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Zuständigkeitskonflikte

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Zwischen NS-"Euthanasie" und Reformaufbruch

Zusammenfassung

In beiden sich im Versorgungsbereich für psychisch Kranke jeweils mehrere Fachgesellschaften bzw. medizinisch-wissenschaftliche Gesellschaften. Einzelne Akteursgruppen lösten sich aus den bereits bestehenden Organisationen heraus, neue Akteursgruppen sahen sich durch die etablierten Vereinigungen von vornherein nicht repräsentiert und gründeten eigene Fach- und Standesvertretungen.

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Notes

  1. 1.

    Vgl. Schmuhl, GDNP 2016, S. 25.

  2. 2.

    In der DDR existierte neben der Gesellschaft für Psychiatrie und Neurologie: die Gesellschaft für Ärztliche Psychotherapie der DDR, die Gesellschaft für Psychologie der DDR, die Gesellschaft für Neuropathologie der DDR und die Gesellschaft für Neurochirurgie der DDR. Für die Bundesrepublik sind aufzulisten: DGPN, Deutsche Gesellschaft für Neurologie, Allgemeine Ärztliche Gesellschaft für Psychotherapie, Deutsche Gesellschaft für Neurochirurgie, Vereinigung Deutscher Neuropathologen und Neuroanatomen, Deutsche Vereinigung für Jugendpsychiatrie, Deutsche Gesellschaft für Sexualforschung, Deutsche Sektion der Internationalen Liga gegen Epilepsie, Arbeitsgemeinschaft für Hirntraumafragen, Arbeitsgemeinschaft für Neuroradiologie und die Deutsche Gesellschaft für Soziale Psychiatrie.

  3. 3.

    Zu diesen Diskussionen vgl. Pantel, Neurologie, Psychiatrie und Innere Medizin 1995.

  4. 4.

    Zu diesen vgl. Vogel, Anspruch und institutionelle Stellung 1964, S. 148 f., 152.

  5. 5.

    Vgl. Schmuhl, GDNP 2016, S. 30.

  6. 6.

    Vgl. Karenberg, Foundation 2009.

  7. 7.

    Zitiert nach: Bauer, Deutsche Gesellschaft für Neurologie 1982, S. 47.

  8. 8.

    Vgl. Schmuhl, GDNP 2016, S. 30 f.

  9. 9.

    Vgl. Bauer, Deutsche Gesellschaft für Neurologie 1982, S. 51. Zum Verhältnis von Neurologie und Psychiatrie im Nationalsozialismus vgl. Pfeiffer, Neurologie im „Dritten Reich“ 1988; Schmuhl, Psychiatrie und Politik 2013, S. 138; Fangerau, Neurologie und Neurologen in der NS-Zeit 2016, S. 2 f. sowie die Beiträge zur Geschichte der Neurologie im Nationalsozialismus, in: Der Nervenarzt, Suppl 1 (2016).

  10. 10.

    Das spricht die Neurologen nicht frei von dem, was die entgrenzte Medizin im Nationalsozialismus vollbrachte. Denn es ist auch in dieser Zeit noch nicht sachdienlich, zu stark zwischen Neurologen und Psychiatern zu unterscheiden. Zweckmäßiger ist es, einerseits von eher neurologisch und andererseits von überwiegend psychiatrisch ausgerichteten und arbeitenden Ärzten zu sprechen.

  11. 11.

    Zur Geschichte der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin vgl. den Lexikoneintrag in: Domay, Handbuch 1977, S. 998–1000 sowie Hofer, Integration 2017.

  12. 12.

    Vgl. Döring, 50 Jahre Deutsche Gesellschaft für Neurologie 1957 (Manuskript), S. 13, DGN-Archiv Ordner: DGN Historie (auch abgedruckt als DGN, 50 Jahre Deutsche Gesellschaft für Neurologie 1957, hier aber mit einer anderen Seitenzählung).

  13. 13.

    Vgl. ebd., S. 14.

  14. 14.

    Vgl. Verhandlungsbericht, in: Deutsche Zeitschrift für Nervenheilkunde 162 (1950). Zur Biographie von Wilhelm Tönnis vgl. Mennel, Vertreter einer morphologischen Nervenheilkunde 2014, S. 58 f.

  15. 15.

    Vgl. Protokoll über die Sitzung des erweiterten Vorstandes der GDNP am 23.9.1949, DGPPN-Archiv Ordner 1 C. Vgl. auch Döring, 50 Jahre Deutsche Gesellschaft für Neurologie 1957 (Manuskript), S. 14 f., Zitat S. 15.

  16. 16.

    Vgl. zu den Tagungen von zwischen 1950 und 1956: Döring, 50 Jahre Deutsche Gesellschaft für Neurologie 1957 (Manuskript), S. 16–21. Prägend für die DGN in den nächsten 15 Jahren waren Heinrich Pette (zunächst als 1. Vorsitzender), Georges Schaltenbrand (zunächst als 2. Vorsitzender), Paul Vogel (zunächst als 3. Vorsitzender) sowie Gerhard Döring (Schriftführer).

  17. 17.

    Vgl. Ehrhardt, Zur Frage der Facharztausbildung 1955, S. 452.

  18. 18.

    Hans Neuffer: Medizinstudium in Tübingen, Heidelberg und Kiel, im Ersten Weltkrieg als Arzt eingesetzt, 1921–1927 in China als Arzt tätig, 1929–1936 leitender Arzt der Schutzpolizei im württembergischen Innenministerium, ab 1936 Privatpraxis. Neuffer stand von 1947 bis 1955 der Bezirksärztekammer Nord-Württemberg, von 1955–1958 der Landesärztekammer Baden-Württemberg und von 1949 bis 1959 der Bundesärztekammer vor. Zum Leben und Werk Hans Neuffers vgl. Bundesärztekammer, Wortbericht des 71. Deutschen Ärztetages 1968, S. 5 f.

  19. 19.

    Zitat aus: Ernst Kretschmer an Heinrich Pette, Schreiben vom 7.11.1950, DGN-Archiv Ordner DGN Historie.

  20. 20.

    Ernst Kretschmer an Hans Neuffer, Schreiben vom 21.10.1950, DGN-Archiv Ordner DGN Historie.

  21. 21.

    Vgl. Ernst Kretschmer an Hans Neuffer, Schreiben vom 6.11.1950, Zitat ebd., DGN-Archiv Ordner DGN Historie.

  22. 22.

    Das sahen die Neurologen in der DGN indes anders. So stellte Paul Vogel kategorisch fest: „Innere- und Nervenkrankheiten ist genauso wenig und soviel ein ,Doppelfach‘ wie Neurologie und Psychiatrie“. Paul Vogel an Heinrich Pette, Schreiben vom 27.11.1950, DGN-Archiv Ordner DGN Historie. In den Quellen wird „innere“ meist kleingeschrieben. Es wird nachfolgend immer die im Original verwendete Schreibweise benutzt.

  23. 23.

    Protokoll der Vorstandssitzung der GDNP vom 25.9.1951, DGPPN-Archiv Ordner 1 C.

  24. 24.

    Vgl. Ehrhardt, Zur Frage der Facharztausbildung 1955, S. 452.

  25. 25.

    Vgl. Protokoll der Sitzung der Direktoren der Universitäts-Nervenkliniken des Bundesgebietes vom 31.3.1955, DGPPN-Archiv Ordner 1 C. In der Bundesrepublik existierte noch bis 1968 einzig der gemeinsame Facharzt für Neurologie und Psychiatrie. Die nachfolgende Umsetzung der Änderung war Ländersache. Je nach Bundesland verzögerte sich damit die Möglichkeit, einen „spezialisierten“ Facharzttitel zu erwerben. Das Bundesverfassungsgericht stellte die Zuständigkeit in einem Urteil 1972 noch einmal fest. Der Bund hatte dem Urteil zufolge zur Regelung des Facharztwesens keine Gesetzgebungszuständigkeit. Vgl. BVerfG, 09.05.1972 – 1 BvR 518/62; 1 BvR 308/64.

  26. 26.

