Aktuelle Dermatologie 2002; 28(3): 61
DOI: 10.1055/s-2002-25233
Editorial
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Innovation in Anwendung und Applikation

Innovation in Practice and ApplicationE.  G.  Jung1
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Publication History

Publication Date:
19 April 2002 (online)

Innovation ist ein wesentliches Element der Forschung, in der Medizin auch der klinischen Forschung, wo es um die Prüfung von Hypothesen zur Wirksamkeit und zur Unbedenklichkeit von Therapeutika und Therapien geht und wo stichhaltige, aussagestarke Daten gewonnen, verarbeitet und präsentiert werden müssen. Evidenz muss durch innovative Bemühungen erreicht und dargestellt werden, sie muss vermittelbar und glaubwürdig sein, sowohl für den indizierenden Arzt und den anwendenden Patienten. Sie muss der forschenden und klinischen Öffentlichkeit durch Publikation in dazu vorhandenen Fachzeitschriften rasch und nachhaltig (zitierfähig) mitgeteilt werden. Sie muss auch „marketingfähig” sein auf den dazu möglichen und geeigneten Wegen. Für beide Anliegen steht unsere dermatologische Fachzeitschrift „Aktuelle Dermatologie” für den deutschsprachigen Raum zur Verfügung. Sie hat sich dazu bestens bewährt.

Die klinische Forschung und die Grundlagenforschung in der Medizin sind eingereiht in die internationale Forschungslandschaft, die sich über alle Fakultäten erstreckt; besonders eng aber sind sie verknüpft mit der Forschung in den „Lebenswissenschaften”, wozu sie eigentlich auch gehören.

Wissenschaftliche Leistung wird und muss publiziert werden. Dies ist nicht nur Dokumentation, sondern dient auch der Qualitätsbewertung der Forscher bei Stellenbewerbungen und bei der Einwerbung von Forschungsmitteln. Das hat dazu geführt, dass die Zahl der wissenschaftlichen Publikationen unglaublich gestiegen ist, die Qualität sehr heterogen wurde, derweil die Zahl der wissenschaftlichen und klinischen Fachzeitschriften ins Unermessliche stieg. Hinzu kommt eine sehr verfeinerte internationale Spezialisierung und eine sprachliche Regionalisierung. Daraus folgt zwingend, dass Publikationen und Publikationsorte differenzierter zu bewerten sind. Zu diesem Zweck hat das „Institut for Scientific Information” (ISI) in Philadelphia besondere Kriterien zur Verfügung gestellt. Der „Science Citation Index” und der „Journal Impact Factor” sind solche, die auf der Überlegung basieren, dass eine große Aufmerksamkeit eines Artikels in der jeweiligen Fachwelt mit dessen Qualität korreliert. Die Aufmerksamkeit wird anhand der Häufigkeit der Zitierung gemessen. Die Aussagekraft dieser Instrumente wird oft diskutiert und eingeschränkt, der Bedarf weiterer Angaben und Kriterien zur Beurteilung von Forschungsleistungen ebenso wie zur Qualifizierung der Forscher hingegen ist unbestritten. Kaum erfasst werden Publikationen klinischen Inhaltes und Therapiestudien, die wegen ihrer praktischen und dadurch regionalen Bedeutung auch in der Sprache der Region abgefasst werden. Dazu gehört auch unsere Fachzeitschrift „Aktuelle Dermatologie” - leider und trotz aller Bemühungen. Dennoch sind Publikationen von Innovation in Anwendung und Applikation dermatologischer und kosmetischer Präparate wichtig und, wenn sie Hypothesen mit Evidenz belegen, auch von bleibender Bedeutung. Sie sind aber auch dann bedeutsam, wenn sie Hypothesen verwerfen: gleichsam den postulierten Wirkungen diese absprechen oder Unbedenklichkeiten nicht bestätigen können.

Solches bietet das vorliegende Themenheft über Innovation und Applikation in reicher Fülle. Innovative Produkte werden beurteilt, die produkt- und anwendungsbezogene Problematik der Messmethoden kommt zur Sprache und neue Indikationen innovativer Produkte werden ausgelotet. Dabei zeigt sich auch in schöner Weise, dass solche Unterfangen nur dann gelingen und befriedigen, wenn die unabhängige Prüfstelle (Klinik oder Institut) eng und kontinuierlich mit dem Anwendungsinteressenten (Hersteller, Vertreiber etc.) zusammenarbeitet. Dies betrifft die Planung, die Wahl oder die Entwicklung der geeigneten Methodik, die Durchführung der Prüfung einschließlich des Monitoring, die Auswertung und endlich auch die Publikation ebenso wie mögliche Marketingstrategien. Nur wenn beide Seiten gleichermaßen von den Studien und deren Resultate profitieren, ist der Erkenntnisgewinn sinnvoll und weiterführend. Es muss aber auch der Aufwand, personell und finanziell, im Gleichgewicht abgedeckt werden, damit allseitig von Nutzen gesprochen werden kann.

Prof. Dr. E. G. Jung

Maulbeerweg 20

69120 Heidelberg

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