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Soziologische Aufklärung

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Soziologische Aufklärung 1

Zusammenfassung

Soziologische Aufklärung — das Thema lebt von einer inneren Spannung. Man findet zuweilen, daß Soziologie ihrem Wesen und ihrer Zielsetzung nach als Aufklärung gekennzeichnet wird. Mannheim (1)** hatte sozialwissenschaftliche Planung als Fortsetzung der Aufklärung begriffen. Dahrendorf (2) etikettiert die amerikanische Soziologie als „angewandte Aufklärung“. Gehlen (3) sieht in der sozialen Wirklichkeit Spuren der Aufklärung, die nach dem Verlust ihrer Prämissen gleichsam blind weiterläuft. Schelsky (4) hat versucht, Zustimmung und Distanz zur Aufklärung in einem Wort, „Gegenaufklärung“, einzufangen. Bei all dem ist bezeichnend, daß die Grenzen des Aufklärungsgedankens gesehen, aber die Kosten der Aufklärung nicht wirklich gegengerechnet werden. Eher distanziert man sich als Soziologe von den Prinzipien und dem spezifischen Ethos der Aufklärung.

Ausarbeitung der Antrittsvorlesung, die der Verfasser am 25. 1. 1967 an der Rcchts- und Staats-wissenschaftlichen Fakultät der Westfälischen Wilhelms-Universität in Münster gehalten hat.

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Anmerkungen

  1. Karl Mannheim, Mensch und Gesellschaft im Zeitalter des Umbaus. Dt. Übers. der engl. Ausgabe. Darmstadt 1958, S. 46 f. Vgl. auch Jürgen Habermas, „Verwissenschaftlichte Politik und öffentliche Meinung“. In: Humanität • und politische Verantwortung. Erlenbach—Zürich und Stuttgart 1964, S. 54–73.

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  2. Ralf Dahrendorf, Die angewandte Aufklärung. Gesellschaft und Soziologie in Amerika. München 1963.

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  3. Arnold Gehlen,Die Seele im technischen Zeitalter. Sozialpsychologische Probleme in der industriellen Gesellschaft. 2. Aufl. Hamburg 1957, insb. S. 75 ff.

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  4. Helmut Schelsky, Soziologie der Sexualität. Hamburg 1955, S. 8. Vgl. auch die Erläuterungen von Helmut Schelsky, „Verdunkelung oder Gegenaufklärung in der Soziologie der Sexualität.“ Psyche 10 (1956). S. 837–855 (854 f.).

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  5. Vgl. Kenneth Burke,Permanence and Change. New York 1935, S. 95 ff.

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  6. Die einflußreichsten Formulierungen und die Einführung dieses Freudschen Begriffs in die Soziologie sind Robert K. Merton zu danken. Vgl.: „The Unanticipated Consequences of Purposive Social Action“. American Sociological Review 1 (1936), S. 894–904; ders.: Social Theory and Social Structure. 2. Aufl. Glencoe, 111., 1957, insb. S. 60 ff.; ders. • „Social Problems and Sociological Theory”. In: Robert K. Merton /Robert A. Nisbet (Hrsg.): Contemporary Social Problems. An Introduction to the Sociology of Deviant Behavior and Social Disorganization. New York-Burlingame 1961, S. 697–737 (708 ff.). Für andere Fassungen ähnlicher Gedanken siehe Arnold Gehlen,„Nichtbewußte kulturanthropologische Kategorien“. Zeitschrift für philosophische Forschung 4 (1950), S. 321–346; Marion J. Levy,The Structure of Society. Princeton N. J. 1952, S. 83 ff.; Dorothy Emmet,Function, Purpose and Powers. London 1958, S. 83 ff.

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  7. Siehe dazu besonders Wilbert E. Moore /Melvin M. Tumin,„Some Social Functions of Ignorance“. American Sociological Review 14 (1949), S. 787–795; Louis Schneider,„The Role of the Category of Ignorance in Sociological Theory. An Exploratory Statement”. American Sociological Review 27 (1962), S. 492–508.

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  8. Vgl. z. B. Peter L. Berger, e invitation to Sociology. Garden City N. Y. 1963, S. 25 ff., mit zahlreichen Beispielen.