    Paul Martini, Medizinstudium in München und Kiel, Promotion 1917. Kriegsteilnehmer, anschließend Freikorpsmitglied. Habilitation in München. Er war von 1932 bis 1959 Ordinarius für Innere Medizin an der Universität Bonn, unterbrochen von der Kriegsteilnahme. Martini versuchte direkt nach Kriegsende, die weitgehende Autonomie der Universität zu verteidigen, wandte sich auch daher gegen die Annahme einer Kollektivschuld und plädierte dafür, auf die Selbstheilungskräfte der Universität zu vertrauen. Zu Paul Martini vgl. Hofer, Arzt als therapeutischer Forscher 2019; Forsbach, öffentliche Diskussion der NS-Medizinverbrechen 2015, S. 109.

  27. 27.

    Vgl. Paul Martini an Prof. Dr. Redeker (Ministerialrat im Bundesinnenministerium), Schreiben vom 25.9.1950, DGN-Archiv Ordner DGN Historie, alle Zitate ebd.

  28. 28.

    Ebd.

  29. 29.

    Ebd.

  30. 30.

    Auch der psychotherapeutische Facharzt wurde dabei zwar immer wieder diskutiert, aber ebenfalls nicht in den endgültigen Katalog der Facharztbezeichnungen aufgenommen. Vgl. Ehrhardt, Zur Frage der Facharztausbildung 1955, S. 452 sowie Protokoll der Sitzung der Direktoren der Universitäts-Nervenkliniken des Bundesgebietes vom 31.3.1955, DGPPN-Archiv Ordner 1 C.

  31. 31.

    Vorher Facharzt für Nerven- und Geisteskrankheiten. Vgl. ebd.

  32. 32.

    Vgl. Protokoll der Vorstandssitzung der DGPN vom 7.3.1953, DGPPN-Archiv Ordner 1 D, Zitate ebd.

  33. 33.

    Da es anfänglich noch darum ging, eine in die GDNP eingegliederte psychiatrische Fachgesellschaft zu gründen und bereits eine derartige für die Neurologie bestand, wird in dieser Phase immer von einer Gesellschaft für Psychiatrie gesprochen.

  34. 34.

    Protokoll der Sitzung der Direktoren der Universitäts-Nervenkliniken des Bundesgebietes vom 9.4.1954, DGPPN-Archiv Ordner 1 C.

  35. 35.

    Vgl. Protokoll der Vorstandssitzung der GDNP vom 11.6.1954, DGPPN-Archiv Ordner 1 C; Protokoll der Vorstandssitzung der GDNP am 5.3.1955, DGPPN-Archiv Ordner 1 C sowie Protokoll der Sitzung der Direktoren der Universitäts-Nervenkliniken des Bundesgebietes vom 31.3.1955, DGPPN-Archiv Ordner 1 C.

  36. 36.

    Vgl. Schmuhl, GDNP 2016, S. 403.

  37. 37.

    Der ebenfalls diskutierte Begriff „Neuropsychiatrie“ wurde abgelehnt, da er in Deutschland nicht üblich sei.

  38. 38.

    Satzung der DGPN, Stand 1966, DGPPN-Archiv Ordner 1 D. Ursprünglich hieß es in §4 statt Krankenhausfragen noch Anstaltsfragen. Die Namensänderung erfolgte auf der Mitgliederversammlung 1964. Vgl. Protokoll über die Mitgliederversammlung der DGPN in Bad Nauheim am 3.10.1964, DGPPN-Archiv Ordner 1 N. Die diversen Satzungen sind enthalten in: DGPPN-Archiv Ordner DGPN 1 D.

  39. 39.

    Erst Mitte der 1990er Jahre etablierte sich die alternierende Trennung in neurologische und psychiatrische Hefte. Vgl. Steinert/Plewe, Psychiatrie in „Der Nervenarzt“ 2005, S. 93. Da in den 1950er Jahren auch zahlreiche psychotherapeutische Beiträge abgedruckt wurden, konnte die Fachzeitschrift zu Recht von sich behaupten, die ganze Breite des Fachgebiets abzudecken. Zur wechselnden Häufigkeit der psychotherapeutischen Artikel vgl. ebd., S. 100.

  40. 40.

    Vgl. Ferdinand Springer an Jürg Zutt, Schreiben vom 7.12.1956, Archiv des Springer-Verlags E-109–7.

  41. 41.

    Eberhard Bay war in mindestens einem Fall Gutachter in einem Erbgesundheitsgerichtsprozess. Vgl. Martin/Karenberg/Fangerau, Männer ohne Vergangenheit 2020.

  42. 42.

    Jürg Zutt an Ferdinand Springer, Schreiben vom 17.1.1957, Archiv des Springer-Verlags E-109–7.

  43. 43.

    Ebd.

  44. 44.

    Ebd.

  45. 45.

    Richard Jung wurde 1969 Vorsitzender der DGN. In den 1950er Jahren war er erster Präsident der neugegründeten Deutschen EEG-Gesellschaft gewesen.

  46. 46.

    Ferdinand Springer an Richard Jung, Schreiben vom 18.7.1957, Archiv des Springer-Verlags E-4-2.

  47. 47.

    Schreiben von Paul Vogel an Gerhard Döring vom 24.4.1957, DGN-Archiv Ordner DGN Historie. Bei der Sitzung der Ständigen Konferenz der Facharztausschussvorsitzenden der Landesärztekammern am 6. und 7. April 1957 waren als Vertreter der Fachgesellschaften anwesend: Mauz, Bitter, Mitscherlich, Winkler, Zutt. Vgl. Auszug aus der Niederschrift über die Sitzung der Ständigen Konferenz der Facharztausschussvorsitzenden der Landesärztekammern am 6. und 7. April 1957, DGN-Archiv Ordner DGN Historie. Mitscherlich hatte dabei anfänglich noch dafür plädiert, dass ein ganzes Jahr eine „Tätigkeit in der Neurologie und Psychiatrie“ sein solle. Die Neurologie verschwand dann im Laufe des Treffens aus den Planungen.

  48. 48.

    Paul Vogel an Gerhard Döring, Schreiben vom 24.4.1957, DGN-Archiv Ordner DGN Historie.

  49. 49.

    Gerhard Döring an Paul Vogel, Schreiben vom 26.4.1957, DGN-Archiv Ordner DGN Historie.

  50. 50.

    Deutsche Gesellschaft für Neurologie an Facharztausschuss der Arbeitsgemeinschaft der Westdeutschen Ärztekammern, Schreiben vom 12.5.1957, DGN-Archiv Ordner DGN Historie.

  51. 51.

    Auszug aus der Niederschrift über die Sitzung der Ständigen Konferenz der Facharztausschussvorsitzenden der Landesärztekammern am 15. Mai 1957, DGN-Archiv Ordner DGN Historie.

  52. 52.

    Ohnesorg an Gerhard Döring, Schreiben vom 27.5.1957, DGN-Archiv Ordner DGN Historie.

  53. 53.

    Georges Schaltenbrand war 1953/54 Präsident der DGN. Zwischen 1967 und 1979 war er ihr Ehrenvorsitzender. Vgl. https://dgn.org/component/tlpteam/team/georg-schaltenbrand-1897-1979.

  54. 54.

    Georges Schaltenbrand, zitiert in: Unbekannt an Eberhard Bay, Schreiben vom 18.1.1958, DGN-Archiv Ordner DGN Historie.

  55. 55.

    Unbekannt an Eberhard Bay, Schreiben vom 18.1.1958, DGN-Archiv Ordner DGN Historie.

  56. 56.

    Vgl. Zutt, Psychiatrie und Neurologie, S. 1.

  57. 57.

    Protokoll der Vorstandssitzung der DGPN am 17.11.1961, Hervorhebungen im Original, DGPPN-Archiv Ordner 1 C. Hervorhebung im Original.

  58. 58.

    DGPN an Dekane der medizinischen Fakultäten in Gießen und Göttingen, Schreiben vom 2.11.1961, DGPPN-Archiv Ordner 1 N, Hervorhebungen im Original.

  59. 59.

