Skip to main content
Log in

Die präfrontale Leukotomie

  • Published:
Archiv für Psychiatrie und Nervenkrankheiten Aims and scope Submit manuscript

Zusammenfassung

Die Verbindungen, die Fibrillen und die Synapsen müssen bei Kranken, welche geistige Störungen haben, erkrankt sein, vor allen Dingen bei solchen, welche hypochondrische, manische oder Wahnideen zeigen. Aus den vorhergehenden Ausführungen habe ich abgeleitet, daß es zur Heilung dieser Kranken nötig ist, mehr oder weniger feststehende Zellverbindungen zu zerstören, vor allen Dingen solche, die an die beiden Frontallappen gebunden sind. Die vorläufige Technik, die wir zuerst gewählt hatten, war die Alkoholinjektion in verschiedene Teile des Centrum ovale und des Präfrontallappens (12. November 1935). Nachdem wir uns von der Unschädlichkeit der Injektionen überzeugt hatten, haben wir an eine neue Methode gedacht, die präziser eine begrenzte Zerstörung der weißen Substanz des Präfrontallappens herbeiführen könnte (27. Dezember 1935). Hierfür haben wir uns ein kleines Instrument konstruiert, das aus einer Metallkanüle besteht, die eine Länge von 11 cm und einen äußeren Durchmesser von 2 mm hat. Eines seiner Enden ist geschlossen und abgerundet, das andere offene verbreitert sich in Form einer Hülse, in der der Handgriff des Leukotoms hineinpaßt. 5 mm von dem abgerundeten Ende ist eine Öffnung in Form einer Längsspalte vorhanden, die 1 cm lang und ungefähr 1 mm breit ist.

Im Inneren der Kanüle findet sich eine biegsame Stahlklinge in Form einer Feder, die sehr dünn ist und scharfe Kanten hat. Eine Sperrvorrichtung in Form einer losen Rolle, die unterhalb des Handgriffes des Instrumentes angebracht ist, erlaubt es dem Chirurgen, dieses zu fixieren, indem er dieses Ende mit 2 Fingern einer Hand hält, während er mit Hilfe der anderen Hand das Leukotom um seine Achse kreisen läßt und sich dabei des Griffes bedient.

Die ersten Operationen sind durch ProfessorAlmeida Lima, der ständige Mitarbeiter dieser Arbeiten, gemacht worden. Ihm gebührt ein großer Teil der erreichten Erfolge. Er arbeitet weiter auf diesem Sektor und in der Neurochirurgie.

Um die Leukotomie vorzunehmen, macht man 2 Trepanlöcher rechts und links in der Frontalregion beider Seiten 3 cm von der Mittellinie entfernt und zwar auf einer Linie, die senkrecht zu der frontooccipitalen Mittellinie liegt und 2 cm vor dem Ohrläppchen verläuft.

Man macht eine Incision der Dura und dann einen kleinen Einstich in die Pia und die Arachnoidea und schließlich in die Rinde, um die sichtbaren Gefäße zu vermeiden. Durch diese Incisionen wird das geschlossene cerebrale Leukotom in die Tiefe und mit einer leichten Neigung etwas nach außen eingeführt. Das Instrument wird geöffnet, die biegsame Klinge schnellt heraus, und man läßt dann das Leukotom sich in der Weise drehen, daß es nahezu einen Kreis beschreibt und wiederholt dies schließlich in der entgegengesetzten Richtung. Das Leukotom wird dann geschlossen und macht in einem Abstand von 1 cm andere Schnitte. Die erste Leukotomie wurde am 27. Dezember 1935 ausgeführt.

Das Röntgenbild (Abb. 1) zeigt die Stellen der Einschnitte, die durch Einführung von einigen Tropfen von Thorotrast sichtbar gemacht worden sind. Wir haben bemerkt, daß die Geisteskranken im allgemeinen einige Tage nachher bedeutende Veränderungen zeigen, mitunter Heilungen oder Besserungen. Diese Feststellungen haben uns zur Publikation des Buches geführt: „Operative Versuche zur Behandlung von gewissen Geisteskrankheiten“. Paris 1936, mit Resultaten unserer ersten 20 Beobachtungen. Die vorhin gegebenen Ausführungen sind bereits die Geschichte der Leukotomie.Freeman undWatts haben mit der Veröffentlichung des Buches über Psychochirurgie (1942) der Leukotomie einen sehr kräftigen Auftrieb gegeben und bedeutende Fortschritte erzielt. Sie haben eine viel radikalere Operation geschaffen, den Transversalschnitt der weißen Substanz des Lobus praefrontalis, den sie Lobotomie genannt haben. Eine Serie sorgfältig beobachteter erfolgreicher Fälle hat der Operation zur Geltung verholfen, und sie wird jetzt mit ermutigenden Resultaten überall ausgeführt.

