Klin Monbl Augenheilkd 2009; 226(9): 692
DOI: 10.1055/s-0028-1109736
Editorial

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

„Schwere Tamponaden: Einführung in das Thema”

”Introduction to heavy vitreous tamponades”H. Helbig1 , A. M. Joussen1
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Publication Date:
11 September 2009 (online)

Die vitreoretinale Chirurgie ist eine relativ junge Subspezialität in der Augenheilkunde. Sie erlebte in den letzten 30 Jahren eine enorme Entwicklung. Wesentlich daran beteiligt war die Einführung immer neuer Hilfsmittel, die die Eingriffe sicherer machten und die Indikationen ständig erweitert haben. Weitwinkel-Beobachtungssysteme, konventionelle Silikontamponade, Perfluorcarbone oder die Anwendung von Farbstoffen seien hier als Beispiele genannt. Andererseits haben wir auch erlebt, wie manche Operationstechniken aufkamen, mit großer Begeisterung eingeführt wurden und eine weite Verbreitung erfuhren, aber nach kurzer Zeit wieder praktisch verschwanden. Denken wir an die chirurgische Extraktion subretinaler Neovaskularisationen, die Makularotation oder die radiäre Opticus-Neurotomie (RON).

Vor einigen Jahren wurden schwere Silikone als Tamponade für den Glaskörperraum eingeführt. Ihr Stellenwert für die Routineversorgung ist aber nach wie vor unklar. Das vorliegende Heft der „Klinischen Monatsblätter für Augenheilkunde” greift diese Fragestellung auf. Der aktuelle Wissenstand wird dargestellt, aber auch der Versuch einer (zwangsläufig subjektiven) Bewertung vorgenommen.

In der ersten Arbeit beschreibt A. Joussen [4] theoretische Anforderungen sowie physikalische und chemische Grundlagen schwerer Tamponaden, sowie mögliche zukünftige Verbesserungen.

Engelmann und Becker [1] geben eine Übersicht über klinische Anwendungen der schweren Silikontamponaden. Dabei wird vor allem auf die Vorteile abgestellt. Im Sinne des zweiten Teiles einer „pro und contra” Erörterung stellen Helbig und Gabel [3] die Gegenposition dar und listen Nachteile und Gegenargumente gegen eine breite Anwendung der neuen Hilfsmittel.

Nach diesen Übersichtsartikeln berichten Regler et al. [5] über die Ergebnisse der schweren Silikontamponade bei Augen mit komplizierter Netzhautablösung. In dieser großen retrospektiven Serie zeigten sich relativ enttäuschende Langzeitergebnisse, allerdings an einem Patientengut mit fortgeschrittenen Befunden und primär schlechter Prognose. Alternative Indikationen, insbesondere Makulaforamina und zentrale Ablationes bei hoher Myopie beschreibt Heimann [2]. Abschließend werden von Szurman et al. [6] Möglichkeiten der protrahierten Freisetzung von Medikamenten aus Glaskörperersatzstoffen dargestellt.

Das Schwerpunktheft „Schwere Glaskörpertamponaden” soll dem interessierten Augenarzt einen Einstieg in die Problematik ermöglichen. Die Arbeiten zeigen aber auch, dass eine abschließende Beurteilung nach aktuellem Wissensstand noch nicht möglich ist und abzuwarten bleibt, ob schwere Silikone sich durchsetzen werden, oder nur ein vorübergehendes Intermezzo in der vitreoretinalen Chirurgie darstellen.

Literatur

  • 1 Engelmann K,, Becker K A. Schwere Silikonöl-Endotamponade – eine gute Ergänzung zur konventionellen Endotamponade.  Klin Monatsbl Augenheilkd. 2009;  226 699-704
  • 2 Heimann H. Alternative Indikationen schwerer Silikonöle.  Klin Monatsbl Augenheilkd. 2009;  226 713-717
  • 3 Helbig H,, Gabel V P. Sind schwere Silikone in der vitreoretinalen Chirurgie überflüssig?.  Klin Monatsbl Augenheilkd. 2009;  226 705-706
  • 4 Joussen A M, , Kugler W,, Lingenfelder C. Schwere Tamponaden – Hintergrund und Zukunftsperspektiven.  Klin Monatsbl Augenheilkd. 2009;  226 693-698
  • 5 Regler R. et al . Long-Term Evaluation of Anatomic and Functional Results after Complicated Retinal Detachment Treated with Pars Plana Vitrectomy and Heavy Silicone Oil Tamponade.  Klin Monatsbl Augenheilkd. 2009;  226 707-712
  • 6 Szurmann P. et al . Glaskörperersatz als Möglichkeit zur protrahierten Freisetzung von Medikamenten im Glaskörper.  Klin Monatsbl Augenheilkd. 2009;  226 718-724

Prof. Dr. Horst Helbig

Augenklinik, Universitätsklinikum Regensburg

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Prof. Dr. Antonia M. Joussen

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