    Werner Scheid an Heinrich Kranz, Schreiben vom 3.5.1962, DGPPN-Archiv Ordner 1 N.

  60. 60.

    Kurt Kolle, geboren in Südafrika, aufgewachsen in der Schweiz und bis zum Ersten Weltkrieg britischer Staatsbürger. Es folgten Medizinstudium, Promotion und Habilitation. Seit 1926 arbeitete er in Kiel bei Georg Stertz (1878–1959). Er war Pazifist, überzeugter Demokrat und wurde wegen seiner offenen Ablehnung des Nationalsozialismus bereits im März 1933 von seinen Lehrverpflichtungen beurlaubt und bald darauf gekündigt. Im Mai 1934 wurde er aus der Gesellschaft Deutscher Nervenärzte ausgeschlossen. Im selben Jahr veröffentlichte er einen Artikel, in dem er sich eindeutig gegen die von den Nationalsozialisten propagierte Euthanasie positionierte. Nach weiteren Schwierigkeiten mit den neuen Machthabern trat Kolle in die NSDAP ein, wurde zum Professor in Frankfurt am Main berufen, leitete eine Zweigstelle des Deutschen Instituts für Psychologische Forschung und Psychotherapie und wurde Beratender Psychiater der Wehrmacht. Im Entnazifizierungsverfahren wurde er aufgrund belegter antifaschistischer Grundhaltung und Aktionen entlastet. 1952 wurde er auf den Lehrstuhl für Psychiatrie und Neurologie in München berufen. Später wurde er dort auch Direktor der Universitäts-Nervenklinik. Kurt Kolle beschäftigte sich in der Nachkriegszeit frühzeitig mit Fragen der „Wiedergutmachung“ an Zwangssterilisierten. Vgl. Kolle, Opfer der nationalsozialistischen Verfolgung 1958; zum Lebenslauf vgl. Uhlig, Vertriebene Wissenschaftler 1991.

  61. 61.

    Vgl. Heinrich Kranz an Kurt Kolle, Schreiben vom 19.5.1962, DGPPN-Archiv Ordner 1 N.

  62. 62.

    Zu diesem Zeitpunkt Leiter des MPI für Hirnforschung und der Städtischen Krankenanstalt Köln-Merheim. Zülch hatte sich frühzeitig für Ideen des Nationalsozialismus begeistert, war Mitglied in der SA (1933) und der NSDAP (1937) geworden. Vgl. Martin/Fangerau/Karenberg, zwei Lebensläufe 2020. Zur Position Zülchs in der DGN vgl. Bewermeyer/Mennel, Klaus Joachim Zülch 2006, S. 57 f. Hier wird jedoch vor allem seine Vortragstätigkeit auf den Kongressen thematisiert. Seine Vorstandstätigkeit wird nicht erwähnt.

  63. 63.

    Heinrich Kranz an Kurt Kolle, Schreiben vom 19.5.1962, DGPPN-Archiv Ordner 1 N.

  64. 64.

    Ebd.

  65. 65.

    Klaus Joachim Zülch an Heinrich Kranz, Schreiben vom 26.5.1962, DGPPN-Archiv Ordner 1 N.

  66. 66.

    Zutt, Psychiatrie und Neurologie, S. 1.

  67. 67.

    Ebd., S. 3.

  68. 68.

    Ebd., S. 4 und S. 5, Hervorhebung im Original.

  69. 69.

    Ebd., S. 5. Zur Frankfurter Klinik und auch zur dortigen Tätigkeit von Caspar Kulenkampff vgl. Schönknecht, Verstehende Anthropologie 1999, S. 33 sowie Plan für das Frankfurter „Nervenzentrum“ 1963/64, Broschüre (unter Leitung von Jürg Zutt erstellt), UAF Abt. 14, Nr. 2156.

  70. 70.

    Zutt, Psychiatrie und Neurologie, S. 6.

  71. 71.

    Ebd.

  72. 72.

    Vgl. Panse, Psychiatrie, Neurologie und die Psychiatrischen Krankenhäuser 1962, Zitate S. 242–245, Hervorhebung im Original.

  73. 73.

    Robert Charles Behrend (1920–1996), Heinz Gänshirt (1919–1991), Otto Hallen (1921–2006), Dieter Janz (1920–2016) und Heinrich Kalm (1915–1981). Die Autoren sollten in den darauffolgenden Jahren wichtige Positionen im DGN-Vorstand besetzen.

  74. 74.

    Behrend u. a., Neurologie und Psychiatrie 1962, S. 245–247.

  75. 75.

    Ebd., S. 246 und 247.

  76. 76.

    Ebd., S. 248.

  77. 77.

    Hanns Hippius, damals wissenschaftlicher Assistent und Oberarzt an der Klinik für Psychiatrie der FU Berlin und kurz vor seiner Habilitation in Psychiatrie und Neurologie stehend, amtierte später in der entscheidenden Phase der Psychiatrie-Enquete als Präsident der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie und Nervenheilkunde. Karl Peter Kisker arbeitete an der Heidelberger Psychiatrischen Universitätsklinik und hatte dort 1959 habilitiert. 1966 zum psychiatrischen Ordinarius an die Medizinische Hochschule Hannover berufen, richtete er dort eine Abteilung Sozialpsychiatrie ein und leitete diese ab 1974. Caspar Kulenkampff, damals Leitender Oberarzt der Psychiatrischen Klinik der Universität Frankfurt, hatte zuvor unter Jürg Zutt habilitiert. 1970 übernahm Caspar Kulenkampff den Vorsitz der Kommission zur Erstellung einer Psychiatrie-Enquete. Werner Janzarik war kurz zuvor habilitiert worden. Er arbeitete zwischen 1951 und 1974 als Oberarzt und Leiter der Forensischen Sektion der Universität Mainz. 1974 wurde er Nachfolger von Walter Ritter von Baeyer als Direktor der Psychiatrischen Universitätsklinik Heidelberg. Walter Bräutigam war kurz vor dem Veröffentlichungszeitpunkt des zitierten Artikels für eine Arbeit über „Psychotherapie aus anthropologischer Sicht“ in Heidelberg habilitiert worden, wo er an der von Alexander Mitscherlich geleiteten Abteilung für Psychosomatische Medizin arbeitete.

  78. 78.

    Bente u. a., Psychiatrie – Neurologie 1962, S. 274.

  79. 79.

    Ebd.

  80. 80.

    Ebd., S. 274 und 275.

  81. 81.

    Zutt, Psychiatrie und Neurologie 1962, S. 276 und 277.

  82. 82.

    Vogel, Anspruch und institutionelle Stellung 1964, S. 148, 150–152.

  83. 83.

    Vgl. Schaltenbrand, Neurologie und Psychiatrie 1964, S. 174 f.

  84. 84.

    Zutt, Psychiatrie und Neurologie 1964, S. 175 und 176.

  85. 85.

    Vgl. Pantel, Neurologie, Psychiatrie und Innere Medizin 1995, S. 96.

  86. 86.

    Vgl. Eisenberg, Emanzipation und Integration 2007, S. 51. 1988 wurde der „Facharzt für Neurologie und Psychiatrie“ kurzzeitig abgeschafft, bevor er 1992 wieder eingeführt wurde. Vgl. Pantel, Neurologie, Psychiatrie und Innere Medizin 1995, S. 96.

  87. 87.

    Vgl. Stellungnahme der DGPN zur Überarbeitung der Empfehlungen des Wissenschaftsrats zur Struktur und zum Ausbau der medizinischen Forschungs- und Ausbildungsstätten aus dem Jahre 1968, neu abgedruckt 1974, S. 6, DGPPN-Archiv Ordner 1 T.

  88. 88.

    Protokoll der Konferenz der Fachvertreter der DGPN vom 7.6.1974, DGPPN-Archiv Ordner 1 R.

  89. 89.

    Vgl. Bauer, Deutsche Gesellschaft für Neurologie 1982, S. 53.

  90. 90.

    Ebd., S. 54.

  91. 91.

    Groß, Jenseits des Limes 1996, S. 58.

