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BY-NC-ND 4.0 license Open Access Published by De Gruyter March 14, 2017

Gesundheitskompetenz, subjektive Gesundheit und Gesundheitsverhalten bei Studierenden

Health literacy, self-assessed health status and health behaviour among students
  • Kristin Schultes EMAIL logo
From the journal Public Health Forum

Zusammenfassung

Erkenntnisse über die Gesundheitskompetenz von Studierenden liegen bisher in Deutschland kaum vor. In einem Studienprojekt der Hochschule Fulda wurde diese im Zusammenhang mit der subjektiven Gesundheit und gesundheitsrelevanten Verhaltensweisen bei Studierenden in Fulda untersucht. Während zwischen der Gesundheitskompetenz und der subjektiven Gesundheit ein Zusammenhang ermittelt werden konnte, zeigen sich Assoziationen zu Verhaltensweisen nur bei einzelnen Variablen, wie z.B. beim Obstkonsum.

Abstract

Until now, few findings about health literacy of German students exist. Therefore, health literacy was investigated in connection with self-assessed health status and health-related behaviors among students in Fulda. The results show an association between health literacy and self-assessed health status. Health literacy and health behaviors are only associated with single variables.

Hintergrund und Fragestellung

Gesundheitskompetent zu sein, bedeutet im Alltag Entscheidungen treffen zu können, die für die eigene Gesundheit von Bedeutung sind [1]. Eine hohe Gesundheitskompetenz sollte also Einfluss auf gesundheitsrelevante Verhaltensweisen und auf die subjektive Gesundheit haben. Studien [2], [3], [4] konnten einen positiven Zusammenhang zwischen der Gesundheitskompetenz und der subjektiven Gesundheit unter Erwachsenen in Deutschland zeigen. Weniger deutlich ist der Zusammenhang zu gesundheitsrelevanten Verhaltensweisen: Während einige Studien eine Assoziation zwischen Gesundheitskompetenz und körperlicher Aktivität stützen [2], [3], [4], liegen widersprüchliche Erkenntnisse über den Zusammenhang zwischen Gesundheitskompetenzen und Obst- und Gemüseverzehr oder gesundheitsriskanten Verhaltensweisen vor [2], [3], [4].

Erste Erkenntnisse über die Gesundheitskompetenz von Studierenden liefert eine Studie in Göttingen. In einer Online-Befragung im Wintersemester 2013/2014 untersuchten Göring und Rudolph [5] die Gesundheitskompetenz von sportlich aktiven und nicht-aktiven Studierenden. Studierende, die regelmäßig oder intensiv Sport trieben, wiesen eine höhere Gesundheitskompetenz als sportlich Inaktive oder Gelegenheitssportler auf.

Ziel eines studentischen Projekts war es, die Gesundheitskompetenz bei Studierenden der Hochschule Fulda zu untersuchen und den Zusammenhang zur subjektiven Gesundheit und gesundheitsrelevanten Verhaltensweisen zu prüfen.

Vorgehen

Im Januar und Februar 2016 wurden Studierende aus vier Fachbereichen der Hochschule Fulda während regulärer Lehrveranstaltungen schriftlich befragt. Eingeschlossen wurden Studierende aus Bachelor-Studiengängen, die im ersten oder fünften Semester eingeschrieben waren. Die Gesundheitskompetenz wurde mit der Kurzversion des HLS-EU-Fragebogens gemessen [6]. Studierende sollten dabei beispielsweise angeben, wie einfach bzw. schwierig es ihrer Meinung ist, zu verstehen, was der Arzt sagt oder Gesundheitswarnungen vor Verhaltensweisen wie Rauchen, wenig Bewegung oder übermäßigen Trinkens zu verstehen. Aus den 16 Items wurde ein Summenscore gebildet und anschließend in die Kategorien der niedrigen und hohen Gesundheitskompetenz zusammengefasst. Zusätzlich wurden das Ernährungsverhalten, die körperliche Aktivität und der Alkohol- und Tabakkonsum sowie die subjektive Gesundheit erhoben [7], [8]. Zur Erfassung der subjektiven Gesundheit wird die Selbsteinschätzung des eigenen Gesundheitszustandes verwendet, dabei werden persönliche und soziale Dimensionen des eigenen Empfindens abgebildet [9].

In die Analyse wurden Angaben von 533 Studierenden einbezogen, 71% (n=377) der Befragten waren weiblich, 29% (n=156) männlich. Die Mehrheit der Befragten war zwischen 20 bis 24 Jahren (61%, n=324), jeweils ein knappes Fünftel der Befragten war 19 Jahre und jünger (17%, n=88) bzw. zwischen 25 und 29 Jahre (18%, n=94) alt.

