Zusammenfassung
Männer sind insbesondere bei schweren Delikten krimineller als Frauen. So zeigt beispielsweise die Metaanalyse mehrerer Dunkelfeldstudien von (1990, S. 146), dass die mittlere Geschlechterrelation für Raub und Sachbeschädigung ungefähr bei eins zu drei liegt und für Körperverletzung etwa bei eins zu vier; bei leichten Delikten und bei sonstigem abweichenden Verhalten hingegen kann man keine Geschlechterunterschiede erkennen. Auch unter Tatverdächtigen, Verurteilten sowie Inhaftierten findet man das gleiche Bild: Die Anzahl der Frauen, die angezeigt, verurteilt oder inhaftiert werden, ist erheblich geringer als die der Männer. Nach den polizeilichen Kriminalstatistiken und Justizstatistiken Europas beträgt beispielsweise die durchschnittliche Geschlechterverteilung der Tatverdächtigen bei Körperverletzungsdelikten eins zu dreizehn. Unter den Verurteilten liegt sie bei eins zu vierzehn, und im Strafvollzug sind 33-mal so viel Männer wie Frauen wegen einer Körperverletzung inhaftiert (Council of Europe 2003, S. 65, 139 und 211). Insgesamt betrachtet gibt es im Hell- und Dunkelfeld deutliche geschlechtsspezifische Unterschiede (Bruhns u. Wittmann 2003, S. 41–63; Eisner u. Ribeaud 2003, S. 182–206; Franke 2000, S. 17–29; Schmölzer 2003, S. 58–64; Steffensmeier u. Allan 1996, S. 459–487).
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Hermann, D. (2009). Delinquenz und Geschlecht. In: Kröber, HL., Dölling, D., Leygraf, N., Sass, H. (eds) Handbuch der Forensischen Psychiatrie. Steinkopff. https://doi.org/10.1007/978-3-7985-1746-2_3
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