  92. 92.

    Protokoll über die Tagung der Medizinisch-wissenschaftlichen Gesellschaft für Psychiatrie und Neurologie an der Karl-Marx-Universität Leipzig am 8. Dezember 1956 in Leipzig, a.a.O., S. 255.

  93. 93.

    Karl Leonhard an Friedrich Panse, Schreiben vom 12.12.1959, Archiv der Humboldt-Universität zu Berlin 03.011/6, Bd. 2.

  94. 94.

    Vgl. Johannes Franz Suckow an Alexander Mette, Schreiben vom 1.3.1958, BA Berlin DQ 1/2661; Schwarz an Leonhard, Schreiben vom 15.11.1957, Archiv der Humboldt-Universität zu Berlin 03.011/6, Bd. 1.

  95. 95.

    Karl Pönitz wurde in Leipzig geboren, studierte in seiner Geburtsstadt Medizin, Philosophie, Geschichte und Rechtswissenschaften. Nach Praktika an den Universitätskliniken in Hamburg-Eppendorf und München wurde er 1913 promoviert. Nachdem Pönitz im Ersten Weltkrieg als Arzt in Polen und Galizien sowie im Reservelazarett Halle an der Saale eingesetzt wurde, habilitierte er sich 1921 an der Universität Halle-Wittenberg und wurde Oberarzt an der dortigen Universitätsnervenklinik. 1925 wurde er zum außerordentlichen Professor berufen. Ab 1933 war Pönitz SA-Sturmarzt und Mitglied der NSDAP. 1935 wird er zum kommissarischen Leiter der Universitätsklinik Halle ernannt, zwei Jahre später wurde er im Gesundheitsamt der Stadt Halle zum Leiter der Abteilung Erb- und Rassenpflege. Zudem war er Obergutachter für Schwangerschaftsabbrüche sowie Erbgesundheitsfragen. Durch seine Tätigkeit als Inspekteur der Provinzial-Heilanstalten machte Pönitz sich mitverantwortlich am Tod von Patient/-innen in der Heilanstalt Altscherbitz. Im Oktober 1945 wurde er aufgrund dieser Tätigkeiten entlassen, arbeitete jedoch weiterhin für die Stadt und wurde 1946 als „tragbar“ eingestuft. Ab 1946 war er Mitglied der Liberaldemokratischen Partei. Vier Jahre später wurde er Ordinarius am Lehrstuhl für Psychiatrie und Neurologie in Halle, zudem wurde er 1958 zum Leiter der Universitätsnervenklinik ernannt. 1959 wurde er Mitglied der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina. Zwei Jahre später verließ er die DDR und zog nach Süddeutschland. Schon 1955 wurde vermutet, dass Pönitz „Obergutachter für Erbgesundheitsgerichte“ gewesen sei. In den Fokus des MfS geriet er aber, weil ihm Verbindungen zu einer ehemaligen Oberrichterin in Westberlin nachgesagt wurden, welche die Anerkennung „Politischer Ostflüchtlinge“ bearbeitete. Vgl. BStU-Archiv, MfS Hle AOP 255/55. Vgl. auch die Angaben in: Klee, Personenlexikon 2003, S. 466 f.; Hirschinger, Ausmerzung 2001; Martin-Luther-Universität Halle, Karl Pönitz, online unter: https://www.catalogus-professorum-halensis.de/poenitzkarl.html; Rennert u. a., Karl Pönitz 1988.

  96. 96.

    Pönitz, Neuropsychiatrie, Psychiatrie und Neurologie 1960, S. 282 und 283. Dies war eine für die DDR-Nervenheilkunde untypische Äußerung. Auch dieser fachliche Dissens mag dazu beigetragen haben, dass Karl Pönitz 1961 in die Bundesrepublik übersiedelte. Als Karl Leonhard 1968 versuchte, Karl Pönitz zum Ehrenmitglied der Gesellschaft für Psychiatrie und Neurologie der DDR ernennen zu lassen, wurde dieses Ansinnen von der Abteilung Wissenschaft des Ministeriums für Gesundheitswesen abgelehnt. Vgl. Lothar Rohland an Karl Leonhard, Schreiben vom 1.8.1968, BA Berlin DQ 1/23.708. Die Begründung des Vorstands gegenüber dem MfG in: Karl Leonhard an Lothar Rohland, Schreiben vom 28.6.1968, BA Berlin DQ 1/23.708.

  97. 97.

    Feudells Buchbesprechung zu Lemke/Rennert, Neurologie und Psychiatrie 1961, S. 159.

  98. 98.

    Ausnahmen waren die neurologische Klinik an der Universität Leipzig und der Lehrstuhl für Neurologie an der Universität Rostock. Eine Absage an die Einheit von Neurologie und Psychiatrie waren selbst diese nicht. Die Gründe für die Teilung des Rostocker Lehrstuhls für Psychiatrie und Neurologie waren überwiegend allgemeinpolitischer, aber nicht fachpolitischer oder wissenschaftlicher Natur. Zur Teilung der Rostocker Lehrstühle und zur Etablierung der Kinderpsychiatrie vgl. Universitätsarchiv Rostock: 1683 Med. Fak., Nervenklinik. Besetzung der Lehrstühle für Psychiatrie und Neurologie 1958–1960; Kumbier/Haack/Zettl, Fächerdifferenzierung 2009; Kumbier, Aufteilung 2019.

  99. 99.

    Vgl. Blätter zur Facharztausbildung Psychiatrie und Neurologie 1965, BA Berlin DQ 123/20 1 von 2. Allerdings gab es seit den späten 1960er Jahren insbesondere in der Neurologie zunehmend inhaltliche Schnittmengen mit anderen Disziplinen, die zur Institutionalisierung neuer Netzwerke führten. Ohne auf die Psychiatrie Rücksicht zu nehmen, gründeten sie kleinere Spezial-Gesellschaften. Vgl. Rohland/Spaar, Die medizinisch-wissenschaftlichen Gesellschaften 1973, S. 198 f.

  100. 100.

    Internes Dokument vom 25.10.1967, S. 1, DGN-Archiv Ordner DGN Historie. Der Autor des internen Papiers fasste die Lage stichpunktartig zusammen: „Die Nervenklinik der Charité Berlin wird von Professor Leonhard geleitet (Prof. mit Lehrstuhl für Neurologie und Psychiatrie). Die Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Neurologie der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg in Halle leitet Professor Dr. H. Renner (Lehrstuhlinhaber für Neurologie und Psychiatrie). In Jena leitet die Klinik für Psychiatrie und Neurologie Professor Dr. v. Keyserlingk (Lehrstuhlinhaber für Neurologie und Psychiatrie). Die Rostocker Nervenklinik ist geteilt in einen Lehrstuhl für Neurologie, den Prof. Dr. Sayk und Psychiatrie einschl. Kinderpsychiatrie, den Prof. Göllnitz inne hat. Die Nervenklinik der Karl-Marx-Universität Leipzig ist geteilt in einen Lehrstuhl für Psychiatrie = Professor Dr. Schwarz und in einen Lehrstuhl für Neurologie = Professor Dr. Feudell sowie einen Lehrstuhl für Neuropathologie = Professor Dr. Wünscher. Die Lehrstühle der neuropsychiatrischen Klinik der Medizinischen Akademie Dresden, Erfurt und Magdeburg sind nicht geteilt. Das neuropsychiatrische Fach wird in Dresden von Professor Dr. Lange, in Erfurt von Professor Heydrich und in Magdeburg von Professor Dr. Parnitzke vertreten. An der Medizinischen Akademie für Ärztliche Fortbildung Berlin-Lichtenberg besteht auch ein Lehrstuhl für Neurologie und Psychiatrie (Lehrstuhlinhaber: Professor Dr. Quandt).“ Ebd. (Namensschreibfehler im Original – sie sind ein Anzeichen für die geringe Kenntnis der Personen untereinander).

  101. 101.

    Vgl. Bericht über den Kongreß der Gesellschaft für Psychiatrie und Neurologie der DDR 1969, abgedruckt 1970, S. 428, zitiert hier Erwin Ringel (1921–1994) aus Wien.