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  9. Die Frage danach wird verschiedentlich gestellt, aber nicht beantwortet — so von Merton,a.a.O. (1957), S. 51, 70; von Alvin W. Gouldner,„Organizational Analysis“. In: Robert K. Merton/Leonard Broom/Leonard S. Cottrell,Jr. (Hrsg.): Sociology Today. New York 1959, S. 400–428 (407 ff.); von Peter M. Blau/W. Richard Scott,Formal Organizations. A Comparative Approach. San Francisco 1962, S. 196, Anm. 3. Es scheint, daß der Latenzbegriff ausreicht, um dieses Problem zu formulieren, nicht aber, um es zu lösen.

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  10. In dieser Richtung haben sich besonders die Forschungsinteressen des Tavistock Institute, London, entfaltet. Sehr bezeichnend Elliot Jaques, The Changing Culture of a Factory. London 1951. Vgl. ferner Cyril Sofer: The Organization From Within. A Comparative Study of Social Institutions Based on a Sociotherapeutic Approach. London 1961; und W. R. Bion, Experiences in Groups and other Papers. London-New York 1961.

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  11. Als eine zusammenfassende, in der systemtheoretischen Konzeption inzwischen aber überholte Darstellung dieser Entwicklung vgl. Talcott Parsons, The Structure of Social Action. Glencoe, Ill., 1937.

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  12. Vgl. z. B. Ernest Nagel,Logic Without Metaphysics. Glencoe, Ill., 1956, S. 247 ff.; ders.: The Structure of Science. New York 1961, S. 401 ff., 520 ff.; Carl Hempel,„The Logic of Functional Analysis“. In: Llewellyn Gross (Hrsg.): Symposion on Sociological Theory. Evanston, Ill. — White Plains, N. Y., 1959, S. 271–307; Kingsley Davis,„The Myth of Functional Analysis as a Special Method in Sociology and Anthropology”. American Sociological Review 24 (1959), S. 757–772: Gösta Carlsson,„Reflections on Functionalism“. Acta Sociologica 5 (1962), S. 201–224; Gustav Bergmann,„Purpose, Function, Scientific Explanation”, Acta Sociologica 5 (1962), S. 225–238.

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  13. Als Beispiel für diese verbreitete Kritik siehe George C. Homans,Theorie der sozialen Gruppe. Dt. Übers. Köln-Opladen 1960, S. 295 ff.; ders.: „Contemporary Theory in Sociology“. In: Robert E. L. Faris (Hrsg.): Handbook of Modern Sociology. Chicago 1964, S. 951–977 (963 ff.).

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  14. Vgl. dazu Ernst Cassirer,Substanzbegriff und Funktionsbegriff. Untersuchungen über die Grundfragen der Erkenntniskritik. Berlin 1910, und neuestens Heinrich Rombach,Substanz, System, Struktur. 2 Bde. Freiburg—München 1965/66.

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  15. In der Soziologie wird diesem Problem der „anderen Möglichkeiten“ zumindest für den Bereich der Verhaltenserwartungen von Parsons grundsätzliche Bedeutung beigelegt. Parsons sieht in dem Problem der „double contingency” aller Interaktionen den Grund dafür, daß alle Sozialsysteme eine normative Struktur bilden müssen, um die Komplementarität der Verhaltenserwartungen sicherzustellen. Siehe Talcolt Parsons,The Social System. Glencoe, Ill., 1951, S. 10 f., 36 ff.; Talcott Parsons/Edward A. Stils (Hrsg.): Toward a General Theory of Action. Cambridge, Mass., 1951, S. 16. Auch in der neueren Organisationstheorie rückt das Problem der „rationalen Unbestimmtheit“ aller Situationen, an denen mehrere Menschen beteiligt sind, oder allgemeiner: das Problem der Überforderung des Menschen durch Komplexität, zunehmend ins Rampenlicht. Siehe z. B. Herbert A. Simon,Das Verwaltungshandeln. Eine Untersuchung über Entscheidungsvorgänge in Behörden und privaten Unternehmen. Dt. Übers. Stuttgart 1955; ders.: Models of Man. Social and Rational. Mathematical Essays on Rational Human Behavior in a Social Setting. New York—London 1957; Jacob Marschak,„Towards an Economic Theory of Organization and Information”. In: Robert M. Thrall I Clyde H. Coombs/Robert L. Davis (Hrsg.): Decision Processes. New York—London 1954, S. 187–220; Gérard Göfgen,Theorie der wirtschaftlichen Entscheidung. Untersuchungen zur Logik und ökonomischen Bedeutung des rationalen Handelns. Tübingen 1963, insb. S. 176 ff., und zu den spieltheoretischen Grundlagen John von Neumann/Oskar Morgenstern,Spieltheorie und wirtschaftliches Verhalten. Dt. Übers. Würzburg 1961, insb. S. 9 ff. Auch in diesem Forschungsbereich verdichtet sich die Vorstellung, daß soziale Komplexität zunächst durch Systemstrukturen reduziert werden muß, bevor rational gehandelt werden kann.

