Erschienen in:
01.06.2015 | Hauptbeiträge
Bewegungskoordination und Schulerfolg?
Feldstudie zum Einfluss einer Bewegungsintervention auf koordinative und schulische Leistungen in der Sekundarstufe I
verfasst von:
Tim Dirksen, Karen Zentgraf, Heiko Wagner
Erschienen in:
German Journal of Exercise and Sport Research
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Ausgabe 2/2015
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Zusammenfassung
Aktuelle Studien haben gezeigt, dass starke Assoziationen zwischen der koordinativen und schulischen Leistungsfähigkeit von Kindern bestehen. Trotz dieser Erkenntnisse mangelt es an schulbasierten Interventionsstudien, die sich mit dem möglichen Einfluss eines gezielten koordinativ ausgelegten Bewegungsprogramms auf die schulischen Leistungen von Schülerinnen und Schülern auseinandersetzen. Aus diesem Grund wurde in der vorliegenden Interventionsstudie mit Kontrollgruppendesign und Messwiederholung untersucht, inwiefern sich ein 20-wöchiges Koordinationstraining bei Kindern der Jahrgangsstufe 6 positiv auf deren koordinative und schulische Leistungsfähigkeit auswirkt. Sowohl die koordinativen Leistungen (in den Bereichen Gleichgewicht, räumliche Orientierung, kinästhetische Differenzierung und Auge-Hand-Koordination) als auch die schulischen Leistungen (in den Bereichen Lesen, Schreiben und Mathematik) wurden mit ökonomischen, weitestgehend standardisierten Testverfahren erfasst. Für die Analyse von Entwicklungsdifferenzen zwischen Interventions- und Kontrollgruppe wurden einfaktorielle Varianzanalysen mit Messwiederholung durchgeführt. Die Ergebnisse zeigen, dass sich die Interventionsgruppe schon bei geringer Trainingsdosis in zwei koordinativen Leistungsbereichen (kinästhetische Differenzierung, Auge-Hand-Koordination) sowie in einem schulischen Leistungsbereich (Schreiben) signifikant stärker verbessern konnte als die Kontrollgruppe. Insgesamt muss die Befundlage aber noch als indifferent bezeichnet werden, sodass der Wirkungsgrad der Intervention nicht klar von anderen Einflussfaktoren wie der Motivation oder der psychophysischen „Tagesform“ abgegrenzt werden kann. Durch eine Veränderung der Interventionsqualität hinsichtlich einer unmittelbaren Kopplung koordinativer Aufgaben an kognitive Anforderung sowie eine optimierte Anpassung der Testverfahren an das Setting Schule könnten möglicherweise weiterführende Erkenntnisse gewonnen werden.