Aktuelle Neurologie 2012; 39(08): 404-411
DOI: 10.1055/s-0032-1327217
Aktuelles Thema
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Das „Neurovaskuläre Netz Ruhr“

Konzeption und Umsetzung eines dezentralen Netzwerks zur flächendeckenden neurovaskulären Maximalversorgung akuter Schlaganfallpatienten in der Metropolenregion RuhrThe “Neurovascular Net Ruhr”Concept and Implementation of a Transregional Network to Optimize Neurovascular Treatment of Acute Stroke Patients in the Ruhr District
J. Eyding
1   Neurologische Universitätsklinik, Knappschaftskrankenhaus Bochum
,
C. Weimar
2   Klinik für Neurologie, Universitätsklinikum Essen
,
F. Brassel
3   Klinik für Radiologie und Neuroradiologie, Klinikum Duisburg
,
M. Kitzrow
4   Klinikum Bergmannsheil, Neurologische Klinik des Universitätsklinikums Bochum
,
C. Krogias
5   St. Josef-Hospital, Neurologische Klinik des Universitätsklinikums Bochum
,
G. Rudel
6   Klinik für Neurologie, Klinikum Dortmund
,
R. Weber
7   Klinik für Neurologie, Alfried-Krupp-Krankenhaus Essen
,
W. Weber
8   Klinik für Radiologie und Neuroradiologie, Klinikum Vest Recklinghausen
,
E. W. Busch
9   Klinik für Neurologie, Evangelische Kliniken Gelsenkirchen
,
Für die Arbeitsgemeinschaft Nordwestdeutscher Stroke Zirkel e. V., das Netzwerk Schlaganfall Ruhrgebiet (die neurologischen Kliniken im Ruhrgebiet) und das Neuroradiologische Netz Ruhrgebiet › Author Affiliations
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Publication Date:
24 October 2012 (online)

Zusammenfassung

Hintergrund: In der Akutbehandlung des ischämischen Schlaganfalls sind für die Thrombolyse und die Stroke-Unit-Behandlung positive Effekte auf den Krankheitsverlauf nachgewiesen. Datenanalysen zeigen, dass die Behandlungsquoten regional stark variieren und meist unter einer erstrebenswerten Versorgungsquote bleiben. In das Verfahren der mechanischen Rekanalisierung wird viel Hoffnung gesetzt, auch wenn randomisierte Studien zu Komplikationen und Outcome bisher fehlen. Im Ruhrgebiet haben sich 27 neurologische und 9 neuroradiologische Kliniken zum „Neurovaskulären Netz Ruhr“ (NNR) zusammengeschlossen, um die genannten Therapiemodalitäten möglichst vielen Patienten verfügbar zu machen.

Methoden: Darstellung der Aktivitäten zur Bildung eines überregionalen neurovaskulären Netzwerks zur Verbesserung der Versorgungsqualität akuter Schlaganfallpatienten, insbesondere zur flächendeckenden Bereitstellung spezifischer Behandlungsmöglichkeiten.

Ergebnisse: Vier Faktoren der strukturierten Netzwerkbildung werden identifiziert und dargestellt:

  1. Formalisierte Kooperation der im Ruhrgebiet vertretenen neurologischen und neuroradiologisch-interventionellen Abteilungen.

  2. Entwicklung gemeinsamer Qualitätsstandards in Form von Manualen und eines verbindlichen überregionalen Zuweisungskonzepts für interventionelle Therapien.

  3. Technische Vernetzung aller radiologischen Befundsysteme zum vereinfachten zeitkritischen Datenaustausch.

  4. Bildung einer Datenbank zur Qualitätssicherung prozeduraler Behandlungsdaten und klinischen Verlaufsbeurteilung.

Diskussion: Unterschiedliche Konzepte regionaler Versorgungsstrukturen versuchen die Lyserate zu erhöhen und das Potenzial interventioneller Behandlungsansätze für möglichst viele Patienten umzusetzen. Neben der Zentrumsbildung mit maximaler Expertise können möglicherweise auch Netzwerke, die auf die Optimierung der Behandlungsstrukturen und Patientenflüsse abzielen, dies realisieren. Die Versorgungsstruktur im Ruhrgebiet mit vielen neurologischen und neuroradiologischen Kliniken ermöglicht eine modellhafte Vernetzung durch einheitliche Fachstandards und strukturelle Maßnahmen zur flächendeckenden und durchgängigen Bereitstellung interventioneller Verfahren. Die Bewertung der durchgeführten Maßnahmen wird eine überregionale prospektive Datenakquisition erbringen.

Abstract

Background: Thrombolysis with rt-PA and stroke unit treatment are the only evidence-based therapies for acute ischaemic stroke patients. However, several studies show a regional variability in rates of thrombolysis and an overall potential for improvcement. Mechanical recanalisation is a promising therapeutic option, but no randomised trials have yet proven its efficacy. To optimise the comprehensive neurovascular treatment of acute stroke patients, the “Neurovascular Net Ruhr” was initiated as one of several networks in Germany.

Methods: A presentation is given of systematic activities in the implementation of a transregional neurovascular network to improve acute stroke care treatment and to provide specific neurointerventional treatment options.

Results: Four components in the network concept are identified and presented: (i) cooperation of neurological and interventional-neuroradiological departments in the Ruhr district; (ii) development of common quality standards in terms of treatment manuals and transregional allocation concept for neurointerventional therapy; (iii) cross-linking of radiological diagnostic systems to facilitate real-time peer-to-peer file sharing; (iv) development of a data bank for quality assurance of procedural treatment information and long-term outcome.

Discussion: Several approaches in acute stroke treatment currently try to increase the rate of systemic thrombolysis and investigate the potential benefit of neurointerventional therapies. Besides the establishment of neurovascular centres offering acute stroke treatment including mechanical revascularisation, networks are being established to increase specific stroke treatment and improve patient transferals. Patient-centred care structures in the Ruhr area provide an exemplary cooperation through standardised workflows and area-wide and continuous provision of interventional therapies. Implementation and outcome quality will be analysed by a region-wide prospective data bank.