Erschienen in:
01.02.2015 | Allgemeinanästhesie
Anästhesiologisches Management zur Wachkraniotomie
Schlaf-Wach-Schlaf-Technik oder ohne Sedierung
verfasst von:
M. Seemann, N. Zech, B. Graf, Prof. Dr.med. Dr. rer. nat. E. Hansen
Erschienen in:
Die Anaesthesiologie
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Ausgabe 2/2015
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Zusammenfassung
Eine Wachkraniotomie ist induziert bei der tiefen Hirnstimulation (THS) zur Therapie bestimmter Bewegungsstörungen wie M. Parkinson und bei der Operation von Hirntumoren nahe der Sprachregion. Standard dafür ist die sog. Schlaf-Wach-Schlaf-Technik, bei der die Narkose oder Analgosedierung für die neurologischen Testungen intermittierend unterbrochen wird. Bei der THS weisen die Stereotaxie, die Mikroelektrodenableitung und die intraoperative Symptomverbesserung auf die optimale Position der Sonden hin. In der Tumorchirurgie zeigt die elektrische Stimulation auf der Hirnoberfläche die individuelle Lage der zu schützenden eloquenten und motorischen Zentren an.
Das anästhesiologische Vorgehen ist recht variabel und stellt eine Gratwanderung zwischen Überdosierung mit Beeinträchtigung von Atmung und Vigilanz und Unterdosierung mit Schmerz und Stress dar. Bei allgemein guter Akzeptanz werden doch regelmäßig und z. T. erhebliche Komplikationen berichtet, und die psychische Belastung des Patienten kann beträchtlich sein. Zudem ist ein Gefühl des Alleingelassen- und Ausgeliefertseins nicht adäquat mit Pharmaka zu behandeln. Die Testung ist andererseits umso aussagekräftiger, je weniger der Patient mit Anästhetika belastet ist. Eine kraniale Leitungsanästhesie kann helfen, Medikamente einzusparen, da sie besser als lokale Infiltrationen Schmerzfreiheit am Kopf gewährleisten kann. Zusammen mit einer vertrauensvollen therapeutischen Beziehung und einer spezifischen Kommunikation, die u. a. zu einer Dissoziation an einen inneren Wohlfühlort und einer Uminterpretation störender Geräusche anregt, kann ganz auf eine Sedierung und ganz oder weitgehend auf eine zusätzliche Opioidgabe verzichtet werden. Jede der verwendeten Wachkraniotomiemethoden kann von den Prinzipien dieser Wach-Wach-Wach-Technik profitieren.