  102. 102.

    So etwa in Müller Hegemann, reaktive Psychosen 1970, S. 172.

  103. 103.

    Vgl. Eisenberg, Emanzipation und Integration 2007, S. 51 f.

  104. 104.

    Schmuhl, GDNP 2016, S. 35.

  105. 105.

    Ebd., Hervorhebungen im Original. Hier mit Bezug auf Roelcke, Verwissenschaftlichungen 2008, S. 146.

  106. 106.

    Vgl. Schmuhl, GDNP 2016, S. 35, Zitate ebd.; Roelcke, Verwissenschaftlichungen 2008, S. 138–140.

  107. 107.

    Vgl. Schmuhl, GDNP 2016, S. 35. Zu den Hauptgründen für diese Entwicklung vgl. ebd., S. 35 f. Zur Frühgeschichte der Psychotherapie vgl. Roelcke, Verwissenschaftlichungen 2008, S. 142 f.; Schröder, Fachstreit 1992; Geuter/Ash, Geschichte der deutschen Psychologie 1985.

  108. 108.

    Zum Deutschen Verband für psychische Hygiene vgl. Roelcke, Verwissenschaftlichungen 2008, S. 135 f.; Schmuhl, GDNP 2016, S. 31–35. Zum Ersten Allgemeinen Ärztlichen Kongreß für Psychotherapie 1926 in Baden-Baden vgl. Zeller, Psychotherapie in der Weimarer Zeit 2001.

  109. 109.

    Zu den psychotherapeutischen Organisationen vor 1933 vgl. Lockot, Erinnern und Durcharbeiten 1985, S. 39–52.

  110. 110.

    Vgl. Zeller, Psychotherapie 2001; Schröder, Fachstreit 1995; Schmuhl, GDNP 2016, S. 35. Ernst Kretschmer legte am 6.4.1933 sein Amt als Vorsitzender der Allgemeinen Ärztlichen Gesellschaft für Psychotherapie nieder. Vgl. Lockot, Erinnern und Durcharbeiten 1985, S. 74–79.

  111. 111.

    Vgl. Schilder, Psychiatrie auf psychoanalytischer Grundlage 1925, neu abgedruckt 1973.

  112. 112.

    Vgl. Roelcke, Verwissenschaftlichungen 2008, S. 140–143; Cocks, Psychotherapy 1985, Lockot, Erinnern und Durcharbeiten 1985, S. 188–212.

  113. 113.

    Vgl. hierzu Lück/Guski-Leinwand, Geschichte der Psychologie 72014, S. 15 f. Hier auch genaue Personalzahlen. Die Heeres- und Luftwaffenpsychologie wurde 1942 zwar aufgelöst, das lag aber nicht an einem Verlust an Wertschätzung für die psychologische Expertise, sondern daran, dass angesichts des Kriegsverlaufes eine differenzierte individuelle Prognose der Wehrdiensttauglichkeit und der Eignung nicht mehr sinnvoll erschien. Vgl. ebd., S. 17.

  114. 114.

    Vgl. Geuter, Professionalisierung 1988. Der Vorstand der Deutschen Gesellschaft für Psychologie zeichnete sich beim Ausschluss seiner jüdischen Mitglieder in typischer Weise durch vorauseilenden Gehorsam aus. Vgl. Lück/Guski-Leinwand, Geschichte der Psychologie 72014, S. 13–18; Hanrath, Anstaltspsychiatrie 2002, S. 307 f. Zur Vertreibung der jüdischen Psychotherapeuten und Psychoanalytiker aus den Fachgesellschaften vgl. Lockot, Reinigung der Psychoanalyse 2013, S. 34–45 sowie in methodischer Hinsicht Lockot, Erinnern und Durcharbeiten 1985, S. 309.

  115. 115.

    Vgl. Roelcke, Verwissenschaftlichungen 2008, S. 138–140; Lück/Rothe, Fach ohne Geschichte 2018, S. 6–9.

  116. 116.

    Zu Göring vgl. Lockot, Erinnern und Durcharbeiten 1985, S. 79–87.

  117. 117.

    Die Allgemeine Ärztliche Gesellschaft für Psychotherapie schloss sich stattdessen 1935 einer neuen Dachorganisation, der Neuen Deutschen Heilkunde, an. Zu den Auseinandersetzungen mit der GDNP vgl. Lockot, Erinnern und Durcharbeiten 1985, S. 248–261.

  118. 118.

    Vgl. Schmuhl, GDNP 2016, S. 72–77.

  119. 119.

    Dies stieß auf energischen Widerstand Ernst Kretschmers. Vgl. Schmuhl, Psychiatrie und Politik 2013, S. 150.

  120. 120.

    Vgl. Schmuhl, GDNP 2016, S. 268, Zitat ebd. Vgl. auch ebd., S. 164–167. Zum Umgang mit der 1940 gegründeten Deutschen Gesellschaft für Kinderpsychiatrie und Heilpädagogik vgl. Schmuhl, Psychiatrie und Politik 2013, S. 150–152.

  121. 121.

    Schmuhl, Psychiatrie und Politik 2013, S. 150.

  122. 122.

    Katzenstein, Psychologen im Krankenhaus für Psychiatrie 1957, S. 180.

  123. 123.

    Vgl. Geyer, Ostdeutsche Psychotherapiechronik 2011, S. 31.

  124. 124.

    Die Fachzeitschrift Psychiatrie, Neurologie und medizinische Psychologie weist, anders als die Zeitschrift Das Deutsche Gesundheitswesen, ein größeres Meinungsspektrum zu diesem Thema auf. Im Deutschen Gesundheitswesen publizierte von den maßgeblichen Autoren vor allem Müller-Hegemann, der so seine Ansichten einem weitgefassten Leserkreis unterbreitete.

  125. 125.

    In den 1950er Jahren entwickelten sich die ersten Psychotherapieabteilungen überwiegend im stationären Sektor, im ambulanten Bereich waren sie eine Ausnahme. Durch ihre Spezialisierung auf die Neurosenbehandlung grenzten sich die Psychotherapieabteilungen von der Psychiatrie ab. Die Entwicklung der Psychotherapie wurde durch die Pawlow´sche Schlaftherapie – im Grunde die psychotherapeutische Anwendungsform des Pawlowismus – beeinflusst, doch blieben die Auswirkungen des Pawlowismus auf die in der Versorgungspraxis arbeitenden Psychotherapeuten gering. Auch in theoretischer Hinsicht erfolgten wohl eher nur vordergründige Anpassungen an das neue Paradigma, wurden ansonsten aber die Traditionen aus der deutschen ärztlichen Psychotherapie und der psychosomatischen Medizin weitergeführt. Vgl. Geisthövel/Hitzer, Gezeiten der Anerkennung 2019, S. 182–184; Geyer, Überblick 2011, S. 28 und S. 89; Weise, Psychotherapie in der Psychiatrie 1990, S. 290. Zum Lebensweg Klaus Weises, insbesondere auch zur Arbeit in Rodewisch vgl. die Erinnerungen: Weise, Ohne Titel 2006.

  126. 126.

    Hellmuth Kleinsorge: Internist, Direktor der Medizinischen Poliklinik in Jena, anschließend ärztlicher Direktor des Bezirkskrankenhauses Schwerin. Unter seiner Leitung wurde 1953 an der Medizinischen Poliklinik der Universität Jena ein Klinisches Pawlow-Zentrum gegründet.Kleinsorge war wichtig für die Einführung der Schlaftherapie, die auf Pawlows Ideen basierte. Die Fachkommission für Fragen der medizinischen Wissenschaft beim ZK kritisierte Kleinsorge trotzdem als „Psychosomatiker“. In der oben angesprochenen Zeit organisierte Kleinsorge für Internisten mehrtägige Einführungskurse in die Psychotherapie. 1956 fand bereits der fünfte dieser Kurse statt, 1960 der achte. 1968 floh Kleinsorge in die Bundesrepublik, nach Tätigkeiten in der Industrie wurde er schließlich auf eine Professur an der Fakultät für Klinische Medizin Mannheim der Universität Heidelberg berufen. Vgl. Ernst, Prophylaxe 1997, S. 316–326 sowie die Berichte über seine Kurse in der Fachzeitschrift.

