es haben in den letzten zwanzig Jahren in der Bundesrepublik revolutionäre gesellschaftliche Veränderungen stattgefunden, die noch keinen Ausdruck in den Deutungsangeboten, Kompromissbildungen und Entscheidungsmustern der deutschen Führungsgruppen gefunden haben. Noch herrscht die Appellstruktur des Modells Deutschland, so wie es von der „langen Generation der Bundesrepublik“ zu seiner inneren und äußeren Reife gebracht worden ist. Wir leben nach wie vor in der Welt von Helmut Kohl und Jürgen Habermas, von Leo Kirch und Hermann Rappe, von Christa Wolf und Birgit Breuel, von Martin Walser und Friedel Neuber, obwohl deren Grundlagen längst entfallen sind2.
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Bude, H. (2004). Elitewechsel. Deutsche Führungsgruppen zwischen „Bonner“ und „Berliner Republik“. In: Hitzler, R., Hornbostel, S., Mohr, C. (eds) Elitenmacht. Soziologie der Politik, vol 5. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-80872-1_18
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