Ergebnisse

Etwas mehr als die Hälfte aller Befragten (54%, n=290) wies eine hohe Gesundheitskompetenz auf, 46% der Studierenden (n=243) wurden der Gruppe mit einer niedrigen Gesundheitskompetenz zugeordnet. Im Durchschnitt liegt die Gesundheitskompetenz bei einem Wert von 33,45. Dieser Durchschnittswert liegt etwas unter dem Wert von 34,5, welcher in einem europäischen Ländervergleich für Erwachsene aus Nordrhein-Westfalen ermittelt wurde [4]. Der Gesundheitskompetenz-Index der befragten Studentinnen und Studenten unterschied sich nur geringfügig (w:33,76; m:32,67).

Vier von fünf Studierenden (82%, n=435) schätzten ihre Gesundheit als gut oder sehr gut ein, 16% der Studierenden (n=87) stuften ihre Gesundheit als mittelmäßig ein und nur 2% der Befragten (n=8) bewerteten ihre Gesundheit als schlecht oder sehr schlecht. Aus der Gegenüberstellung von Gesundheitskompetenz und subjektiver zeigt sich tendentiell ein Unterschied zwischen Studierenden mit hoher und niedriger Gesundheitskompetenz: Während 86% der Studierenden mit einer hohen Gesundheitskompetenz (n=247) angaben, eine gute oder sehr gute Gesundheit zu haben, stuften 78% der Studierenden mit einer niedrigen Gesundheitskompetenz (n=188) ihre Gesundheit als mindestens gut ein.

52% der Studierenden mit einer niedrigen und 61% mit einer hohen Gesundheitskompetenz gaben an, täglich Obst und/oder Gemüse zu konsumieren. Weniger deutlich ist der Unterschied bei körperlicher Aktivität: 36,2% der Studierenden mit einer hohen und 32,8% der Studierenden mit einer niedrigen Gesundheitskompetenz gaben an, vier Mal oder öfter pro Woche mindestens 30 Minuten körperlich aktiv zu sein.

In den gesundheitsriskanten Verhaltensweisen, wie Rauchen und Alkoholkonsum, unterscheiden sich Studierende mit hoher und niedriger Gesundheitskompetenz kaum bis gar nicht (Tabelle 1): 80% der Studierenden mit einer niedrigen GK und 78% der Studierenden mit einer hohen GK gaben an, im Monat vor der Befragung Alkohol getrunken zu haben. Unabhängig von der Höhe der Gesundheitskompetenz gab ein knappes Drittel der Studierenden an, mindestens einmal in der Woche Alkohol zu trinken. Eine leichte Tendenz ist beim Rauchen zu erkennen. Zwar rauchen 21% der Studierenden mit hoher und 22% der Studierenden mit niedriger Gesundheitskompetenz, täglich rauchen Studierende mit einer niedrigen Gesundheitskompetenz etwas mehr als die mit einer hohen (68% vs. 64%).

Tabelle 1:

Gesundheitskompetenz und subjektive Gesundheit sowie gesundheitsrelevante Verhaltensweisen.

Studierende mit einer hohen GesundheitskompetenzStudierende mit einer niedrigen Gesundheitskompetenz
Gesundheitszustand
 Subjektive Gesundheit (mind. gut)85,8% (n=247)77,7% (n=188)
 Gesundheitliches Problem35,9% (n=104)32,5% (n=79)
Gesundheitsverhalten
 Körperliche Aktivität (mind. 4-mal/Woche)36,2% (n=88)32,8% (n=95)
 Obst- und/oder Gemüsekonsum (täglich)61,4% (n=175)52,3% (n=124)
 Alkoholkonsum (Monatsprävalenz)78,1% (n=207)80,1% (n=177)
  davon mind. 1-mal/Woche29,7% (n=68)30,3% (n=59)
 Raucher/innen20,5% (n=58)21,9% (n=51)
  davon täglich63,9% (n=39)67,9% (n=36)

Quelle: eigene Darstellung.