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  16. Wesentliche Grundlagen dafür sind namentlich im Alterswerk Edmund Husserls gelegt, wenngleich nicht vollendet worden. Siehe insb. Edmund Husserl,Ideen zu einer reinen Phänomenologie und phänomenologischen Philosophie. Bd. Il Husserliana Bd. IV. Den Haag, 1952;ders.,Cartesianische Meditationen. Husserliana Bd. I. Den Haag 1950, S. 145 ff.; ders.: Die Krisis der europäischen Wissenschaften und die transzendentale Phänomenologie. Husserliana Bd. VI. Den Haag 1954; S. 185 ff., S. 415 ff., und passim. Zu all dem unter Heranziehung des Nachlasses auch René Toulemont,L’essence de la société selon Husserl. Paris 1962. Vgl. ferner Alfred Schütz,„Das Problem der transzendentalen Intersubjektivität bei Husserl“. Philosophische Rundschau 5 (1957), S. 81–107 mit kritischen Bemerkungen, und ders.: Collected Papers. 3 Bde. Den Haag 1962–1966, mit weiter-und auf die Soziologie hinführenden Überlegungen. Außerdem etwa Maurice Merleau-Ponty,Phénoménologie de la perception. Paris 1945, S. 398 ff.; Herman Zeltner,„Das Ich und die anderen: Husserls Beitrag zur Grundlegung der Sozialphilosophie”. Zeitschrift für philosophische Forschung 13 (1959), S. 288–315; Remy C. Kwant,Phenomenology of Social Existence. Pittsburgh, Pa. — Louvain 1965; Michael Theunissen,Der Andere. Studien zur Sozialontologie der Gegenwart. Berlin 1965.

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  17. Siehe statt anderer Belege die einleitenden Ausführungen von Descartes,Discours de la méthode, Oeuvres et Lettres, Bibliothèque de la Pléiade. Paris 1952, S. 126.

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  18. Vgl. die Ill. Regel bei Descartes,Règles pour la direction de l’esprit, a.a.O., S. 42.

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  19. Vgl. dazu näher Niklas Luhmann,„Funktion und Kausalität“. Ders.: „Funktionale Methode und Systemtheorie”.

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  20. Parsons’ Systemtheorie steht, um ein wichtiges Beispiel zu nennen, auf der Grenze dieser beiden Konzeptionen, hat aber mehr als andere dazu beigetragen, den Übergang als notwendig zu erweisen. Sie bezeichnet Systeme als „grenzerhaltend“ und verwendet die Innen/Außen-Differenz an zentraler Stelle zur Definition der grundlegenden Systemprobleme. Andererseits ist sie noch strukturell-funktionale Theorie (obwohl Parsons sich auch von diesem Gedanken zu lösen beginnt) und kann sich die Umwelt nicht als äußerst komplexe Welt, sondern nur als umfassendes System mit übergeordneten Normen, also als schon reduzierte Komplexität, vorstellen. Siehe als skizzenhafte Überblicke: Talcott Parsons,„General Theory in Sociology”. In: Robert K. Merton/Leonard Broom/Leonard S. Cottrell,Jr. (Hrsg.): Sociology Today. New York 1959, S. 3–38, und ders.: „Die jüngsten Entwicklungen in der strukturell-funktionalen Theorie“. Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie 16 (1964), S. 30–49.

