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Zusammenfassung

Allgemeine Histologie

  1. a)

    Tanycyten. Die mit der Goldsublimatmethode nach Cajal dargestellte Faserglia im Gehirn geschlechtsreifer Scylliorhinusarten wird vorwiegend von Gliazellen gebildet, die wenige lange, gestreckt verlaufende Fasern besitzen. Sie stellen einen besonderen Gliazelltyp dar, den ich als „Tanycyt“ bezeichne. Die Kerne der Tanycyten liegen im Ependym oder mitten in der Hirnsubstanz.

    Die Gliafasern sind nicht starr und besitzen nur eine geringe Zugfestigkeit. Ihre radiäre Anordnung macht eine statische Funktion unwahrscheinlich.

    Wo die Hirnwand dünn ist, besteht die Tanycytenglia nur aus Zellen, deren Perikarya im Ependym liegen. Auch diese einfachste ependymale Tanycytenglia bildet verschiedene Gliaarchitekturen aus, indem Dichte, Verlauf und Bündelung variieren.

  2. b)

    Astrocyten. Neben den Tanycyten gibt es bei Scylliorhinus auch Astrocyten, besonders häufig in den kernhaltigen Zellagen. In der Schicht der Glomera olfactoria und im Ganglion interpedunculare sind sie die einzige Gliazellform.

  3. c)

    Glia und Gefäβe. Zu den Gefäßen nehmen die Gliafasern entweder durch Anlagerung oder durch Füßchenbildung Beziehungen auf. Von den Gliakontakten entspringen sehr feine Gliafasern, die sich in der nervösen Substanz verteilen. An den größeren Gefäßen, Arterien und Venen, sind nur wenige Gliaanlagerungen und keine Füßchen zu finden. Die Beziehungen der Astrocyten zu den Gefäßen fallen weniger auf.

  4. d)

    Glia und Hirnoberfläche. Die Gliafasern bilden an der Hirnoberfläche Verbreiterungen mit sternförmigen Ausläufern, die einander berühren. Von diesen Verbreiterungen ziehen rückläufig feine Fäserchen in die Gehirnsubstanz.

    Virchow-Robinsche Räume gibt es nur an tief einschneidenden Furchen und an einem Bindegewebsstrang, der aus einer solchen Furche entstanden ist.

    Trypanblau tritt von den Ventrikeln her, nicht aus der Perilymphe in das Gehirn.

  5. e)

    Glia und nervöse Anteile. Es werden regelmäßige Beziehungen der Gliastruktur zu den verschiedenen Bestandteilen des Zentralnervensystems (Kerngebiete, Körnermassen, Nervenfaserstränge) aufgezeigt.

  6. f)

    Zellteilungen der Gliocyten kommen im Gehirn vor.

Die spezielle Gliaarchitektur bei Scylliorhinus

  1. a)

    Im Vorderhirn unterscheiden sich die Gliaarchitekturen des Bulbus und Tractus olfactorius, des dorsalen und des ventralen Telencephalon voneinander.

  2. b)

    Das Zwischenhirn enthält in den Ganglia habenularum eine für Körnermassen typische Glia. Die ependymale Tanycytenglia der Lobi laterales, medialis und des Recessus caudalis zeigt für jeden Abschnitt typische Merkmale. Die dünnwandigen Ausstülpungen, die Epiphyse und Hypophyse besitzen keine durch Goldsublimat darstellbare Glia.

  3. c)

    Die Tanycytenglia des Mittelhirns unterscheidet sich in den dorsalen und ventralen Teilen. Vom Telencephalon bis zum Mittelhirn ist die Tanycytenglia dorsal stärker gebündelt als ventral. Der Nucleus interpeduncularis hat reine Astrocytenglia.

  4. d)

    Das Kleinhirn. Trotz weitgehender Ähnlichkeit der Glia in den Körnersubstanzen sind die dorsalen Körnerwülste von den ventralen und beide wieder von den Körnerschichten der Aurikel unterschieden.

    Die Seitenwände des Corpus cerebelli haben eine minimale ependymale Glia, die ganz flach durch die Faserlagen zieht.

  5. e)

    Die Medulla oblongata wird von ependymalen und extraependymalen Tanycyten durchsetzt. Die Dichte der ependymalen Tanycyten hängt von der Art des nervösen Gewebes ab, das unter dem Ependym liegt. Im basalen Randschleier wird die Glia vorwiegend von Astrocyten gebildet.

Die Glia der Rochen

Die Glia der Rochen ist fast ausschließlich eine Astrocytenglia wie bei höheren Wirbeltieren. Die Fortsätze der wenigen ependymalen Gliocyten sind nicht gestreckt und verlieren sich unweit vom Ventrikel. Der Saccus vasculosus und die Hypophyse des Rochen besitzen eine auffallende Glia.

Die Gegenüberstellung der Glia im Gehirn der beiden Selachiergruppen, Scylliorhinus mit vorwiegend Tanycytenglia und Rochen mit überwiegender Astrocytenglia, ergibt, daß die Ausbildung der Glia kein phyletisches Merkmal ist, sondern dem Bau des Gehirns und seinen nervösen Strukturen entspricht.

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Die Arbeit wurde mit Unterstützung der Deutschen Forschungsgemeinschaft durchgeführt.

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Horstmann, E. Die Faserglia des Selachiergehirns. Z. Zellforsch. 39, 588–617 (1954). https://doi.org/10.1007/BF00334758

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