Diskussion

Auch in der Fuldaer Studie an Studierenden konnte ein Zusammenhang zwischen Gesundheitskompetenz und subjektiver Gesundheit gezeigt werden, nur teilweise aber zwischen Gesundheitskompetenz und gesundheitsrelevanten Verhaltensweisen [vgl. 2–4]. Assoziationen zu körperlicher Aktivität waren weniger deutlich. Für die Operationalisierung wurde auf bewährte Instrumente bzw. Items zurückgegriffen; eine kritische Diskussion der Validität dieser Instrumente konnte allerdings nicht geführt werden. So ist es möglich, dass sowohl die Bewertung der eigenen Gesundheitskompetenz wie auch der subjektiven Gesundheit auf die gleichen persönlichen Überschätzungen zurückzuführen sind. Gesundheitsrelevantes Alltagshandeln umfasst ein breiteres Spektrum an Dimensionen als die bislang benutzten Items zur Messung von Gesundheitsverhalten. Bislang fehlen zudem Längsschnittstudien, die Aussagen über Kausalitäten zulassen. Eine hohe subjektive Gesundheit könnte auch zu einer hohen Einschätzung der eigenen Gesundheitskompetenz führen.

  1. Conflicts of interest: Alle Autoren tragen Verantwortung für den gesamten Inhalt dieses Artikels und haben der Einreichung des Manuskripts zugestimmt. Finanzierung: Die Autoren erklären, dass sie keine finanzielle Förderung erhalten haben. Interessenkonflikt: Die Autoren erklären, dass kein wirtschaftlicher oder persönlicher Interessenkonflikt vorliegt. Ethisches Statement: Für die Forschungsarbeit wurden Daten mittels einer schriftlichen Befragung erhoben. Die Teilnahme war freiwillig, datenschutzrechtliche Bestimmungen wurden eingehalten.

  2. Conflicts of interest: All authors have accepted responsibility for the entire content of this submitted manuscript and approved submission. Funding: Authors state no funding involved. Conflict of interest: Authors state no conflict of interest. Ethical statement: Data were collected through a written survey for this research work. The participation was voluntary, data protection regulations were fulfilled.

Literatur

1. Kickbusch I. Die Gesundheitsgesellschaft. Megatrends der Gesundheit und deren Konsequenzen für Politik und Gesellschaft. Gamberg: Verlag für Gesundheitsförderung, 2006.Search in Google Scholar

2. Jordan S, Hoebel J. Gesundheitskompetenz von Erwachsenen in Deutschland. Ergebnisse der Studie „Gesundheit in Deutschland aktuell“ (GEDA). Bundesgesundheitsblatt 2015;58:942–50.10.1007/s00103-015-2200-zSearch in Google Scholar PubMed

3. Zok K. Unterschiede bei der GK. Ergebnisse einer bundesweiten Repräsentativ-Umfrage unter gesetzlich Versicherten. WIdO-monitor 2014;11:1–12.Search in Google Scholar

4. HLS-EU Consortium Comparative Report on Health Literacy in eight EU Member States. The European Health Literacy Survey HLS-EU, 2012.Search in Google Scholar

5. Göring A, Rudolph S. Die GK von Studierenden in Abhängigkeit von sportlicher Aktivität. In: Göring A, Möllenbeck D, (Hg.). Bewegungsorientierte Gesundheitsförderung an Hochschulen. Hochschulsport: Bildung und Wissenschaft, Bd. 3. Göttingen: Universitätsverlag Göttingen, 2015.10.17875/gup2015-811Search in Google Scholar

6. HLS-EU Consortium. HLS-EU-Q16. The European Health Literacy Survey Questionnaire-short version, 2012.Search in Google Scholar

7. HLS-EU Consortium. HLS-EU-Q86. The European Health Literacy Survey Questionnaire -original extended matrix and concept-related version, 2011.Search in Google Scholar

8. Robert Koch-Institut (Hrsg). Daten und Fakten: Ergebnisse der Studie: Gesundheit in Deutschland aktuell 2012. Beiträge zur Gesundheitsberichterstattung des Bundes. RKI. Berlin, 2014.Search in Google Scholar

9. Rober Koch-Institut (Hrsg). Daten und Fakten: Ergebnisse der Studie >Gesundheit in Deutschland aktuell 2010<. Beiträge zur Gesundheitsberichterstattung des Bundes. RKI. Berlin, 2012.Search in Google Scholar

Online erschienen: 2017-03-14
Erschienen im Druck: 2017-03-01

©2017 Walter de Gruyter GmbH, Berlin/Boston

This work is licensed under the Creative Commons Attribution-NonCommercial-NoDerivatives 4.0 License.

Downloaded on 30.5.2024 from https://www.degruyter.com/document/doi/10.1515/pubhef-2016-2115/html
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