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  21. In diesem Sinne spricht W. Ross Ashby,An Introduction to Cybernetics. London 1956, S. 206 ff., von der „requisite variety“ eines Systems. Eine Ausarbeitung dieses Verhältnisses findet sich auch bei O. J. Harvey/Harold M. Schroder,„Cognitive Aspects of Self and Motivation”, für psychische Systeme, und bei Harold M. Schroder/O. J. Harvey,„Conceptual Organization and Group Structure“, für soziale Systeme. Beides in: O. J. Harvey (Hrsg.): Motivation and Social Interaction. Cognitive Determinants. New York 1963, S. 95–133 bzw. 134–166.

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  22. So z. B. die für seine Zeit typische Auffassung Kants in seiner Abhandlung: „Beantwortung der Frage: Was ist Aufklärung? “ Zit. nach der Ausgabe der philos. Bibliothek, Bd. 46, Leipzig o. J

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  23. Zu diesem Zivilisationsproblem vgl. auch Norbert Elias,Über den Prozeß der Zivilisation. Soziogenetische und psychogenetische Untersuchungen. Basel 1939, Bd. Il, S. 337 f. Siehe ferner Wilbert E. Moore,Man, Time, and Society. New York—London 1963, S. 16 ff.

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  24. Siehe namentlich Max Adler,Das Rätsel der Gesellschaft. Zur erkenntnis-kritischen Grundlegung der Sozialwissenschaften. Wien 1936, und Helmut Schelsky,Ortsbestimmung der deutschen Soziologie. Düsseldorf—Köln 1959, S. 93 ff. Vgl. ferner Horst Baier,„Soziologie zwischen Subjekt und Objekt. Zur erkenntnistheoretischen Situation der westdeutschen Soziologie“. Soziale Welt 14 (1963), S. 278–296 (291 ff.) mit weiteren Hinweisen.

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  25. So etwa Siegfried Kracauer,Soziologie als Wissenschaft. Eine erkenntnistheoretische Untersuchung. Dresden 1922.

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  26. Siehe dazu den Überblick bei Edward A. Tiryakian,„Existential Phenomenology and the Sociological Tradition“. American Sociological Review 30 (1965), S. 674–688.

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  27. Dies ist namentlich für die amerikanischen Publikationen von Alfred Schütz bezeichnend, jetzt verfügbar in: Alfred Schutz,Collected Papers. 3 Bde. Den Haag 1962–66; ferner Peter L. Berger I Thomas Luckmann,The Social Construction of Reality. Garden City, N. Y., 1966, und die kritischen Bemerkungen von Hans Georg Gadamer,„Die phänomenologische Bewegung“. Philosophische Rundschau 11 (1963), S. 1–45.

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  28. Am ehesten scheint noch Schütz diesen Befund als ein Faktum zu akzeptieren, aber es ist natürlich kein Faktum, das irgendwann einmal stattgefunden hat, sondern ein Problem.

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  29. Intersubjektivität der Weltkonstitution sagt nämlich nichts weiter als Kongruenz der intentionalen Perspektiven des Sinnerlebens verschiedener Subjekte. Sic ist als solche nicht personifizierbar. Husserl selbst gleitet zuweilen sehr leicht von Tatbeständen gesicherter Intersubjektivität zur Annahme sozialer Lebensgemeinschaften im Sinne von Personalitäten höherer Ordnung über. Vgl. den materialreichen Überblick bei Toulemont,a.a.O. Er hat die Probleme eines Übergangs von der Intersubjektivität des Erlebens zur Theorie sozialer Systeme wohl durch deduktiven Übergang vom Allgemeinen zum Besonderen lösen wollen und sie damit erheblich unterschätzt. Ähnliches gilt für Adler,a.a.O.

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  30. Siehe insb. Norbert Wiener, Kybernetik. Regelung und Nachrichtenübertragung im Lebewesen und in der Maschine. Dt. Übers. der 2. Aufl. Düsseldorf—Wien 1963.

