Zusammenfassung
Schewe (1983) hat zwei wesentliche Konzeptionen genannt, die sich bei der Beurteilung der Schuldfähigkeit mit geradezu konträrer Logik gegenüberstehen: Eine Konzeption betrachtet das Problem unter dem Aspekt eines an körperlichen Krankheiten orientierten klinisch-psychiatrischen Krankheitsbe- griffs, die andere sieht es unter den psychologischen Aspekten von Freiheit und Unfreiheit beim Handeln. Die erste, klinisch-psychiatrisch orientierte Konzeption wird von Schewe noch weitgehend mit den Auffassungen Kurt Schneiders gleichgesetzt, die in seinem 1948 erschienenen Vortrag über die Beurteilung der Schuldfähigkeit dargelegt sind. In dessen Folge wird die forensische Psychiatrie von vielen bis heute mit einem engen Krankheitsbegriff identifiziert, der zudem noch in verkürzender Interpretation ausschließlich somatopathologisch aufgefaßt wird. Der damit verbundenen Diskreditierung forensisch-psychiatrischer Argumentationsweisen soll hier eine von allen somatologischen Prämissen freigehaltene, aber dennoch den gesamten psycho(patho)-logischen Erfahrungshintergrund berücksichtigende Methode für die Schweregradsvergleiche seelischer Störungen entgegengestellt werden.
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Saß, H. (1991). Forensische Erheblichkeit seelischer Störungen im psychopathologischen Referenzsystem. In: Schütz, H., Kaatsch, HJ., Thomsen, H. (eds) Medizinrecht — Psychopathologie — Rechtsmedizin. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-76290-1_26
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