PiD - Psychotherapie im Dialog 2006; 7(2): 203-208
DOI: 10.1055/s-2006-932631
Aus der Praxis
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Körperorientierte Gestalttherapie: Heilende Aufmerksamkeit im Dialog

Andreas  Remmel, Hildegund  Heinl †
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Publication Date:
24 May 2006 (online)

Zusammenfassung

Chronische Schmerzsyndrome des muskuloskeletalen Systems können Symptome posttraumatischer Belastungsstörungen und hoch aversiver autobiografischer Erfahrungen, wie die von Misshandlung oder Vernachlässigung, sein. Sie sind oft mit Angsterkrankungen und depressiven Syndromen verschränkt. Das Muskel-Sehnen-Ansatz-System kann als ein mögliches „Stress-Organ” angesehen werden. Erlebniseinheiten des Stressgeschehens sind Episoden, in denen der Organismus mit allen Körperreaktionen, Affekten, Handlungsbereitschaften und Bewegungsimpulsen in diese Transaktionen einbezogen ist. Die körperorientierte Gestalttherapie, wie sie in der Psychosomatischen Orthopädie entwickelt wurde, ist ein explorativer Ansatz, mit dessen Hilfe Somatisierungsprozesse in ihrem Zeichencharakter verstanden, dekodiert und behandelt werden können. Sie wendet achtsamkeitsbasierte Verfahren der Bewusstseinsforschung interaktionell zur Aufschlüsselung und Behandlung von Somatisierungsprozessen an. Der Beitrag stellt Hintergründe, theoretische Konzepte, Methoden und praktische Vorgehensweisen der körperorientierten Gestalttherapie zusammenfassend dar.

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Korrespondenzadresse:

Dr. Dr. Dipl.-Psych. Andreas Remmel

Zentralinstitut für Seelische Gesundheit (ZI) Mannheim
Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie
Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg-Mannheim, J 5

Postfach 122120
68072 Mannheim

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