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  31. Vgl. W. Ross Ashby,Design for a Brain. 2. Aufl. London 1954; ders.: a.a.O. Außerdem z. B. Herbert A. Simon,„The Architecture of Complexity“. Proceedings of the American Philosophical Society 106 (1962), S. 467–482; Herbert A. Simon /Kenneth Kotovsky,„Human Acquisition of Concepts for Sequential Patterns”. Psychological Review 70 (1963), S. 534–546; Stafford Beer,Decision and Control. The Meaning of Operational Research and Management Cybernetics. London—New York—Sydney 1966; Niklas Luhmann,„Reflexive Mechanismen“.

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  32. Siehe aber den Ansatz einer kritischen Besinnung bei Dieter Claessens,„Rationalität, revidiert“. Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie 17 (1965), S. 465–476. Neu abgedruckt in: Ders.: Angst, Furcht und gesellschaftlicher Druck, und andere Aufsätze. Dortmund 1966, S. 116–124.

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  33. Vgl. die klassischen Formulierungen in Max Weber,Wirtschaft und Gesellschaft. 4. Aufl. Tübingen 1956, S. 12 f.

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  34. Vgl. hierzu etwa Alvin W. Gouldner,„Organizational Analysis“. In: Robert K. Merton/Leonard Broom/Leonard S. Cottrell,Jr. (Hrsg.): Sociology Today. New York 1959, S. 400–428, oder Amitai Etzioni,„Two Approaches to Organizational Analysis. A Critique and a Suggestion”. Administrative Science Quarterly 5 (1960), S. 257–278; ders.: Modern Organizations. Englewood Cliffs, N. J., 1964, S. 16 ff. Eine ähnliche Zweiteilung findet man in der Kleingruppcntheorie, die Aufgabenorientierung und Bestandsorientierung bzw. instrumentelle und expressive Orientierung unterscheidet, wobei die Bestandserhaltung als Sache der gefühlsmäßig-expressiven, also nichtrationalen Gruppenkräfte angesehen wird. Siehe grundlegend vor allem Robert F. Bales,Interaction Process Analysis. A Method for the Study of Small Groups. Cambridge, Mass., 1951, und als eine spätere Darstellung z. B. John W. Thibaut/Harold H. Kelley,The Social Psychology of Groups. New York 1959, insb. S. 274 ff.

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  35. Siehe dazu Ernst Cassirer,Die Philosophie der Aufklärung. Tübingen 1932, S. 15 ff., und bes. Max Horkheimer/Theodor W. Adorno,Dialektik der Aufklärung. Philosophische Fragmente. Amsterdam 1947, S. 14 ff.

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  36. Manches spricht dafür, sie auf den Gegensatz von Zweckprogrammen und Konditionalprogrammen des Entscheidens und diesen auf das Input/Output-Modell zurückzuführen. Dazu näher Niklas Luhmann,„Lob der Routine“. Verwaltungsarchiv 55 (1964), S. 1–33; ders.: Recht und Automation in der öffentlichen Verwaltung. Eine verwaltungswissenschaftliche Untersuchung. Berlin 1966, S. 35 ff.

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  37. Eine wichtige Ausnahme bildet Santi Romano,L’ordinamento giuridico. Pisa 1918, 2. Aufl., Neudruck Florenz 1962. Romano gibt der auch sonst vertretenen „institutionellen“ Rechtstheorie eine Fassung, die das Recht mit der Struktur eines jeden Sozialsystems identifiziert, die aber zu seiner Zeit noch keine Möglichkeit hatte, sich an eine soziologische Theorie des Sozialsystems anzulehnen, und sich deshalb genötigt sah, eine Charakterisierung als Soziologie ausdrücklich zurückzuweisen. Als weiteren, seltenen Ansatz zu einer systemstrukturellen Normtheorie vgl. Jay M. Jackson,„Structural Characteristics of Norms”. In: The Dynamics of Instructional Groups. The 59th Yearbook of the National Society for the Study of Education. Chicago 1960, S. 136–163 (149 ff.).

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  38. Vgl. hierzu neuestens Hans Welzel,An den Grenzen des Rechts. Die Frage der Rechtsgeltung. Köln-Opladen 1966, S. 26 ff.

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  39. Näher hierzu Niklas Luhmann,„Gesellschaftliche und Politische Bedingungen des Rechtsstaats“. In: Studien über Recht und Verwaltung. Köln-Berlin-Bonn-München 1967, S. 81–102.