  127. 127.

    Für ihn war die „Persönlichkeitserfassung“ nicht nur „Hauptaufgabe des Medizinpsychologen“, sondern eines „jeden Arztes“. Eine ärztliche Behandlung sei „ohne Kenntnis der Persönlichkeit des Kranken (…) nicht denkbar“. Destunis, Neue Wege der medizinischen Psychologie 1951, S. 49 und 53. Vgl. auch Destunis, Einführung 1955.

  128. 128.

    Müller-Hegemann, rationale Psychotherapie 1952. Vgl. auch Müller-Hegemann, Zwei Wege 1951; Müller-Hegemann, Psychotherapie bei schizophrenen Prozessen 1952. Auch auf den Tagungen anderer Regionalgesellschaften für Psychiatrie und Neurologie wurden Vorträge über Psychotherapie gehalten. Aufgrund Müller-Hegemanns Position als Vorsitzender der Leipziger Regionalgesellschaft befassten sich aber die Tagungen der Regionalgesellschaft Leipzig überproportional oft mit Themen der Psychotherapie und der Psychohygiene. 1957 veröffentlichte Müller-Hegemann das erste Psychotherapielehrbuch der DDR. Vgl. Müller-Hegemann, Leitfaden 1957.

  129. 129.

    Müller-Hegemann, rationale Psychotherapie 1952, S. 284.

  130. 130.

    Protokoll der Sitzung der Medizinisch-wissenschaftlichen Gesellschaft für Psychiatrie und Neurologie an der Karl-Marx-Universität Leipzig am 18. Februar 1956, S. 221 (zitiert hier: Müller-Hegemann).

  131. 131.

    Kleinsorge, Psychotherapie und Innere Medizin 1952, S. 366.

  132. 132.

    Aufschlussreich hierzu: Wierling, Geboren im Jahr Eins 2002.

  133. 133.

    Müller-Hegemann, rationale Psychotherapie 1952, S. 284.

  134. 134.

    Utitz verlor 1933 auf Basis des Gesetzes zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums seine Professur an der Universität Halle, Übersiedlung nach Prag, 1942 ins Ghetto Theresienstadt deportiert, nach dem Ende des Krieges Professor in Prag.

  135. 135.

    Utitz, Grundsätzliche Bemerkungen 1952, S. 248 und 249.

  136. 136.

    Ebd., S. 250 f.

  137. 137.

    In gewisser Weise lassen sich die wiedergegebenen Beiträge auf der Leipziger Tagung im Dezember 1956 als Antwort auf einen schon zuvor verfassten, aber erst anschließend veröffentlichten Artikel von Alfred Katzenstein in Psychiatrie, Neurologie und medizinische Psychologie lesen, in dem dieser eine stärkere Stellung der Psychologen in der klinischen Behandlung eingefordert hatte. Vgl. Katzenstein, Psychologen im Krankenhaus 1957. Der Psychotherapeut Alfred Katzenstein (1915–2000) war Anfang der 1930er Jahre in jüdischen und sozialistischen Jugendgruppen aktiv gewesen. 1933 wurde er, nachdem er aus Holland mitgebrachte Broschüren über den Reichstagsbrand verteilte, von der Gestapo verhaftet. Aufgrund des Einflusses seiner Eltern kam er nach kurzer Zeit wieder frei und floh, noch bevor er sein Abitur abschließen konnte, nach Frankreich, von wo er wegen politischer Aktivitäten nach Belgien und schließlich in die Niederlande ausgeliefert wurde. Im Spanischen Bürgerkrieg kämpfte Katzenstein in der internationalen Brigade auf Seiten der Spanischen Republik. Zurück in Frankreich wurde er inhaftiert und kam in die Internierungslager in St. Cyprien, Gurs, Vernet und Les Milles, bis es ihm gelang, 1941 in die USA zu emigrieren. Erstmals wieder nach Europa zurück kehrte Katzenstein 1943 als Teil der Counter Intelligence Corps der US-amerikanischen Streitkräfte. Nach dem Krieg ließ sich Katzenstein in den USA in Sozialpädagogik und Psychologie ausbilden. 1954 siedelte er mit seiner Familie zunächst in die Niederlande und noch im selben Jahr in die DDR über. Anfänglich hatte er aufgrund seiner in den USA erworbenen akademischen Titel Schwierigkeiten, Fuß zu fassen. Er arbeitete zunächst im Bezirkskrankenhaus für Psychiatrie und Neurologie in Brandenburg, vier Jahre später wurde er Chefpsychologe in den Heilanstalten Berlin-Buch. Von 1963 bis 1965 habilitierte er sich bei Hans Hiebsch (1922–1990) in Jena. 1973 wurde er zum Professor für Klinische Psychologie berufen. Katzenstein war regelmäßiger Gast auf internationalen Konferenzen, 1971 wurde er Beauftragter für die Internationale Arbeit der GÄP. Vgl. Bernhardt, Freud-Rezeption 2000; Breyvogel, Widerstand im Westen; Geyer, Psychotherapie in Ostdeutschland 2011, S. 241 – 255; Lück, Katzenstein 2015; Ostow, Jews in East Germany 1989.

  138. 138.

    Vgl. Protokoll über die Tagung der MWGPN an der Karl-Marx-Universität Leipzig am 8. Dezember 1956 in Leipzig, in: Psychiatrie, Neurologie und medizinische Psychologie 8 (1957) S. 253–258, hier S. 253, die folgenden Zitate S. 254.

  139. 139.

    Vgl. ebd., Zitate ebd. Der Psychiater und Musiktherapeut Harro Wendt (1918–2006) lehnte indes eine „primitive Vulgärpsychologie“ ab, weil sie „in der Hand manches Arztes den Kranken oft mehr schadet als nützt“. Eine „reine Behandlung nur vom Geistigen und Emotionalen her“ sei nur vertretbar, „wenn Fehlhandlungen oder Fehlleistungen ganz rein vorliegen und sofort aus äußeren Einwirkungen abgeleitet werden können, über das einfühlbar Übliche bei anderen Menschen in gleicher Situation nicht hinausgehen und mit keinen auffälligen körperlichen Begleitsymptomen einhergehen“. Auf diesem Feld des psychisch Auffälligen betreibe man aber auch nicht mehr „eigentliche Psychotherapie, sondern Pädagogik, Menschenführung, – Verfahren, die auch der Arzt zuweilen anwenden muß“. Alles was darüber hinausgehe, gehöre „in die Hand des (…) psychologisch gebildeten Arztes“. Wendt, Wesen der Behandlung 1957, S. 166–168.

  140. 140.

    Hans Szewczyk: Studium der Medizin und der Psychologie an der Humboldt-Universität zu Berlin, Assistent am Institut für Psychologie bei Kurt Gottschaldt, Habilitation bei Karl Leonhard an der Nervenklinik der Charité. Ab 1961 Leiter der Abteilung für forensische Psychiatrie und Psychologie an der Charité. Als Sachverständiger war er auch an der Neufassung des Strafgesetzbuches der DDR von 1968 beteiligt. 1974 Berufung auf den Lehrstuhl der Humboldt-Universität für Forensische Psychiatrie. Vorstandstätigkeit in der Gesellschaft für Ärztliche Psychotherapie der DDR.

  141. 141.

    Vgl. Protokoll über die Tagung der MWGPN an der Karl-Marx-Universität Leipzig am 8. Dezember 1956 in Leipzig.

  142. 142.

    Ebd., S. 254 f.

  143. 143.

    Klumbies war 1960 Gründungsmitglied der Gesellschaft für Ärztliche Psychotherapie der DDR und ihr langjähriger Schriftführer. Seine Tätigkeit in Jena dargestellt in: Geyer, Psychotherapie in Ostdeutschland 2011, S. 63–66.

  144. 144.

