Zusammenfassung
Der Beitrag analysiert die Folgen von Arbeitslosigkeit für das Erwerbseinkommen nach dem Wiedereinstieg in Beschäftigung. Größenordnung und Veränderungen dieser Effekte im Lebensverlauf werden auf Basis vorhandener Untersuchungen und mittels eigener Analysen beschrieben. Letztere basieren auf Daten der Versicherungskontenstichprobe (VSKT) 2006 der Deutschen Rentenversicherung. Da sich bisherige Studien sowohl hinsichtlich der Abgrenzung der Stichprobe als auch bezüglich der verwendeten Verfahren der Kausalanalyse unterscheiden, wird die eigene Analyse altersgruppen- und geschlechterspezifischer Effekte auf Basis eines einheitlichen Datensatzes und mit unterschiedlichen Verfahren durchgeführt. Es zeigt sich, dass die Einkommens- sowie Lohneinbußen durch Arbeitslosigkeit mit dem Alter deutlich zunehmen. Die gesamten finanziellen Einbußen von Frauen sind insbesondere in der jüngsten Altersgruppe deutlich höher als die von Männern.
Abstract
The article analyses the consequences of unemployment for earned income after reentering employment. The magnitude of these effects and their changes over the life course are described on the basis of existing research as well as own empirical analyses. The latter are based on administrative data from the German Pension Insurance (Versicherungskontenstichprobe VSKT 2006). Since previous studies differ with regard to both, sample definitions and the applied methods of causal analysis, our own empirical analysis of age- and gender-specific effects is based upon various methods of analysis while using a common dataset. We can show that income and wage penalties due to unemployment increase significantly with age. Moreover, women’s overall financial losses are higher than men’s, especially in the youngest age group.
Notes
Zu ähnlichen Voraussagen kommen auch Theorien, die auf die Geschlossenheit von (innerbetrieblichen) Arbeitsmärkten rekurrieren (Doeringer und Piore 1971).
Hinzu kommt die explizite Berücksichtigung des Zeitraums, in welchem die Konsequenzen der Arbeitslosigkeit beobachtet werden.
Allerdings ergeben sich wichtige Unterschiede zwischen den verschiedenen Ein-kommensgruppen: Während Personen im niedrigsten Einkommensquartil sogar leicht gewinnen (+ 2 %), verlieren Personen in den oberen drei Einkommensquartilen im Mittel 17 %. Auf der Grundlage der Daten des Sozio-oekonomischen Panels (SOEP) konstatieren die Autoren wiederum einen allgemeinen Einkommensverlust von 3,3 %; Personen aus dem untersten Einkommensquartil verlieren 0,9 %, Personen im obersten Einkommensquartil verlieren 16 % ihrer Einkommenszuwächse.
Für Frauen scheinen hingegen die indirekten Lohneinbußen durch familienbedingte Erwerbsunterbrechungen deutlich gravierender zu sein als jene durch Arbeitslosigkeit (Beblo und Wolf 2003; Kasten 2008; Kunze 2002). Gangl und Ziefle (2009) beziffern die Einbußen unter Kontrolle der bisherigen Erwerbsbiographie auf 12,2 % (für 1965–1969 Geborene). Noch deutlich stärker als der Lohn sinkt das Erwerbseinkommen nach familienbedingten Erwerbsunterbre-chungen, was vor allem durch Teilzeitbeschäftigung von Müttern zu erklären ist (Ziefle 2004).
Im Gegensatz dazu sind die Einbußen durch Kindererziehungszeiten bei Frauen höher: So reduziert eine einjährige Unterbrechung im Rahmen der formalen Elternzeit den Lohn um 5 %, und zwar unabhängig davon, ob die Unterbrechung 4 oder 10 Jahre zurückliegt. Sonstige Unterbrechungen führen bei Frauen im Jahr nach der Auszeit zu 14 % Lohneinbußen (Beblo und Wolf 2003, S. 566).
Die Anzahl der Arbeitslosigkeits-Episoden erweist sich hier nicht als signifikant; ebenso wenig eine Interaktion zwischen Dauer und Anzahl. Allein die Dauer der Arbeitslosigkeit wirkt sich negativ auf den Wiederbeschäftigungslohn aus (Kasten 2008, S. 150 f.).
Hingegen wirken sich andere Nichterwerbstätigkeitsphasen bei Frauen mit zunehmender Häufigkeit negativ auf den Bruttostundenlohn aus. Der Lohn reduziert sich je nach Modellspezifikation zwischen 3,8 % und 9,7 % pro Erwerbsunterbrechung (Kasten 2008, S. 154 f.). Deutlich höhere Lohneinbußen zeigen sich in Ostdeutschland, insbesondere für Frauen (8–18 % pro Jahr Arbeitslosigkeit im Vergleich zu 4–12 % für Männer) (Kasten 2008, S. 158 ff.).
Hingegen führen in dieser Untersuchung vor allem Erwerbsunterbrechungen aufgrund von Kindererziehungszeiten zu deutlich höheren Lohnverlusten für Frauen (18,3 % bei Wiedereinstieg in den Arbeitsmarkt, 13 % fünf Jahre danach) (Kunze 2002, S. 20).
„Kausal“ ist in diesem Zusammenhang so zu verstehen, dass ein Effekt einer bestimmten Variable eindeutig zugerechnet werden kann.
Aus theoretischen Gründen erscheint es plausibler, Personen mit kurzen Phasen von Sucharbeitslosigkeit der Vergleichsgruppe zuzuordnen als sie (wie die Langzeitarbeitslosen) aus der Untersuchung auszuschließen. Dadurch besteht die Vergleichsgruppe nicht nur aus Personen mit lückenlosen Erwerbsbiographien, sondern auch aus solchen mit kurzen Phasen der Sucharbeitslosigkeit, von denen theoretisch angenommen werden kann, dass sie sich bisweilen sogar positiv auf die weitere Erwerbskarriere auswirken.
Dadurch, dass nur das Monatseinkommen (in Entgeltpunkten) erhoben wird, lässt sich jedoch nicht feststellen, ob die Einkommenseinbußen durch geringere Wiedereinstiegsgehälter oder durch Teilzeitbeschäftigung zustande kommen.
Die Signifikanz der Altersgruppenunterschiede ergibt sich aus dem gemeinsamen OLS-Modell für alle Altersgruppen mit Interaktionseffekten zwischen Treatment und Altersgruppe.
Wiederum ist hier darauf hinzuweisen, dass wir keinen Stundenlohn, sondern monatliche Einkommen berechnen, die also Unterschiede in der Arbeitszeit mit einbeziehen. Selbst mit dieser Einschränkung sind die finanziellen Einbußen, die auf Lohnflexibilität (inkl. Arbeitszeitveränderungen) beruhen, deutlich geringer als die Einkommenseinbußen durch diskontinuierliche Beschäftigung nach Arbeitslosigkeit.
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Die Arbeit an diesem Artikel wurde ermöglicht durch die finanzielle Förderung des Projekts zur „Alterssicherung von Menschen mit flexiblen Erwerbsbiographien in Deutschland“ durch die Baden-Württemberg Stiftung im Rahmen des Eliteprogramms für Postdoktorandinnen und Postdoktoranden
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Strauß, S., Hillmert, S. Einkommenseinbußen durch Arbeitslosigkeit in Deutschland:. Köln Z Soziol 63, 567–594 (2011). https://doi.org/10.1007/s11577-011-0151-4
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