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  40. Hierzu auch Niklas Luhmann,Grundrechte als Institution. Ein Beitrag zur politischen Soziologic. Berlin 1965, insb. S. 201 ff.

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  41. Streng genommen kennen die Entscheidungstheorien deshalb überhaupt keinen eigenen Problembegriff. Sie würden nämlich in sich selbst widerspruchsvoll werden, wenn sie zugleich das ungelöste Problem und die Problemlösung formulieren wollten. Vgl. dazu auch E. A. Singer, Experience and Reflection. Philadelphia 1959, und Maynard W. Shelly/Glenn L. Bryan, „Judgments and the Language of Decisions“. In: Dies. (Hrsg.): Human Judgments and Optimality. New York-London-Sydney 1964, S. 3–36 (23 f.). Es ist aber nicht zu verkennen, daß neben wirklich oder vermeintlich streng logisch konstruierten Entscheidungskalkülen sich mit zunehmendem Erfolg behavioristische Entscheidungstheorien entfalten, die das Entscheiden als konkretes, zeitbrauchendes menschliches Verhalten bei der Lösung von Problemen untersuchen. Siehe etwa Herbert A. Simon, The New Science of Management Decision. New York 1960. Diese Theorien können, weil sie von Zeitunterschieden ausgehen, den Begriff eines lösbaren, aber noch nicht gelösten Problems bilden.

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  42. Die an sich treffende Unterscheidung von Marktsoziologie und Entscheidungslogik, mit der Hans Albert,„Marktsoziologie und Entscheidungslogik Objektbereich und Problemstellung der theoretischen Nationalökonomie“. Zeitschrift für die gesamte Staatswissenschaft 114 (1958), S. 269–296; vgl. auch ders.: „Nationalökonomie als Soziologie. Zur sozialwissenschaftlichen Integrationsproblematik”. Kyklos 13 (1960), S. 1–43, die Methoden-und Gegenstandsdiskussion der Wirtschaftswissenschaften zu klären sucht, ist mehr auf Trennung als auf Verbindung hin konzipiert. Immerhin mag sie, wenn man Soziologie nicht, wie Albert,rein empirisch-kausal, sondern systemtheoretisch versteht, dazu anregen, das unüberbrückbare Schisma von empirisch-erklärenden und rational-normierenden Handlungswissenschaften zu ersetzen durch die stärker auf Kooperation angelegte Trennung von Systemtheorien und Entscheidungstheorien.

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  43. Daß diese Geschichtsfeindlichkeit mit ihrer Frontstellung gegen das überlieferte Wissen auch Bildungsfeindlichkeit war, wird von Gerhart Schmidt,Aufklärung und Metaphysik. Die Neubegründung des Wissens durch Descartes. Tübingen 1965, S. 11 ff., herausgestellt. Sicher ist, daß der Bildungsgedanke deswegen nach dem Ende der Vernunftaufklärung neu formuliert werden mußte.

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  44. Vgl. die Literaturhinweise oben Anm. 16.

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  45. Vgl. hierzu auch Hermann Lübbe,„Husserl und die europäische Krise“. Kant-Studien 49 (1957–58), S. 225–237; Hubert Hohl,Lebenswelt und Geschichte. Grundzüge der Spätphilosophie E. Husserls. Freiburg-München 1962; Hans Blumenberg,„Lebenswelt und Technisierung unter Aspekten der Phänomenologie”. Sguardi su la Filosofia Contemporanea. Heft 21, Turin 1963.

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  46. Diesen Sachverhalt schildert nicht ohne einen bedauernden Seitenblick auf das Versagen gerade der deutschen Soziologie Edward Shils,„The Calling of Sociology“. In: Talcott Parsons/Edward Shils/Kaspar D. Naegele/Jesse R. Pitts (Hrsg.): Theories of Society. Foundations of Modern Sociological Theory. Glencoe, III., 1961, Bd. II, S. 1405–1448 (1424 ff.). Ein neuerer Sammelband, Werner J. Cahnman /Alvin Boskoff (Hrsg.): Sociology and History. Theory and Research. New York 1964, bestätigt nur, daß die vorherrschende Orientierung an der Geschichte vorbeigeht.

