Werden psychische Erkrankungen in der Vergabe von Pflegestufen nach dem Pflegeversicherungsgesetz hinreichend berücksichtigt?

Zusammenfassung

Gegenstand der Studie ist die Zuerkennung von Pflegestufen nach dem Pflegeversicherungsgesetz. Der Pflegebedarf wurde mit dem Beurteilungsbogen zur Pflegebedürfigkeit von Senioren (BPS) abgeschätzt, der im Rahmen dieser Studie entwickelt wurde. Anonymität war sowohl bezüglich der Beurteiler als auch der beurteilten Personen gewährleistet. In die Studie konnten die Beurteilungen über N=1739 Senioren einbezogen werden, das Durchschnittsalter lag bei 82,5 Jahren. Die Entwicklung des Fremdbeurteilungsbogens BPS wird kurz beschrieben. Erfasst werden damit die faktorenanalytisch gesicherten Dimensionen (1) „Psychoorganisches Syndrom”, (2) „Körperbezogene Pflegebedürftigkeit”, (3) „Störungen der sozialen Kompetenz”, (4) „Aggressivität” und (5) „Depressivität”. Ein bedeutsamer Zusammenhang zwischen Pflegebedürftigkeit und Pflegestufenzuerkennung konnte lediglich für die Merkmalsausprägung auf der Skala (2) „Körperbezogene Pflegebedürftigkeit” mit einer Partialkorrelation von r=0,50 belegt werden. Mit Hilfe einer Clusteranalyse gelang die Aufteilung der Stichprobe in 6 Gruppen, für die gut beschreibbare Syndromprofile (BPS-Skalenprofile) gelten. Zugleich unterscheiden sich diese Gruppen graduell in ihrem Pflegebedarf. Eine Analyse der Pflegestufenzuerkennung in diesen Clustern ergab, dass auch psychische Beeinträchtigungen in der Pflegestufenzuerkennung Berücksichtigung finden. Gleichwohl gilt dies nur für den in die Studie einbezogenen Personenkreis der institutionell betreuten Senioren.

Summary

The object of our study is the evaluation of care needs of senior citizens and the adjustment of certain stage of care according to the German Health Care Act (“Pflegeversicherungsgesetz”). For assessment of care needs we developed a new rating scale (BPS). Factor analysis of the rating scale showed 5 dimensions: (1) “Psychoorganic Syndrome” (Dementia), (2) “Physical Care Needs”, (3) “Lack of Social Skills”, (4) “Aggressiveness” and (5) “Depression”. The sample size is N=1739, mean age 82.5 years. A statistically significant partial correlation of the extent of care needs as indicated by the stage of care described by BPS dimensions was found only for dimension (2) “Physical Care Needs” (r=0.50). Cluster analysis resulted in distribution of the whole sample into 6 discriminable groups, according to their syndrome specifity (BPS profiles). Additionally clusters are different regarding the severity of need for care. It is obvious, analyzing the adjustment of stages of care within clusters, that psychiatric relevant disturbances contribute substantially to this adjustment. Nevertheless this finding is valid only for aged people, who receive regular care by ambulant or home services, and can not be transfered to senior citizens cared by their families.