    Vgl. Protokoll über die Tagung der MWGPN an der Karl-Marx-Universität Leipzig am 8. Dezember 1956 in Leipzig, S. 256.

  145. 145.

    Vgl. Barthel/Schwarz, Zusammenarbeit 1957, S. 171–174, Zitate S. 169 f. und S. 174.

  146. 146.

    Ebd.

  147. 147.

    Die Sektion Psychotherapie für die Praxis stand zunächst unter wissenschaftlicher Leitung von Müller-Hegemann.

  148. 148.

    Bericht über den Kongreß der Gesellschaft für Psychiatrie und Neurologie der DDR 1970, S. 433.

  149. 149.

    Zu Christa Kohler vgl. Steinmetz/Himmerich/Steinberg, „Kommunikative Psychotherapie“ 2018.

  150. 150.

    Zu Höck vgl. Malisch, Aufstand 2019.

  151. 151.

    Alle Zitate aus: Christa Kohler und Kurt Höck an Lothar Rohland, Schreiben vom 4.6.1971, BA Berlin DW 101/481c.

  152. 152.

    Vgl. Vereinbarung zwischen dem Redaktionskollegium der Zeitschrift Psychiatrie, Neurologie und medizinische Psychologie und den medizinisch-wissenschaftlichen Fachgesellschaften, Protokolle der Sitzung des Redaktionskollegium der Zeitschrift Psychiatrie, Neurologie und medizinische Psychologie am 21.4.1972, beide in: BA Berlin DQ 101/481c, Zitate ebd.

  153. 153.

    Vgl. Geyer, Überblick 2011, S. 243 f.; Thom, Voraussetzungen 1975, S. 94. Zur Geschichte der Psychoanalyse in der DDR vgl. Bernhardt/Lockot, Mit ohne Freud 2000; Koraus, Freuds Weg nach Osten 2000.

  154. 154.

    Mette, Sigmund Freud 1956. Es blieb die einzige Freud-Biografie, die jemals in der DDR erschien.

  155. 155.

    Kohler, wissenschaftstheoretische Situation der Psychotherapie 1972, S. 9 und S. 17 f., Zitate ebd.

  156. 156.

    Bernhardt, Freud-Rezeption 2000, S. 447.

  157. 157.

    Vgl. Weise, Psychotherapie in der Psychiatrie 1990, S. 291–299, Zitate S. 292, 294, 299.

  158. 158.

    In der DDR war es für Ärzte mit einem Interesse für Psychotherapie und Psychosomatik sinnvoller, sich der Inneren Medizin zuzuwenden. Hier boten sich bessere Karrierechancen als in der Psychiatrie. Vgl. Geyer, Überblick 2011, S. 28.

  159. 159.

    Vgl. Groß, Jenseits des Limes 1996, S. 202 f.

  160. 160.

    Protokoll über die Sitzung des erweiterten Vorstandes der GDNP am 23.9.1949, DGPPN-Archiv Ordner 1 C.

  161. 161.

    Vgl. Stöckel, Psychotherapie als Reformbewegung 2013; Goltermann, Verletzte Körper 1999; Jahrreis, Frage einer nichtmedizinischen Psychotherapie 1950, S. 374.

  162. 162.

    Ewald, Grenzen der Psychotherapie 1952. Hierzu vgl. auch Stöckel, Psychotherapie als Reformbewegung 2013, S. 320 f. Dabei, und das ist wichtig, wurde in Deutschland die experimentelle Psychologie als weitgehend überholt und überwunden angesehen. Psychologieprofessoren sprachen daher nicht selten auch abwertend über die Anfang der 1950er Jahre in den USA dominierende experimentelle Psychologie. Erst Anfang der 1960er Jahre – beginnend mit dem XVI. Internationalen Kongress für Psychologie, der 1960 in Bonn stattfand – änderte sich dies. Vgl. Lück/Guski-Leinwand, Geschichte der Psychologie 72014, S. 18 f.

  163. 163.

    Zutt, Zur Frage der praktischen Betätigung der Psychologen 1950, S. 375. Er warnte davor, eigene Institutionen und Stellen für Psychologen zu schaffen, „nur um den Lärm zu beschwichtigen“. Ebd., S. 376. Zutt äußerte sich schon seit längerem kritisch im Nervenarzt zu Grundannahmen und zu den Belegen der Wirksamkeit der Psychotherapie. Vgl. Zutt, Über die gegenwärtige Situation der Psychotherapie 1963, ursprünglich 1935; Zutt, Psychotherapeutische Probleme 1963, ursprünglich 1948.

  164. 164.

    Dabei standen nicht Gesundheitspolitik und Justiz im Zentrum der Kritik, sondern die Psychiater selbst. Vgl. Noack, Kaninchen und Giftschlangen 2006.

  165. 165.

    Vgl. Gerst, Ärztliche Standesorganisation 2004, S. 136–138; Stöckel, Psychotherapie als Reformbewegung 2013, S. 310–312.

  166. 166.

    Dies geschah, ohne sich mit den medizinischen Fakultäten oder den medizinischen Fachverbänden – die allerdings auch noch nicht handlungsfähig waren – abzustimmen. Vgl. Gerst, Ärztliche Standesorganisation 2004, S. 136.

  167. 167.

    Vgl. ebd., S. 137.

  168. 168.

    Vgl. Brink, Grenzen der Anstalt 2010, S. 368.

  169. 169.

    Protokoll über die Sitzung des erweiterten Vorstandes der GDNP am 23.9.1949, DGPPN-Archiv Ordner 1 C.

  170. 170.

    Vgl. Wagner, Gedanken zum Münchner Psychologenkongress 1950; von Baeyer, Anmerkungen 1950. Ein Jahr später dann auch nochmals Küppers, Bemerkungen 1951; Meyerhoff, Der Psychologe in der Klinik- und Anstaltspraxis 1950; Zutt, Zur Frage der praktischen Betätigung der Psychologen 1950; Hector, Die gemäßigte Psychologie 1950; Wagner, Fazit 1951. Interessanterweise war es dann Wagner selbst, der sich in einer Auseinandersetzung mit Ernst Kretschmers Lehrbuch „Medizinische Psychologie“ im nachfolgenden Heft noch einmal zu Wort meldete. Wagner, Wo steckt der Wind, wenn er nicht weht? 1951. Zudem hatte Anfang 1951 Johannes Heinrich Schultz anhand einer biografischen Skizze von Oskar Vogt über die Geschichte der medizinischen Psychologie in Deutschland berichtet. Schultz, Oskar Vogt 1951. Zur Diskussion im Nervenarzt vgl. auch Hanrath, Anstaltspsychiatrie 2002, S. 308–310.

  171. 171.

    Hector, Die gemäßigte Psychologie 1950, S. 374.

  172. 172.

    Wagner, Fazit 1951, S. 311.

  173. 173.

    Breitenwirksam dargelegt in einem Beitrag der Deutschen Medizinischen Wochenschrift: Kretschmer, Organisationsfragen 1950.

  174. 174.

    Protokoll über die Vorstandssitzung der GDNP am 25.9.1951, DGPPN-Archiv Ordner 1 C. Zur Geschichte der Ausbildungsinstitute vgl. Geisthövel/Hitzer, Gezeiten der Anerkennung 2019, S. 187–190.

  175. 175.

    Protokoll über die Vorstandssitzung der GDNP am 25.9.1951, DGPPN-Archiv Ordner 1 C. Zudem verwies Villinger auf die Notwendigkeit, die „wilden Erziehungsberatungsstellen“ einzudämmen. Ebd.

  176. 176.

    Vgl. Protokoll über die Vorstandssitzung der GDNP am 9.8.1952, DGPPN-Archiv Ordner 1 C.

  177. 177.