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  47. C’est seulement par l’analyse historique qu’on peut se rendre compte de quoi l’homme est formé; car c’est seulement au cours de l’histoire qu’il s’est formé“, bemerkt Emile Durkheim,„Le dualisme de la nature humaine et ses conditions sociales”. Scientia 15 (1914), S. 206–221 (206). Vgl. außerdem Robert N. Bellah,„Durkheim and History“. American Sociological Review 24 (1959), S. 447–461.

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  48. Sehr typisch für diese Betrachtungsweise Philip Selznick,TVA and the Grass Roots. Berkeley-Los Angeles 1949; ders.: Leadership in Administration. A Sociological Interpretation. Evanston, Ill. — White Plains, N. Y., 1957. Vgl. ferner Michel Crozier,Le phénomene bureaucratique. Paris 1963, und Samuel P. Huntington,„Political Development and Political Decay“. World Politics 17 (1965), S. 386–430.

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  49. Vgl. namentlich Talcott Parsons, „Evolutionary Universals in Society“. American Sociological Review 29 (1964), S. 339–357, und ders.: Societies. Evolutionary and Comparative Perspectives. Englewood Cliffs, N. J., 1966. Siehe ferner S. N. Eisenstadt,The Political Systems of Empires. London 1963, und zur Tendenz allgemein Kenneth E. Bock,„Evolution, Function, and Change”. American Sociological Review 28 (1963), S. 229–237.

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  50. Vgl. dazu Arnold Gehlen,Urmensch und Spätkultur. Philosophische Ergebnisse und Aussagen. Bonn 1956, und speziell zu den hier als zivilisatorische Errungenschaft bezeichneten Tatbeständen Parsons,a.a.O. (in Anm. 49).

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  51. Vgl. dazu die Ausführungen über die Notwendigkeit, neue Wahrheiten in alte Wahrheiten einzuarbeiten, bei William James,Pragmatism. Meridian Books, New York 1959, S. 50 ff.

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  52. Diese Einsicht könnte u. a. ein Anlaß sein, die schematische Entgegensetzung von traditionalen und modernen Gesellschaften zu überprüfen, die in der Soziologie vorherrscht und namentlich die Beurteilung der Situation von Entwicklungsländern bestimmt. Siehe neuestens Marion J. Levy, Jr.,Modernization and the Structure of Societies. A Setting for International Affairs. 2 Bde. Princeton, N. J., 1965, und die berechtigte Kritik von Lucian W. Pye,Politics, Personality, and Nation-Building. Burma’s Search for Identity. New Haven-London 1962, S. 37 f., oder von Reinhard Bendix,Nation-Building and Citizenship. Studies in our Changing Social Order. New York-London-Sydney 1964, S. 4 ff.

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  53. Vgl. Edmund Husserl,Erfahrung und Urteil. Hamburg 1948, S. 48, und ausführlicher in: „Krisis…“, a.a.O.

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  54. Eine ausdrückliche Formulierung findet sich z. B. bei Crozier,a.a.O., S. 387. Auch die in der Gruppentheorie verbreitete Forderung einer „ganzheitlichen“ Betrachtungsweise bei Änderungen läuft darauf hinaus, daß die volle Komplexität des Systems bei jeder Änderung zu berücksichtigen ist. Als Beispiel aus dem Bereich der Entscheidungstheorie siehe namentlich Lindbloms Strategie des „disjointed incrementalism” (besonders ausführlich dargestellt in David Braybrooke/Charles E. Lindblom,A Strategy of Decision. Policy Evaluation as a Social Process. New York-London 1963), die ebenfalls wegen der übermäßigen Komplexität der Sozialordnung beim Status quo ansetzt und es lediglich für möglich hält, ihn in einzelnen Hinsichten zu verbessern.

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  55. Siehe als ein typisches Beispiel Lauriston Sharp,„Steel Axes for Stone Age Australians“. In: Edward H. Spicer (Hrsg.): Human Problems in Technological Change. A Casebook. New York 1952, S. 69–90.

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Luhmann, N. (1970). Soziologische Aufklärung. In: Soziologische Aufklärung 1. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-96984-2_4

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