Das englische „Board of Control“ hat die erste offizielle Veröffentlichung über 1000 Fälle gebracht und sich günstig über diesen operativen Eingriff ausgesprochen.

Man fängt jetzt an, die Fälle näher zu bestimmen, bei denen eine Heilung günstig erscheint, und unter diesem Gesichtspunkt wird viel gearbeitet. Man denkt auch an andere cerebrale Eingriffe, wie an die Topektomie, bei der gewisse Rindenbezirke entfernt werden und hat mit großem Interesse andere, mit der präfrontalen Leukotomie in Zusammenhang stehende Probleme studiert, wie z. B. die Behandlung von Schmerzen, die auf eine andere Therapie nicht ansprechen.

Ein internationaler Kongreß über diesen Gegenstand wird in Lissabon im Monat August stattfinden, und es besteht die Hoffnung, daß annehmbare Resultate auf Gebieten erreicht werden, die mit der Lobotomie in Verbindung stehen., Man wird wahrscheinlich neue Operationstechniken bekanntgeben, und es werden sich aus sorgfältigen Beobachtungen der Leukotomierten neue Richtlinien ergeben. Es muß ferner daran gedacht werden, eine sorgfältigere Auswahl unter den Kranken zu treffen, die operiert werden sollen.

This is a preview of subscription content, log in via an institution to check access.

Access this article

Price excludes VAT (USA)
Tax calculation will be finalised during checkout.

Instant access to the full article PDF.

Literatur

  • Moniz, Egas: Bull. Acad. Méd., Par.115, 385 (1936).

    Google Scholar 

  • —: Encéphale2, 1 (1936).

    Google Scholar 

  • —: Lisboa méd.13, 142, 152 (1936).

    Google Scholar 

  • —: Bol. Aoad. Cienc. Lisboa1, 81 8, 345, (1936).

    Google Scholar 

  • —: Tentatives opératoires dans le traitement des certaines psychoses, Vol. 1, p. 248. Paris: Masson & Cie. 1936.

    Google Scholar 

  • —: La leucotomie préfrontale. Traitement chirurgical de certaines Psychoses, Vol. 1, p. 73. Torino: Baravalle et Falconieri 1938.

    Google Scholar 

  • - Ce travail a été premièrement publié à Schizofrenie, Vol. VI, No 4. 1937.

  • —: Portugal méd.2, 1 (1937).

    Google Scholar 

  • - Arch. franco-belg. Chir. (Belg.)1937, 1.

  • —: Amer. J. Psychiatry93, 1379 (1937).

    Google Scholar 

  • —: Nervenarzt10, 113 (1937).

    Google Scholar 

  • —: Gi. Psichiatr.43, 360 (1937).

    Google Scholar 

  • - Fol. anat. Univ. colimbr.1943, 18.

  • - Prefácio do volume do Dr.Almeida Amaral: O tratamento cirurgico das doenças mentais. Lisboa 1944.

  • - Acad. Ciéncias Lisboa4 (1948).

  • Moniz, Egas eDiogo Furtado: Ann. méd.psychol.95, 298 (1937).

    Google Scholar 

Download references

Author information

Authors and Affiliations

Authors

Additional information

Übersetzt vonTraugott Riechert, Freiburg i. Br.

Rights and permissions

Reprints and permissions

About this article

Cite this article

Moniz, E. Die präfrontale Leukotomie. Arch. F. Psychiatr. U. Z. Neur. 181, 591–602 (1949). https://doi.org/10.1007/BF00946927

Download citation

  • Received:

  • Issue Date:

  • DOI: https://doi.org/10.1007/BF00946927

Navigation