    Protokoll über die Vorstandssitzung der GDNP am 5.3.1955, DGPPN-Archiv Ordner 1 C. Auch im folgenden Jahrzehnt blieb umstritten, welche Zusatztitel zu führen waren. Der Zusatztitel „Psychotherapie“ wurde dabei nicht nur von Psychiatern kritisiert, sondern auch von Vertretern des autogenen Trainings. So schlug Johannes Heinrich Schultz (1884–1970) noch 1962 vor, dass durch „den Zusatz ,Psychoanalyse‘, kursmässig ausgebildete und erfahrene Allgemeinpsychotherapeuten durch den Zusatz ,Psychotherapie‘ und wirklich vollständig nach beiden Richtungen Ausgebildete durch die Bezeichnung ,Psychotherapie/Psychoanalyse‘ gekennzeichnet würden“. Stellungnahme Schultz zum Aufsatz „Rollenkonflikte im Beruf des Arztes“ von A. Mitscherlich, 1962, Alexander-Mitscherlich-Archiv, Na 7, 152.

  178. 178.

    DGPT-Rundschreiben 37 vom 25.9.1956, Alexander-Mitscherlich-Archiv, Allgemeine Korrespondenz, NA 7, 238.

  179. 179.

    Konkrete Weiterbildungsrichtlinien wurden auf dem Deutschen Ärztetag nicht beschlossen. Deren Regelung blieb den Fachgesellschaften überlassen. Mauz und Ehrhardt kamen daher nach der Abstimmung auf die DGPT-Vertreter zu und baten, an der Formulierung der geforderten Weiterbildungsrichtlinien beteiligt zu werden. Durch die Entscheidung der Delegiertenversammlung hatten sich die Verhandlungspositionen also deutlich verschoben. Vgl. DGPT-Rundschreiben 37 vom 25.9.1956, Alexander-Mitscherlich-Archiv, Na 7, 238.

  180. 180.

    Folgendes nach: Aktennotiz von A. Mitscherlich zu einer Besprechung über Fragen der Weiterbildung in der Psychotherapie am 28.2.1957, Alexander-Mitscherlich-Archiv Na 7, 238. Dort auch die folgenden Zitate in diesem Absatz.

  181. 181.

    Friedrich Mauz, ehemaliger Assistent Kretschmers, hatte bereits den der Psychotherapie vorbehaltenen Tag auf der Jahresversammlung der DGNP 1949 in Marburg geleitet. Während der Verhandlungen über die Baden-Badener Richtlinien war er sowohl Vorsitzender der DGPN als auch der AÄGP. Vgl. Lockot, Reinigung der Psychoanalyse 2013, S. 75; Becker, Bericht über die Jahresversammlung der deutschen Neurologen und Psychiater in Marburg 1949, S. 253.

  182. 182.

    Vgl. Ehrhardt, Neugestaltung der Facharztausbildung 1966, S. 90; Vgl. auch Protokoll der Vorstandssitzung der DGPN am 17.11.1961, DGPPN-Archiv Ordner 1 C.

  183. 183.

    DGPT an Ärztekammer Hamburg, Schreiben vom 4.8.1961, Alexander-Mitscherlich-Archiv, Na 7, 239.

  184. 184.

    Vgl. Protokoll der Konferenz der Direktoren der Neuropsychiatrischen Universitätskliniken des Bundesgebietes am 10.6.1960, DGPPN-Archiv Ordner 1 C. Vorgeschlagen wurden Bonn, Frankfurt am Main, Göttingen, Hamburg, Heidelberg, Freiburg, Kiel, Mainz, München, Münster und Tübingen.

  185. 185.

    DGPT an Ärztekammer Hamburg, Schreiben vom 4.8.1961, Alexander-Mitscherlich-Archiv, Na 7, 239.

  186. 186.

    Protokoll über die Vorstandssitzung der DGPN am 16.4.1969, DGPPN-Archiv Ordner 1 E.

  187. 187.

    Mit direktem Bezug auf Werner Schwidder: Heinrich Masuch an Alexander Mitscherlich, Schreiben vom 15.9.1962, Alexander-Mitscherlich-Archiv Na 7, 240.

  188. 188.

    J.P. Vogel im Auftrag von H. Becker an die Deutsche Kranken-Versicherungs-A.G., Schreiben vom 8.8.1962, Alexander-Mitscherlich-Archiv, Na 7, 239.

  189. 189.

    In ihm wurden Fragen der psychotherapeutischen Ausbildung behandelt und aktuelle Tendenzen der psychotherapeutischen Praxis verfolgt und besprochen. Unter Vorsitz von Bräutigam (Heidelberg) gehörten ihm bei seiner Gründung an: Annemarie Dührssen (Berlin, als Schriftführerin und stellvertretende Vorsitzende), Berghammer (Andernach), Henrich (Koblenz), Imhof (Heilbronn), Langen (Mainz), Meyer (Göttingen), Richter (Gießen), Schulte (Tübingen), Weitbrecht (Bonn) und Winkler (Gütersloh). Die ersten Beratungen behandelten die Standards der psychotherapeutischen Ausbildung. Die beiden psychotherapeutischen Gesellschaften (DGPT und AÄGP) beschlossen aufgrund des neukonstituierten Gremiums in der DGPN, den ersten und den stellvertretenden Vorsitzenden des Ausschusses bei den Sitzungen der Vorstands-Komitees zu Ausbildungsfragen als ständige Gäste einzuladen. Vgl. Bräutigam, Konstituierung und Tätigkeit des Ausschusses „Psychotherapie“ der DGPN 1969, S. 243. Hier auch Ausführungen zu den Standards in den verschiedenen psychotherapeutischen Ausbildungsrichtlinien. Die Vorsitzenden des DGPN-Ausschusses „Psychotherapie“ trugen zwar gelegentlich im Vorstand vor, bedauerlicherweise sind die Akten des Ausschusses aber nicht erhalten geblieben. Die Ergebnisse der Sitzungen sind zudem in den Protokollen der Vorstandssitzungen meist nur sehr knapp wiedergegeben. Die Konflikte zwischen den Fachgesellschaften sollte dann ein Verbindungsausschuss lösen helfen. Auch in diesem spielten Bräutigam und Dührssen eine wichtige Rolle. Annemarie Dührssen (1916–1988), DGPN-Mitglied, setzte sich als Psychoanalytikerin für die Verständigung von Psychiatrie und Psychoanalyse ein. Bräutigam hatte zusammen mit Alexander Mitscherlich in Heidelberg gearbeitet und publiziert. Er leitete ab 1968 die Psychosomatische Klinik in Heidelberg. Er betonte 1969, dass nach einer Zeit der „heftigsten Ausfälle gegen die Psychoanalyse“ jetzt doch spürbar ein Wandel in der Psychiatrie eingetreten sei. Bräutigam an Mitscherlich, Schreiben vom 6. Juni 1969, Alexander-Mitscherlich-Archiv Na 7, 21. Vgl. auch Bräutigam, Verhältnis 1986. Zum schwierigen Verhältnis zwischen Bräutigam und Alexander Mitscherlich vgl. Hoyer, Getümmel 2008, S. 443 f.

  190. 190.

    Noch im Mai 1975 berichtete Dührssen über die Stimmung im Weiterbildungsausschuss der DGPN: „Noch immer sei dort eine gewisse Reserve gegen den Facharzt festzustellen. Die Alternative einer Teilbereichsbezeichnung werde ebenfalls erwogen.“ Protokoll der Sitzung des Verbindungsausschusses DGPT/AÄGP vom 30.11.1974, DGPT-Archiv, Ordner 7; Protokoll der Sitzung des Verbindungsausschusses DGPT/AÄGP vom 3.5.1975, DGPT-Archiv, Ordner 7.

  191. 191.

    Vgl. Roelcke, Verwissenschaftlichungen 2008, S. 141. Erste Lehrstühle für klinische Psychologie gab es erst in den 1960er Jahren, erste Lehrbücher erst in den 1970er Jahren. Vgl. Lück/Guski-Leinwand, Geschichte der Psychologie 72014, S. 196 f.

  192. 192.

    Vgl. Sozialpsychiatrischer Dienst – Konzeption Rheinland-Pfalz, ca. 1974/75, DGPPN-Archiv Ordner: DGPN 1974/1975.

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Dörre, S. (2021). Zuständigkeitskonflikte. In: Zwischen NS-"Euthanasie" und Reformaufbruch. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-662-60878-4_8

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